AA

Gedenkgottesdienst und Lichtermeer in Graz nach Amoklauf an Schule

Trauer nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule.
Trauer nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule. ©APA/ERWIN SCHERIAU
Nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule sind am Dienstagabend zahlreiche Menschen zu einem Gedenkgottesdienst im Grazer Dom zusammengekommen, um den Opfern zu gedenken. Auch ein Lichtermeer wurde am Grazer Hauptplatz entzündet.
Details zum Täter
Dreitägige Staatstrauer
Amoklauf fordert mehrere Tote

Nach der Attacke in einer Grazer Schule mit elf Toten und einem Dutzend teils lebensgefährlich Verletzten ist am Dienstagabend im Grazer Dom ein Gedenkgottesdienst abgehalten worden. Mehrere Hundert Menschen waren der Einladung der Diözese Graz-Seckau gefolgt. Gekommen war auch die österreichische Regierungs- und die steirische Landesregierungsspitze sowie Vertreterinnen und Vertreter der Stadt.

Großer Andrang bei Gedenkgottesdienst im Grazer Dom

Hunderte tief erschütterte Grazer waren am Dienstagabend in den Dom gekommen, um der Opfer zu gedenken. Viele unter ihnen in schwarzer Bekleidung, manche von ihnen im Freizeitlook, die spontan beschlossen hatten, sich dem Gedenkgottesdienst anzuschließen. Nicht alle fanden einen Sitzplatz in der Kirche und nahmen stehend an der Messe teil. Die Politikspitzen aus Bund und Land erschienen kurz vor 19.30 Uhr und nahmen an dem Gottesdienst vom Chorraum aus teil. Gekommen waren unter anderem Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS), Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS), Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) sowie Regierungsmitglieder ebenso wie Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Graz von der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) abwärts.

Auch Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl war zugegen. Er kam direkt von einem Gespräch mit dem ORF Steiermark, wo er noch um 18.00 Uhr im Radio Steiermark darüber sprach, wie man mit derart Furchtbarem umgeht.

Amoklauf an Grazer Schule "unerträgliche Tat"

Weihbischof Johannes Freitag brachte die Bestürzung, mit der man angesichts der Tragödie in der Grazer Schule konfrontiert ist, zum Ausdruck. "Viele sind fassungslos nach dieser unerträglichen Tat. Tragen wir gemeinsam das Unerträgliche", forderte er die Anwesenden auf. "In solchen Situationen tut es gut, Worte der Hoffnung zu hören und zu sagen", gab er den Versammelten mit.

"Wir sind gekommen, weil uns die Gedanken an die jungen Leute und auch die Eltern der getöteten Jugendlichen, die nun nie mehr nach Hause kommen, nicht aus dem Kopf gehen", sagte ein Ehepaar nach der Messe gegenüber der APA. "Graz erschien mir wie eine heile Welt, aber heute ist ein Stück davon verloren gegangen", sagte eine Dame nach dem Gedenkgottesdienst.

Gottesdienst auch in Schulsprengelkirche St. Vinzenz

Bereits um 18.30 hat unter Polizeischutz in der Grazer Pfarre St. Vinzenz ein Gedenkgottesdienst für die Opfer des Amoklaufs in der Grazer Schule am Vormittag stattgefunden. Die Kirche befindet sich nur unweit des Tatorts und im Sprengel des betroffenen Gymnasiums. Vor dem Eingang der Pfarre waren während des gesamten Gottesdienstes mehrere Beamtinnen und Beamte der Landespolizeidirektion Steiermark postiert.

Er sei noch am Dienstag unmittelbar während des Einsatzes an der benachbarten Schule vorbeigegangen und habe an "die jungen Leute" gedacht, sagte Pfarrer Bernhard Pesendorfer am Abend in seiner Predigt. "In so einem Moment wird einem bewusst, dass es wenig gibt, worauf man im Leben wirklich bauen kann", so der Priester. Dass junge Menschen auf so schreckliche Weise ihr Leben ließen, sei markerschütternd und nicht in Worte zu fassen. Dennoch wolle man allen Toten, Verletzten und betroffenen Angehörigen gedenken und "auf das Miteinander vertrauen".

Zahlreiche Kinder- und Jugendliche waren bei der Messe vor Ort. Auch Blumen wurden dabei abgelegt. Ebenfalls teil nahmen unter anderem Gesundheits- und Integrationsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ), Gemeinderat Tristan Ammerer (Grüne) sowie Alexis Pascuttini, Gemeinderat und Klubobmann des Korruptionsfreien Gemeinderatsklubs (KFG).

Islamische Glaubensgemeinschaft gedachte nach Abendgebet

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) gedachte in den steirischen Moscheen der Opfer um 21.00 Uhr im Anschluss an das tägliche Abendgebet: "Dieses tragische Ereignis macht uns fassungslos und zutiefst traurig. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt den Schülerinnen und Schülern, den Lehrenden und allen Familien, die davon betroffen sind", hielt Mehmet Celebi, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, in einer Aussendung fest. Der Präsident der IGGÖ, Ümit Vural, reagierte in einem ersten Statement heut früh zutiefst betroffen und betonte: "Diese Gräueltat ist nicht in Worte zu fassen. Wir als Gesellschaft müssen in diesen Momenten noch mehr zusammenstehen und füreinander da sein."

Lichtermeer am Grazer Hauptplatz

Nach 21.00 Uhr hatten sich auch noch Hunderte Menschen am Grazer Hauptplatz für ein Lichtermeer versammelt. Sie zündeten Kerzen vor dem Erzherzog-Johann-Brunnen an. Unter den trauernden Menschen waren besonders viele Jugendliche, doch auch Pärchen in Abendkleidung waren zu sehen. Manche umarmten sich und spendeten sich so Trost. Andere brachten Kerzen zu den bereitgestellten, flachen Metallwannen, in denen bereits Hunderte Lichter brannten. Junge Menschen halfen beim Platzieren der Kerzen. Eine Schülerin sprach in der Menge zu ihren Freunden: "Das ist so schlimm", und drückte damit wohl das Gefühl vieler anderer aus, die großteils leise trauernd auf die Kerzen starrten, begleitet von den Kirchenglocken, die um 22.00 Uhr läuteten.

Hinter den Trauernden hing die schwarze Flagge am Grazer Rathaus und vereinzelt standen Betreuerinnen und Betreuer vom Kriseninterventionsteam bereit, um bei Bedarf den Menschen beizustehen. Eine spürbar bedrückte Stimmung erinnerte an das Lichtermeer 2015 nach der Amokfahrt von Alen R. durch die Grazer Herrengasse. Damals folgten Tausende Menschen einem Facebook-Aufruf zu einem "Kerzenmeer".

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Gedenkgottesdienst und Lichtermeer in Graz nach Amoklauf an Schule
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen