Fragen und Antworten zum Eurovision Song Contest

Hier sind Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Eurovision Song Contest.
Was ist dieser Eurovision Song Contest jetzt nochmal ganz genau?
Im Jahr 1955 beschloss die Europäische Rundfunkunion (EBU) - ein Zusammenschluss der staatlichen und
öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten diesseits des Eisernen Vorhangs - ein gemeinsames Projekt: den Grand Prix of the Eurovision. 1956 wurde der Musikwettbewerb erstmals in der Schweiz veranstaltet - mit nur sieben teilnehmenden Ländern. Österreich wollte damals eigentlich schon teilnehmen - aber man verschnarchte den Anmeldeschluss. Kein Kommentar...
Heißt der Song Contest nicht eigentlich Grand Prix?
Okay, Sie sind offenbar ein Fan des Bewerbs, der beim Ausfüllen des eigenen Geburtsjahres in Internetformularen beträchtlich nach unten scrollen muss. Im deutschsprachigen Fernsehen nannte man das Format anfangs tatsächlich Grand Prix Eurovision de la Chanson oder auf Deutsch Großer Preis der Eurovision, die erste Ausgabe in Lugano trug den italienischen Titel Gran Premio Eurovisione Della Canzone Europea. Schon 1960 hieß der Wettbewerb in Großbritannien Eurovision Song Contest. 1992 wurde dieser Titel dann international vereinheitlicht. Wer also unbeirrt von Grand Prix spricht, verrät damit indirekt auch sein Geburtsdatum...
Und dieser Song Contest findet dann also immer im Land des Vorjahressiegers statt, stimmt's?
Au contraire, mon ami! Nach den ersten drei Wettbewerben in der Schweiz, in Deutschland und den Niederlanden (1956/1957/1958) wurde zwar tatsächlich die Regel eingeführt, dass jeweils das Siegerland den nächsten ESC ausrichten darf - aber eben nicht muss. In der Vergangenheit wurde entsprechend auch schon auf diese Ehre verzichtet, meist, um Kosten zu sparen. Die Niederlande (1960), Frankreich (1963), Monaco (1972) und Luxemburg (1974) ließen etwa Großbritannien ran, und Israel überließ 1980 den Niederlanden den ESC. Zuletzt musste die Ukraine 2023 angesichts des russischen Angriffskrieges und der damit verbundenen Unmöglichkeit, ein solches Megaevent im eigenen Land auszurichten, Großbritannien den Vortritt lassen.
Okay, verstehe. Aber immerhin ist doch wohl klar, dass der ESC die Hauptstadt stets in den jeweiligen Hauptstädten der Gastgeberländer stattfindet, richtig?
Weit gefehlt! Oder ist Basel etwa der Schweiz?! Eben. Der ESC-Zirkus gastiert sogar sehr gerne außerhalb der großen Metropolen: So finden sich weniger glamouröse Austragungsorte wie Harrogate, Brighton, Millstreet, Düsseldorf oder Malmö auf der Liste der ESC-Städte. Aber auch wenn Basel heuer zum Song-Contest-Pflaster abseits von Metropolenflair gehört, bleiben die Hauptstädte bei den Austragungsorten einstweilen noch in der Mehrheit und führen mit 41:28.
Wie viele Länder haben bisher am Song Contest teilgenommen?
Insgesamt 52 Länder finden sich in den Ergebnislisten des ESC,darunter auch Kleinstaaten wie Andorra, Monaco und San Marino. Marokko ist das einzige afrikanische Land, das bis dato mit von der Partie war (1980), Australien ist seit 2015 mit dabei. Und schließlich gibt es mit Jugoslawien oder dem kurzzeitigen
Staatendoppel Serbien & Montenegro sogar Länder in der ESC-Historie, die heute gar nicht mehr existieren. Von den unabhängigen Staaten Europas haben bis dato einzig Liechtenstein und der Vatikan noch nie einen Kandidaten ins Rennen geschickt. Allerdings bemühte sich der liechtensteinische 1 FL TV wiederholt um eine EBU-Mitgliedschaft und um eine Teilnahme am ESC. Dranbleiben!
Und wer sind denn nun die Babos unter den Song-Contest-Ländern?
Das hängt davon ab, wie man Babo definiert. Schweden und Irland liegen mit je sieben Siegen an der
Spitze, wobei Irlands letzter Triumph mittlerweile auch schon 29 Jahre zurückliegt. Deutschland hingegen liegt bei den Teilnahmen vorne: Zum 68. Mal wird die Bundesrepublik heuer dabei sein (Österreich zum 57. Mal). Großbritannien ist indes tonangebend unter den Ausrichtern, neunmal war der ESC mittlerweile
auf der Insel zu Gast. Als Flopländer kann man auf der anderen Seite wohl jene Nationen bezeichnen, die nie gewonnen haben - das sind immerhin 25 von 52 Partizipanten. Von diesen ist Andorra das schlechteste: Das Minifürstentum hat 0 Punkte auf seinem Eurovisionsfinalkonto. Das wird sich auch heuer mangels Teilnahme nicht ändern.
Wie kann es sein, dass Israel Marokko oder Aserbaidschan beim ESC teilnehmen?
Blicken Sie mal ruhig über den eigenen Horizont hinaus! Die Das sind doch Teilnehmerländer des Eurovision keine Europäer! Song Contests richten sich nicht nach der geografischen Lage in Europa, sondern nach der Mitgliedschaft in der Rundfunkunion EBU (European Broadcasting Union) mit Hauptsitz
in Genf. Und die 1950 gegründete EBU hat derzeit 113 Mitglieder in 56 Ländern, wozu eben auch Nationen in Nordafrika und dem Nahen Osten gehören.
Okay, Herr Ober'gscheit. Und wie kommt dann Australien zu ESC-Ehren? Das ist ja nun eindeutig kein EBU-Mitglied!
Daran trägt Österreich die Schuld. Australien - seit vielen Jahren mit einer fanatischen ESC-Fan-Community gesegnet - wurde auf Betreiben des ORF eigentlich nur als Ausnahme zum Jubiläums-ESC in Wien 2015 eingeladen. Aufgrund des Erfolges des sympathischen Teilnehmers Guy Sebastian wurde die Idee aber auch in den Folgejahren immer weitergetragen. Österreichische Provisorien halten eben auch auf internationaler Ebene am längsten.
(APA/Red)