Schüsse während Matura: Neue Details zum Amoklauf in Graz

Nach dem Amoklauf eines 21-Jährigen in seiner ehemaligen Schule in Graz mit zehn Todesopfern am Dienstag werden weitere Details bekannt. So hatten am Dienstag laut der Bildungsdirektion Steiermark Klausuren im Rahmen der mündlichen Matura in dem Gymnasium stattgefunden.
Schüsse in Grazer Gymnasium fielen während Maturaprüfungen
Der bewaffnete Täter hatte am Dienstagvormittag - während der seit Dienstag laufenden Prüfungswoche zur mündlichen Matura - mit einer Schrotflinte und einer Pistole die Schule gestürmt. Nach ersten Notrufen gegen 10.00 Uhr "wegen Schüssen und Schreien", wie es am Dienstag geheißen hatte, trafen nur sechs Minuten später die ersten Streifen mit schwerer Schutzausrüstung an dem Gymnasium ein, eine Minute später auch die Schnelle Interventionsgruppe (SIG), die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) des Landeskriminalamts und 54 schwer bewaffnete Polizisten der Cobra.
Wie der Standortkommandant der Cobra Süd, Kurt Kornberger, der APA am frühen Nachmittag in einem Hintergrundgespräch erklärte, seien die Beamten der Spezialeinheit bereits um 10.08 bzw. 10.09 Uhr im Gebäude gewesen, hätten jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt keine Schüsse mehr wahrgenommen. Nach Kontakt mit einem Lehrer im Foyer eilten die Beamten in den dritten Stock, stießen dort in einem Klassenzimmer zuerst auf zahlreiche Verletzte und Tote und um 10.13 Uhr in einer Toilettenanlage auf den in Folge eines Suizids toten 21-Jährigen. Vier Minuten später konnte das Cobra-Team die Sicherheit für die Rettungskräfte herstellen, die nur wenig später in der Schule eintrafen. Um 10.28 sei letztlich das gesamte Gebäude freigegeben worden.
"Maturantinnen und Maturanten, deren Prüfungen unterbrochen oder ausgesetzt wurden, können selbst entscheiden, ob sie einen Ersatztermin noch vor dem Sommer wahrnehmen möchten oder ob sie erst im Herbst zu ihren Prüfungen antreten wollen", erklärte die Bildungsdirektion auf Anfrage der APA. Unter den Todesopfern und Verletzten des Amoklaufs seien jedoch keine Maturantinnen und Maturanten.
21-Jähriger lebte bei alleinerziehender Mutter
Medienberichte darüber, dass der 21-Jährige in der Vergangenheit gemobbt worden sein soll, wollte die Landespolizeidirektion auch am Mittwoch weiter nicht bestätigen. Auch Details zur Schulkarriere des 21-Jährigen blieben auf Nachfrage vorerst unklar, ebenso wurden auch Berichte über den AMS-Status des 21-Jährigen nicht von der Polizei bestätigt.
Als gesichert gilt laut Polizei nur, dass der 21-Jährige den Wohnsitz bei seiner alleinerziehenden Mutter in Graz-Umgebung hatte. Sein aus Armenien stammender Vater hatte nach der Trennung nicht mehr im Haushalt gelebt.
Tatrekonstruktion in Schule läuft
"Derzeit läuft eine Tatrekonstruktion in der Schule", sagte Polizeisprecher Sabri Yorgun am Mittwochvormittag. Die Ermittler erhoffen sich davon weitere Erkenntnisse. Auch zur Anzahl der gefallenen Schüsse und den Orten der Schussabgabe innerhalb des Gebäudes verwies Yorgun auf die laufende Rekonstruktion. Mehrere Hundert Personen müssten in diesem Rahmen befragt werden. Die Auswertung von Spuren und Datenträgern könnte über die nächsten Tage und Wochen hinweg andauern.
(APA/Red)