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Ein Einblick in das Leben eines Berufsdetektivs. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Glauben an die Menschheit verloren" – Berufsdetektiv packt aus

Berufsdetektiv Uwe Marent gewährt Einblicke in eine Vorarlberger Welt voller Verrat, Misstrauen und menschlicher Abgründe.

Er weiß, wer lügt. Er sieht, was andere verbergen. Und wenn Uwe Marent auftaucht, steht oft eine Wahrheit bevor, die alles verändert. Seit über 17 Jahren deckt der Vorarlberger Berufsdetektiv Affären, Betrug und Abgründe auf – diskret, legal und gnadenlos ehrlich.

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Was treibt ihn an? Was erlebt er wirklich hinter den Fassaden des „Ländles“? Und warum zerbrechen Menschen manchmal an dem, was er ihnen zeigt?

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"Wir sind keine Stalker" – Aber was ist ein Berufsdetektiv dann?

Ein Berufsdetektiv ist kein Serienheld mit Sonnenbrille und Ferrari – sondern ein Profi, der sich mit Geduld, Technik und rechtlichem Fingerspitzengefühl durch das Dickicht menschlicher Abgründe kämpft. Er beobachtet, dokumentiert, beweist – aber nie ohne rechtliches Interesse.

Uwe Marent erklärt es so: "Wenn jemand zu mir kommt und sagt: ‚Beobachten Sie meinen Freund, ich will wissen, ob er treu ist‘ – dann lehne ich ab. Es reicht nicht, einfach neugierig zu sein. Aber wenn etwa ein begründeter Verdacht auf Ehebruch besteht, der rechtlich relevant ist – zum Beispiel für ein Scheidungsverfahren –, dann dürfen wir ermitteln."

Oder im strafrechtlichen Kontext: "Wenn dir jemand etwas beschädigt oder du beweisen willst, dass du eine Straftat nicht begangen hast, dann kannst du uns einschalten. Dann besteht ein rechtliches Interesse – und wir dürfen Beweise sammeln."

"Wir sind keine Stalker", stellt Marent klar. Der Unterschied sei gravierend: "Ein Stalker verfolgt jemanden aus persönlicher Obsession – wir arbeiten für den Klienten, mit klar definierten rechtlichen Zielen und moralischen Grenzen."

Häufigsten Aufträge Ehebrüche: "Wer ist überhaupt noch verheiratet?

Die Realität des Detektivberufs sei oft nicht so spannend, wie es klingt. Kein Glamour, kein Action-Dauerfeuer – stattdessen stundenlanges Warten, technisches Rüsten und psychologisches Fingerspitzengefühl. Neben Wirtschaftskriminalität geht es bei Marent häufig um Ehebruch. "Viele glauben es nicht – aber es sind nicht nur junge Paare. Ich hatte eine Klientin, weit über 80, die ihren Mann überführen wollte. Sie hatte recht. Er hatte eine Affäre – und zwar mit einer noch älteren Dame."

Ein anderer Fall drehte sich um eine Frau, die regelmäßig verreiste. Ihr Mann wurde misstrauisch und wandte sich an Marent. "Wir sind ins Ausland gefahren und haben sie observiert", erzählt er. Dort bestätigte sich der Verdacht: "Sie war nicht allein – sondern hatte tatsächlich eine Affäre." Der Moment der Wahrheit war bitter für den Mann: "Er fragte mich nur: 'Kenne ich ihn?' – da musste ich antworten: 'Ich weiß nicht, ob Sie alle kennen.'" Die Frau habe nämlich mehrere Liebhaber getroffen.

"Wir haben wirklich schon so viele Ehebrüche aufgedeckt. Da frage ich mich manchmal: 'Wer ist überhaupt noch verheiratet?'"

Keine Gewinner, nur Verlierer

"Ich werde oft gefragt: 'Gibt es lustige Fälle?' Aber es gibt bei uns keine lustigen Fälle", erzählt der Detektiv. "Es gibt immer einen Verlierer", so Marent nüchtern. "Der Klient verliert das Vertrauen, oft den Partner, und hat viel Geld gezahlt. Der Überführte verliert die Kinder oder die Frau."

Er erinnert sich an einen Fall mit der jüngsten Klientin. Ein junger Mann, noch nicht mal 20 Jahre alt, frisch verheiratet, werdender Vater. Die 18-jährige Ehefrau beauftragte Marent, weil sie das Gefühl hatte, er sei nicht treu. Und auch hier: der Verdacht bestätigte sich.

Was oft vergessen wird: Die Übergabe der Beweise kann zutiefst emotional sein. "Wir laden die Betroffenen zu uns ins Büro, bieten Kaffee, ein Glas Wasser – manchmal auch einen Schluck Whisky", erzählt er. "Manche nehmen es gefasst – weil sie es tief drinnen schon wussten. Bei anderen bricht in dem Moment die ganze Welt zusammen."

Uwe Marent. ©VOL.AT/Emilia Waanders

In besonders schweren Fällen bleibt Uwe Marent und seinem Team nichts anderes übrig, als professionelle Hilfe zu vermitteln. "Dann verweisen wir weiter an Psychologen – denn jeder Mensch steckt so eine Wahrheit anders weg."

"Wir übernehmen die Rolle der Bösen"

Auch wenn Kinder abrutschen – in die Drogenwelt oder gar in die Prostitution – wenden sich verzweifelte Eltern an Marent. In solchen Fällen geht es nicht nur um Beweise, sondern auch Vertrauen. "Wir sagen den Jugendlichen nicht, dass die Eltern uns beauftragt haben. Damit dieses Band nicht endgültig reißt."
Stattdessen schlüpft Marent bewusst in die Rolle des Konfrontierenden: "Wir übernehmen dann die Rolle der Bösen, die etwas herausgefunden haben und es den Eltern gemeldet haben. Nur so bleibt eine Chance, dass die Familie wieder zueinanderfindet", schildert Marent.

Psychische Belastung

So hilfreich seine Arbeit sein kann, so emotional belastend ist sie auch. Besonders, wenn es um Kindesmissbrauch geht. "Als ich noch keine Kinder hatte, habe ich Fälle dieser Art übernommen, weil ich meine Mitarbeiter nicht damit belasten wollte. Jetzt, mit eigener Familie, geht das nicht mehr. Wir nehmen daher solche furchtbaren Geschichten gar nicht mehr an."

Die psychische Belastung ist enorm, auch wenn Marent betont: "Für mich ist das eigentlich nur Arbeit. Aber es gibt schon vereinzelt Fälle – da geht es an die Substanz."

"Ich bin zu bekannt"

Detektivarbeit ist heute Hightech. Großobjektive, versteckte Kameras, Observation. "Heutzutage muss man dank der fortgeschrittenen Technik nicht mehr so nah ran", erklärt Marent. Trotzdem wichtig: "Alles muss legal sein. Beispielsweise kein Betreten fremder Grundstücke. Wir dürfen uns bei unserer Arbeit nur an öffentlich zugänglichen Orten aufhalten." Das Jedermanns-Recht steht hier auf dem Programm. Marent vergleicht seine Tätigkeit mit einem Gutachter.

Der Berufsdetektiv selbst tritt inzwischen nicht mehr selbst auf. "Ich bin zu bekannt – man erkennt mich gleich in Aktion und ruft dann aus Spaß: 'Bist du am Überwachen?' Und dann denke ich mir nur: Jetzt nicht mehr!"

"Vorarlberg ist kein Paradies"

"Vorarlberg ist kein Paradies", warnt Marent. "Wir haben Drogenprobleme, Einbrüche, Gewalt – alles wie in Großstädten, nur eben kleiner." Auch die Zahl an Fällen steigt. Besonders Cyberkriminalität nimmt zu.

Seit 17 Jahren ist der Vorarlberger in seinem Metier unterwegs, mittlerweile als Geschäftsführer seines eigenen Sicherheitsdienstes. Er wirkt gefasst, klar und bodenständig – doch was er sieht, geht nicht spurlos an ihm vorbei. "Nach 17 Jahren habe ich eine andere Sicht auf die Welt. Es ist unglaublich, wie viele Verrückte es gibt und ich habe ein wenig den Glauben an die Menschheit verloren", betont Uwe Marent abschließend.

(VOL.AT)

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