Papst-Wahl: Konklave begann mit Einzug der Kardinäle in die Sixitinische Kapelle

133 Kardinäle aus verschiedenen Ländern zogen am Mittwochnachmittag gegen 16.30 Uhr in einer festlichen Prozession in die Sixtinische Kapelle ein.
Papst-Wahl: Einzug und Schwur der Kardinäle
Angeführt wurde die Prozession von einem Kreuz und Kerzenträgern. Es folgten die Sänger der Sixtinischen Kapelle sowie die Beichtväter und Zeremoniäre. Nach ihnen zogen die Kardinäle ein. Bei ihrer Ankunft in der Papstwahlkapelle verneigten sich die Papstwähler zunächst vor dem Altar an der Stirnseite der Kapelle mit dem "Jüngsten Gericht" Michelangelos. Dann nahmen sie auf ihren zugewiesenen Plätzen entlang der Seitenwände der Kapelle Platz. Vor jedem Stuhl befanden sich das Namensschild, ein Exemplar der Papstwahlordnung sowie das liturgische Buch des Konklaves.

Nach der Ankunft wurde die Eidesformel verlesen, wonach alle Teilnehmer die Wahlordnung beachten, die Geheimhaltung wahren und dem gewählten neuen Papst Gehorsam leisten werden. Jeder Kardinal legte dann einzeln den Eid auf das Evangelium ab. Unterdessen verfolgten im hinteren Teil der Kapelle Mitglieder der Päpstlichen Familie und hohe Prälaten der römischen Kurie den Einzug der Kardinäle. Sie alle mussten nach dem Ruf "Extra omnes" ("Alle hinaus!") die Kapelle verlassen. Die Tore der Sixtinischen Kapelle wurden vom indischen Kardinal George Jacob Koovakad geschlossen.

Den Kirchenmännern ist in den Tagen der Wahl keinerlei Kontakt zur Außenwelt erlaubt, damit sie in ihren Entscheidungen völlig unabhängig sind. Gewählt wird per Stimmabgabe, wobei eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig ist. Zur Wahl erhält jeder Kardinal einen Stimmzettel, der den Aufdruck "Eligo in Summum Pontificem" enthält. Darunter schreibt der Wähler den Namen dessen, den er wählen möchte, und zwar mit verstellter, aber deutlicher Schrift. Das Aufschreiben soll geheim erfolgen.
Der Rangordnung nach treten die Kardinäle mit für alle sichtbar erhobener Hand zum Altar. Dort steht die mit einem Teller bedeckte Wahlurne. Die Kardinäle legen ihren doppelt gefalteten Stimmzettel mit der Eidesformel auf den Teller: "Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich den gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollte." Danach wird der Stimmzettel in die Urne gelegt.
Mobilfunknetz im Vatikan während Papst-Wahl abgeschaltet
Während der am Mittwoch beginnenden Papstwahl schaltet der Kirchenstaat all seine Mobilfunk- und Telekommunikationsanlagen ab. Ab Mittwoch um 15 Uhr bis zur offiziellen Verkündung der Wahl eines neuen Papstes vom Balkon des Petersdoms bleibt das Netz außer Betrieb. So soll jegliche elektronische Kommunikation unterbunden werden, damit das Konklave unter strengster Geheimhaltung ablaufen könne, wie es das Kirchenrecht vorschreibt. Die Kardinäle geben damit den Kontakt zur Außenwelt auf. Und das nicht nur während der Wahlgänge in der Sixtinischen Kapelle, sondern auch in ihrer Unterkunft während der Papstwahl, dem Gästehaus Santa Marta.
Gläubige und Touristen versammelten sich am ersten Konklave-Tag auf dem Petersplatz, um das uralte Ritual zu erleben: Kommt schwarzer Rauch aus dem Rauchfang der "Sistina", ist noch kein Pontifex gefunden. Weißer Rauch signalisiert der Welt, dass der Stuhl Petri wieder besetzt ist. Außerdem läuten dann die Kirchenglocken im Vatikan. Als erste Amtshandlung tritt ein frisch gewählter Papst auf die Loggia des Petersdoms und spricht den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis").
Mit einer prunkvollen Messe im Peterdom hatte am Vormittag um zehn Uhr das Zeremoniell zur Wahl des neuen Papstes begonnen. Vor Kardinälen und Würdenträgern aus aller Welt erbat Kardinaldekan Giovanni Battista Re die Hilfe Gottes bei der Entscheidung über den nächsten Pontifex. "Wir sind hier, um den Beistand des Heiligen Geistes zu erbitten, um sein Licht und seine Kraft zu erflehen, damit der Papst gewählt wird, den die Kirche und die Menschheit an diesem schwierigen und komplexen Wendepunkt der Geschichte benötigen", erklärte Re in seiner Predigt in der traditionellen feierlichen Messe "Pro eligendo Pontifice" (für den zu wählenden Papst) vor Beginn des Konklaves.
Papst-Wahl: Kurzes Konklave erwartet
Im Vatikan wird ein kurzes Konklave von nur wenigen Tagen erwartet. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatte eine Papst-Wahl nie länger als fünf Tage (den Tag des Beginns eingerechnet) gedauert. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass sich die Kardinäle bereits am Mittwochnachmittag im ersten Wahlgang entscheiden werden, zumal eine Zwei-Drittel-Mehrheit von 89 Stimmen notwendig ist.
Für die folgenden Tage sind dann jeweils bis zu vier Wahlgänge um 10.30, 12.00, 17.30 und 19.00 Uhr vorgesehen. Wird die erforderliche Mehrheit verfehlt, steigt schwarzer Rauch auf. Die Stimmzettel sollen dann jeweils um 12.00 Uhr und um 19.00 Uhr verbrannt werden. Damit der Rauch schwarz ist, werden chemische Zusätze beigemischt. Weißer Rauch - traditionell durch die Beigabe von feuchtem Stroh erzeugt - ist das Signal, dass der Pontifex gefunden ist.
Scharfe Sicherheitsvorkehrungen ergreifen der Vatikan und die Stadt Rom für das Konklave. Das Areal um den Vatikan wurde weiträumig abgesperrt. Höchste Sicherheitsmaßnahmen gelten auch in den anderen drei Jubiläumsbasiliken und insbesondere in der Basilika Santa Maria Maggiore, wo sich Franziskus' Grab befindet. Erwartet wird, dass zehntausende Gläubige zum Petersdom strömen, um der Verkündung des Namen des neuen Papstes beizuwohnen. Die Kontrollen beim Zugang zum Petersplatz sind durchaus rigoros. 4.000 Polizisten sind im Einsatz.
(APA/Red)