Was als Abenteuer begann, endete mit dem Weltmeistertitel: Christiane Waibel hat sich bei der WM im Bogenschießen in Südafrika, die vom 26. April bis 3. Mai 2025 ausgetragen wurde, den größten sportlichen Traum erfüllt. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme überhaupt holt sie sich überraschend Gold.
Unbeschreiblicher Coup
„Ich hatte keine Erwartungen, ich wollte einfach eine großartige Zeit haben“, erzählt Waibel im Gespräch. Umso größer war die Überraschung, als sie am Ende ganz oben auf dem Podest stand. Der Moment, in dem sie realisierte, dass sie Weltmeisterin ist, sei „unbeschreiblich“ gewesen. „Ich konnte meine Leistung über alle vier Tage abrufen – das war der Schlüssel zum Sieg.“

An jedem der vier Wettkampftage galt es, auf einem anderen Parcours gegen neue Gegnerinnen anzutreten. Früh morgens um 6:45 Uhr ging es mit dem Shuttle zum Gelände, um ab 9 Uhr mit Pfeil und Bogen durch die Wildnis zu ziehen, bei Wind, Wetter und oft durch tiefen Schlamm. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr eine unerwartete Begegnung: „Einmal lief ein wilder Strauß über den Parcours – das war schon sehr speziell“, lacht Waibel.

„Es ist ein teures Hobby, vielleicht würden mehr Menschen den Bogen in die Hand nehmen, wenn es ein wenig Förderung gibt“
Christiane Waibel
wünscht sich in der Breite mehr Unterstützung für den Bogensport
Familie als Anker
Emotionale Stütze während des Turniers war ihr Mann: „Er hat mich jeden Tag motiviert und an mich geglaubt.“ Auch zu Hause war die Freude groß. Die Kinder feierten mit, am Arbeitsplatz gab’s einen Blumenstrauß vom Chef und ein Gratulationsbild auf dem Empfangsbildschirm. „Das hat mich sehr berührt“, sagt sie sichtlich gerührt.

Dass sie den Sport erst vor fünf Jahren für sich entdeckte, macht ihren Erfolg umso bemerkenswerter. „Andere betreiben diesen Sport seit 30 Jahren, ich bin noch immer überrascht, dass ich da mithalten kann", ergänzt die Schwarzacherin.

Spätstarterin mit großem Wunsch
Mit 59 Jahren blickt Waibel nun auf eine sportliche Karriere zurück, die sie selbst kaum für möglich hielt: Staatsmeisterin, Europameisterin und jetzt Weltmeisterin. „Ich liebe es einfach. Es ist mein Ausgleich zum Bürojob und mein persönliches Abenteuer.“

Trotz der großen Freude bleibt eine Tatsache bestehen: Die Kosten für die Reise, rund 3.000 Euro pro Person, mussten selbst getragen werden. „Niemand zwingt uns dazu. Aber wir wollten einfach Teil von etwas Besonderem sein“, sagt sie pragmatisch.

Unterstützung vom Verband? Fehlanzeige. „Es ist eine Randsportart, wer’s machen will, macht’s halt", so die Schwarzacherin. Ihr Wunsch ist klar: Sie hofft auf mehr Unterstützung für den Bogensport. „Es ist ein teures Hobby, vielleicht würden mehr Menschen den Bogen in die Hand nehmen, wenn es ein wenig Förderung gäbe“, sagt sie.

Ländle räumt ab
Auch das restliche Vorarlberger Team lieferte bei der WM eine beeindruckende Bilanz. Neben Waibel holten sich auch der 14-jährige Nick Hechenberger, Brandon Köhlmeier und Ingeborg Maye den Weltmeistertitel, während Marco Köhlmeier und Gerhard Waibel mit Podest-Platzierungen im Team glänzten. Insgesamt sechs Medaillen gingen an die Abordnung aus dem Ländle.
