"Wir wurden im Regen stehen gelassen": Unternehmer kämpft seit Jahren um ausländischen Facharbeiter

Der Harder Unternehmer Thomas Guderjahn kämpft seit Jahren darum, einen qualifizierten Mitarbeiter aus dem Kosovo in seiner Schwimmbadbau-Firma einzustellen. Trotz erfüllter Kriterien wurde der Antrag abgelehnt. Was ist da los im "schaffigen Ländle"? Eine Geschichte über Bürokratie, Enttäuschung – und einen Mann, der nicht aufgibt.
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Ein Jahr später: Der Kampf um Isak Ademi
Vor rund einem Jahr hat Unternehmer Thomas Guderjahn aus Hard öffentlich gemacht, was viele in der heimischen Wirtschaft nur hinter vorgehaltener Hand sagen: Der Versuch, dringend benötigte Fachkräfte aus dem Ausland ins Ländle zu holen, scheitere oft nicht an den Menschen – sondern an der Bürokratie. Auch im Fall von Isak Ademi blieb die Mühe vergebens. "Zu unserem Leidwesen ist er leider noch immer nicht bei uns. Es hat sich seither nichts getan", sagt Guderjahn heute ernüchtert.
Das sei besonders bitter, weil es sich bei Isak um den Bruder zweier langjähriger Mitarbeiter handelt, die längst erfolgreich im Betrieb integriert sind. "Nach der finalen Entscheidung der Prozesse war eine gewisse Demütigung und Traurigkeit im Raum", erzählt Guderjahn.
"Mühsam und traurig": Zehn Jahre, zehntausende Euro, null Ergebnis
Dabei war Guderjahn nicht zum ersten Mal mit der österreichischen Migrationsbürokratie konfrontiert. Vor rund zehn Jahren stellte er erstmals einen Antrag auf eine Rot-Weiß-Rot-Karte – der Weg war lang, teuer, aber immerhin erfolgreich. "Damals haben wir den Kampf gewonnen – aber pro Mitarbeiter hat uns das über 10.000 Euro Prozesskosten gekostet."
Diesmal sei alles anders gewesen. Obwohl Isak viele Kriterien erfüllt habe, wie etwa Sprachkenntnisse, wurde seine handwerkliche Ausbildung als nicht ausreichend bewertet. "Man hat einfach einen Punkt gesucht, um ablehnen zu können", ärgert sich der Unternehmer. "Es ist mühsam und traurig."
Entscheidung unverständlich: "Es würden beide Seiten davon profitieren"
Guderjahns Unternehmen ist in der Schwimmbadbranche tätig – ein saisonal getriebener Bereich, der auf kurzfristige Einsatzbereitschaft angewiesen ist. Schon seit Jahren versucht er, geeignetes Personal zu finden. "Wir brauchen Leute, die vom Tiefbau bis zur Filtertechnik alles draufhaben. Und das ist kein Ausbildungsberuf, den man in Österreich lernen kann."

Ein passender Kandidat war da – aber die Behörden winkten ab. "Und das, obwohl für den Staat kein Risiko besteht", erklärt Guderjahn. Die Aufenthaltsbewilligung sei ohnehin befristet. "Wenn es nicht passt, geht der Mitarbeiter wieder. Aber solange wir arbeiten könnten, würden beide Seiten davon profitieren."
"Zermürbungstaktik": Alleingelassen von WKV und Politik
Die Enttäuschung sitzt tief – vor allem über jene, die eigentlich helfen sollten. "Seitens Wirtschaftskammer und Politik wurden wir komplett im Regen stehen gelassen." Er führt fort: "Es fühlt sich an wie eine Zermürbungstaktik", sagt Guderjahn. "Man versucht offenbar, Unternehmer einzubremsen."
Personalmangel: "Wir schaffen es einfach nicht"

Die Auswirkungen im Betrieb sind spürbar. "Wir müssen Aufträge ablehnen, Kunden auf ein oder zwei Jahre vertrösten. Wir schaffen es einfach nicht." Trotz allem hat er weiter versucht, Personal aus dem Ausland zu rekrutieren – zwei Einstellungen seien mittlerweile gelungen. Aber: "Jeder Monat, in dem wir lukrieren können, zählt. Jeder Monat Stillstand schadet."
Saisonarbeitsmodelle: "Warum nicht auch bei uns?"
Für Guderjahn ist klar: Es braucht neue Wege. "Warum nicht eine Art Arbeitskarte auf Probe? Wenn der Mitarbeiter gebraucht wird – wunderbar. Wenn nicht, reist er eben wieder ab." Saisonarbeitsmodelle funktionierten ja auch in Landwirtschaft und Tourismus. "Warum also nicht auch bei uns?"
"Ich habe Hoffnung"
Obwohl die Politik bislang keine Lösung bietet, gibt Guderjahn nicht auf. "Ich habe die Hoffnung, dass sich irgendwann die Gesetzeslage ändert. Am besten, bevor die Wirtschaft völlig zusammenbricht." Den Kontakt zu Isak hat er gehalten – das Verhältnis sei mittlerweile nahezu familiär.

Wirtschaftskammer Vorarlberg: "Die Entscheidung liegt nicht bei uns"
Die Wirtschaftskammer Vorarlberg zeigt Verständnis für den Ärger über gescheiterte Anträge auf Arbeitsbewilligung, verweist jedoch auf die gesetzliche Zuständigkeit: "Die Entscheidung, wer eine Rot-Weiß-Rot-Karte bekommt, liegt nicht bei uns, sondern beim Staat Österreich und seinen Behörden." Man bemühe sich laufend, die Bedingungen für ausländische Fachkräfte zu verbessern und stehe Betrieben beratend zur Seite. "Wenn Herr Guderjahn Unterstützung braucht, kann er sich jederzeit an uns wenden", so die Pressestelle.
(VOL.AT)