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Studie warnt: Darmbakterien-Toxin könnte bei jungen Menschen Krebs auslösen

Bakteriengift erhöht Darmkrebsrisiko dramatisch (SYMBOLBILD)
Bakteriengift erhöht Darmkrebsrisiko dramatisch (SYMBOLBILD) ©CANVA
Ein Toxin bestimmter Darmbakterien steht laut einer Studie im Verdacht, das Risiko für Darmkrebs bei jungen Menschen massiv zu steigern – und zwar schon durch frühe Kindheitsbelastung.
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Ein Forschungsteam der University of California, San Diego, hat eine potenziell folgenschwere Verbindung zwischen einem bakteriellen Toxin und der Zunahme von Darmkrebs bei jungen Erwachsenen entdeckt. Die Studie, veröffentlicht im Fachjournal Nature, weist auf das Genotoxin „Colibactin“ hin – ein Gift, das bestimmte Stämme von Escherichia coli (E. coli) und verwandte Darmbakterien produzieren.

Starke genetische Spuren bei jungen Krebspatienten

Die Wissenschaftler analysierten Gewebeproben von rund 1.000 Darmkrebspatient:innen aus vier Kontinenten. In der Mehrheit dieser Fälle fanden sie genetische Mutationsmuster, die auf eine frühere Exposition mit Colibactin schließen lassen.

Besonders auffällig:

  • Bei Patient:innen unter 40 Jahren war die Wahrscheinlichkeit, solche Mutationen aufzuweisen, drei- bis fünfmal höher als bei über 70-Jährigen.
  • Die genetischen Spuren deuten laut Studienleiter Ludmil Alexandrov auf eine Exposition in der frühen Kindheit hin – oft innerhalb der ersten zehn Lebensjahre.

„Wenn jemand diese Mutation im Alter von fünf Jahren bekommt, kann das zu einer Krebserkrankung 20 bis 30 Jahre früher führen“, erklärte Alexandrov gegenüber NPR.

Kein direkter Beweis, aber klare Indizien

Obwohl die Studie keinen kausalen Beweis liefert, sehen Experten in Colibactin einen möglichen Risikofaktor unter mehreren. Der Mikrobiomforscher Christian Jobin von der University of Florida betonte gegenüber NPR, dass Colibactin wahrscheinlich nur ein „Treffer“ von vielen sei, die das Mikrobiom und das Krebsrisiko beeinflussen.

Zudem sind nicht alle Darmkrebspatient:innen von diesen Mutationen betroffen. Entscheidend sei daher auch die Frage, was die Bakterien zur Produktion des Toxins anregt.

Umweltfaktoren im Verdacht – von Kaiserschnitt bis Ernährung

Die Forschenden vermuten, dass eine Reihe von Umweltfaktoren die bakterielle Aktivität beeinflussen könnten – etwa:

  • Art der Geburt (Kaiserschnitt vs. vaginale Geburt)
  • Stillverhalten
  • Antibiotikaeinsatz in der Kindheit
  • Ernährung, insbesondere der Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln

Diese Faktoren könnten die Zusammensetzung des Darmmikrobioms frühzeitig verändern und das Risiko erhöhen, dass colibactinproduzierende Bakterien langfristig wirken.

Neue Ansätze für Prävention und Therapie

Langfristig hoffen Forschende, durch die Identifikation solcher bakteriellen Risikomarker präventive Maßnahmen entwickeln zu können. Auch gezielte Medikamente gegen Colibactin sind denkbar – jedoch, so Jobin, müssten Eingriffe ins Mikrobiom mit Vorsicht geschehen: „Wenn man eine Art entfernt oder einführt, kann das unbeabsichtigte Folgen haben.“

Wichtige Fakten auf einen Blick

  • Studie: Veröffentlicht in Nature, durchgeführt an der University of California, San Diego.
  • Teilnehmer:innen: ca. 1.000 Darmkrebspatient:innen aus vier Kontinenten.
  • Ergebnis: Mehrheit zeigt Mutationen durch das bakterielle Toxin Colibactin.
  • Besonders betroffen: Menschen unter 40 Jahren – drei- bis fünfmal höheres Risiko.
  • Vermutete Exposition: In den ersten zehn Lebensjahren.
  • Risikofaktoren: Kaiserschnitt, fehlendes Stillen, Antibiotikaeinsatz, Ernährung.
  • Geografische Unterschiede: Colibactin-Mutationen seltener in ländlichen Regionen Afrikas und Asiens.

(VOL.AT)

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