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"Für diese Musik muss man ein bisschen verrückt sein" – Dudelsackfieber im Leiblachtal

Die erste schottische Dudelsackgruppe Österreichs.
Die erste schottische Dudelsackgruppe Österreichs. ©handout/privat
Schottenrock, Dudelsack und jede Menge Herzblut: Mitten in Hörbranz lebt eine Truppe den Sound der Highlands – und verrät ganz nebenbei, was wirklich unterm Kilt steckt.

Seit 1991 weht ein Hauch Schottland durch das Leiblachtal: Dudelsackklänge, Kilt und Marschtakt – mitten in Hörbranz. Die "First Leiblach Valley Pipes & Drums" sind Österreichs erste schottische Dudelsackgruppe, gegründet aus einer Laune, gewachsen zu einer professionellen Pipe Band.

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Video: "Wir spielen nach echten schottischen Standards"

Was der Pipe Major wirklich unter dem Kilt trägt

Auf die wohl klassischste Frage rund um den Schottenrock antwortet Pipe Major Horst Fechtig trocken – und mit einem Grinsen: "Socken und Schuhe."

Und vielleicht ist genau das der perfekte Einstieg in eine Geschichte, die mit einem Faschingsspaß begann – und heute in echter schottischer Präzision endet.

"Keine Spaßband"

Im beschaulichen Hörbranz, umgeben von Hügeln und der frischen Brise des Bodensees, spielt eine Musik, die man sonst nur von den Klippen der Highlands kennt: Dudelsäcke, Trommeln, schottische Märsche. Die "First Leiblach Valley Pipes & Drums" sind die erste originalgetreu schottisch spielende Dudelsackgruppe Österreichs – und das mit Leib, Seele und eben auch Socken und Schuhen.

Pipe Major Horst Fechtig. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Wir sind keine Spaßband", stellt Fechtig klar. "Wir spielen nach echten schottischen Standards dementsprechend haben wir auch sehr viele schottische Märsche im Repertoire, aber auch klassische Lieder, die jeder kennt."

Was heute nach Disziplin und Detail klingt, begann 1991 mit nichts weiter als einem Fest, einem Haufen begeisterter Freunde und einem improvisierten Versuch auf "uralten Pakistani-Dudelsäcken".

Bei Auftritten präsentiert sich der Musikverein traditionell in schottischen Uniformen. ©handout/privat

Musik, die berührt

Wenn einer weiß, wie man Marschordnung und Humor vereint, dann ist es Daniel Brunold. Seit 16 Jahren im Verein, seit zwei Jahren Obmann und leidenschaftlicher Drum Major.

Vereinsobmann und Drum Major Daniel Brunold. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Für diese Musik muss man ein bisschen verrückt sein", sagt er schmunzelnd. Brunolds Lieblingsmoment? "Wenn man sieht, was vom Publikum zurückkommt. Tränen der Freude, aber auch der Trauer bei emotionalen Liedern – da merke ich immer wieder, warum ich das hier mache."

Unter diesen Röcken wird traditionell keine Unterwäsche getragen. ©Handout/Privat

Gründungsmitglied Emil King: "Damals wusste niemand, wie Dudelsack gespielt wird"

Emil King war dabei, als alles begann. Als Pipe Major der ersten Stunde erlebte er die Transformation vom Faschingsspaß zur ernstzunehmenden Musikgruppe.

Emil King ist nach 34 Jahren noch immer mit dem Herzen dabei. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Damals wusste niemand hier, wie ein schottischer Dudelsack überhaupt gespielt wird", erinnert er sich. Erst durch intensive Schulungen in Deutschland – und mithilfe internationaler Experten wie David Johnston vom 8. Royal Irish Regiment – kam der Feinschliff.

Emil King in den Anfängen des Musikvereins. ©handout/privat

"Es hat mit einem Herzen für schottische Musik angefangen"

Heute sind es rund 20 aktive Mitglieder, fünf bis sechs in Ausbildung. Gespielt wird auf Hochzeiten, Beerdigungen, Weihnachtsfeiern – und mit besonderer Liebe auf der Lindauer Hafenweihnacht, wo die ganze Truppe mit voller Stärke aufmarschiert.

Mitglied Andrea Hämmerle. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Was sie alle verbindet? Nicht nur der Takt, sondern der Teamgeist. Von der ältesten Dame der Pipe Band Andrea Hämmerle, die den langen Weg zum Erlernen des schottischen Traditionsinstruments auf sich nahm, bis zu Dietmar aus Müselbach, der jede Woche nach Hörbranz fährt, um mit dabei zu sein. "Es hat mit einem Herzen für schottische Musik angefangen – und jetzt bin ich mittendrin", sagt das stolze Mitglied.

Mitglied Birgit Ofner-Rüf im Einsatz. ©handout/privat

Ausbildung über mehrere Monate

Ein besonderes Anliegen der Gruppe: Neue Mitglieder sind immer willkommen – egal ob jung oder alt, mit oder ohne musikalischer Vorerfahrung. "Man kann bei uns Dudelsack oder Trommel lernen", so Fechtig. Die Ausbildung erfolgt mit erfahrenen Vereinsmitgliedern – geduldig und individuell.

"First Leiblach Valley Pipes & Drums". ©handout/privat

"Es dauert im Schnitt ein gutes halbes Jahr, bis man das erste Stück spielen kann", erklärt er. "Und dann nochmal ein, zwei Monate, bis man es auf dem Dudelsack umsetzen kann."
Vorkenntnisse sind kein Muss, aber hilfreich: "Wenn jemand schon Noten lesen kann oder musikalisches Talent mitbringt, geht’s natürlich schneller. Aber wir sind alle nur Hobbymusiker – das lernt jeder."

Horst Fechtig, Sigrid Lechtaler, Michael Mann, Conny Lins, Dieter Damm, Dietmar Huber, Daniel Brunold, Pascal Zimmermann, Emil King, Philipp Schnetzer, Michael Carnier, Andreas Grabher, Thomas Rettenbacher, Andera Hämmerle, Chris Grill. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Kontaktinformationen:

Der Verein ist zusammengesetzt aus Dudelsäcklern und Trommlern. ©handout/privat
Das Vereinshaus der Pipe Band. ©handout/privat

(VOL.AT)

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