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Helena Weber und Christian Netzer im Gespräch

©Literaturhaus Vorarlberg
Was passiert, wenn zwei Persönlichkeiten ohne Vorbereitung, ohne festgelegte Themen und ohne sich vorher begegnet zu sein, gemeinsam auf einer Bühne sitzen?

Genau dieses Experiment wagte das Literaturhaus Vorarlberg im Rahmen des 9. Hohenemser Literaturpreises – mit der Rathaus-Architektin Helena Weber und dem Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer als Gästen.

Im Lauf des Gesprächs wurden Themen wie gesellschaftlicher Wandel, Tempo, Verantwortung und die Rolle von Architektur und Kinderschutz lebendig verhandelt. Dabei zeigte sich schnell: So unterschiedlich die beruflichen Felder der beiden auch sind – viele ihrer Anliegen kreisen um dieselbe Frage: „Wie gestalten wir eine Gesellschaft, die Stabilität gibt und Entwicklung ermöglicht?“

Helena Weber betonte die Verantwortung der Architektur über reine Funktion hinaus: „Architektur ist nicht nur Nutzung, sondern hat auch eine gesellschaftliche Dimension – durch Materialien, Gestaltung und Schönheit.“ Heute stehe man oft unter Druck von vier Seiten: Qualität, Quantität, Terminen und Kosten – doch gerade deshalb brauche es wieder mehr Raum für Anmut und Nachhaltigkeit.

Christian Netzer sprach über die zunehmende Überforderung von Familien in einer beschleunigten Welt: „Die Schnelllebigkeit nimmt Rat und Orientierung – und verstärkt das Gefühl von Hilflosigkeit. Wir bräuchten eigentlich eine Halbierung des Tempos.“ Besonders kritisch sieht er den Trend zu überfürsorglichen Eltern, die jede Herausforderung aus dem Weg räumen: „Zuviel Schutz verhindert Förderung, zu viel Förderung verletzt Schutz. Kinder brauchen auch die Möglichkeit zu scheitern – und das Vertrauen, danach wieder aufzustehen.“

Im Verlauf des Gesprächs wurde deutlich, wie sehr sich ihre Sichtweisen ergänzen: Beide warben für mehr Mut zu Komplexität, für Klarheit, für Strukturen – und für Räume, in denen Menschen wachsen können. Es war ein Abend voller Denkanstöße – spontan, intensiv und nicht wiederholbar.

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