"Ich bin kein Workaholic": Der Mann, der mit mehr als 15 Berufen (fast) alles kann

Schwimmbadbauer, Pilot, Bestatter, Sänger – und das ist erst der Anfang. Über 15 Berufe prägen das Leben von Thomas Guderjahn aus Hard. Wie schafft ein einziger Mann, was andere für unmöglich halten? Mit seinen 56 Jahren ist er noch immer voller Tatendrang, und blickt auf eine unglaubliche Karriere zurück, die andere nicht einmal in zwei Leben ausüben könnten.
Video: Thomas Guderjahn und sein beeindruckender Lebenslauf
"Fragt mich lieber, was ich NICHT mache"
Wenn man Thomas Guderjahn fragt, was er beruflich macht, bekommt man folgende Antwort: "Fragt mich lieber, was ich nicht mache", lacht er. Arzt sei er keiner, "und noch ein paar andere Dinge auch nicht", aber ansonsten? Vom Schwimmbad-Sachverständiger über Bestatter bis hin zum Berufspiloten – Guderjahns Lebenslauf sprengt jede Vorstellungskraft.

Schon als Jugendlicher begann er seine Reise: Nach seinem Poly-Pflichtschulabschluss machte Guderjahn eine Handwerkslehre als Tischler, die er mit Auszeichnung abschloss. Danach stieg er ins Versicherungsgeschäft seines Vaters ein – und kaufte sich nebenbei einen Bagger "zum Spielen". Dieser Spaß führte ihn direkt in die Baubranche und zur Gründung seiner eigenen Schwimmbadbaufirma.

Handwerk und Musik: Was haben diese Branchen gemeinsam?
Neben seiner handwerklichen Tätigkeit widmete sich Guderjahn der Musik. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das Singen und ließ sich später zum Tenor- und Opernsolisten ausbilden. Beide Bereiche – Handwerk und Musik – erfordern Präzision und Ausdauer, Eigenschaften, die der Harder in all seinen Tätigkeiten einsetzt.

Bestatter: Ein Beruf mit "mentaler Herausforderung"
Vor über zehn Jahren bat ihn ein Bestattungsunternehmer um Hilfe. Seither ist Thomas auch als Bestatter zur Aushilfe tätig – und das seit über zehn Jahren. "Manche Sterbefälle sind traurig, andere wunderschön", sagt er bewegt. Vor allem berührende Momente machen diese Tätigkeit für ihn besonders wertvoll. "Es gibt einem so viel zurück und macht das Leben lebenswerter."

Doch nicht alle Erfahrungen als Bestatter sind leicht zu verarbeiten: Verkehrsunfälle, verstorbene Kinder oder einsame Menschen, die wochenlang unbemerkt bleiben, nagen an der Seele. Thomas beschreibt diese Erlebnisse als "mentale Herausforderungen".
Ein Mann auf Rädern und über den Wolken

Auch im Verkehrsbereich kennt Thomas sich bestens aus. Ein Lkw-Führerschein, der aus Jux begann, wurde schnell zur Berufung. Heute ist er Prüfer für C- und D-Führerscheine und bildet Berufskraftfahrer aus.

Als wäre das nicht genug, ist der 56-Jährige seit über 20 Jahren auch Berufspilot mit Instrumentenflugberechtigung. Und diese Tätigkeit sei "die Krönung" all seiner Ausbildungen.

"Ich bin kein Workaholic"
Thomas Guderjahn arbeitet nicht – er lebt seine Hobbys. "Ich bin kein Workaholic. Ich mache das alles freiwillig und gerne", betont er. Während andere am Computer spielen oder Modellflugzeuge basteln, baut er Pools, bildet Fahrer aus oder steht als Bestatter im Dienst.
"Mein Lieblingsjob ist es, Vater und Opa zu sein"

Neben all seinen Berufen schlägt sein Herz vor allem für eines: seine Familie. "Mein Lieblingsjob ist es, Vater und Opa zu sein", sagt er voller Stolz. Mittlerweile ist er fünffacher Großvater – und jede Minute mit den Enkelkindern schenkt ihm neue Energie. "Allein wenn ich sehe, wie sie mich anstrahlen, geht mein Herz auf und es motiviert mich, jeden Tag weiterzumachen."

Seine Familie ist auch ein wichtiger Bestandteil seines beruflichen Erfolgs: Frau, Tochter und Sohn arbeiten in seinem Unternehmen mit. Der Austausch mit der jungen Generation beschreibt er als "große Bereicherung".
Über 15 Berufe: "Wer liebt, was er tut, braucht wenig Schlaf"

Und jetzt nochmal für den Überblick, den man hier ziemlich schnell verlieren kann: Thomas Guderjahn ist ausgebildeter Tischler, Fliesenleger, Eisenleger, Poolbauer, Schwimmbadfolienverleger, Gerichtssachverständiger für Bäderwesen, Lkw- und Busführerscheinprüfer, Kursleiter am WIFI, Berufspilot, Bestatter, Tenor- und Opernsolist, Bauarbeiter, Seelsorger und sogar Geistlicher und Priester der neuapostolischen Kirche. "Und ich bin mir sicher, wenn ich noch etwas überlege, würden mir noch mehr einfallen", sagt Guderjahn mit einem Augenzwinkern.

Bei so vielen Tätigkeiten stellt sich unweigerlich die Frage: Wann schläft dieser Mann eigentlich? Guderjahn nimmt es gelassen: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Wer liebt, was er tut, braucht wenig Schlaf." Trotz dieser Fülle an Tätigkeiten verspürt er keine Überforderung: "Ich würde alles wieder genau so machen", sagt er ohne zu zögern. "Und ich habe noch keinen einzigen meiner Berufe als mühsam empfunden", gibt er zu.

Botschaft an die Jugend: "Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen"
Die heutige Jugend, so Guderjahn, müsse lernen, dass Arbeit sich lohnt. "Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen", betont er. Seine Erfahrung zeigt: Wer in jungen Jahren fleißig ist, wird später reich belohnt – nicht nur finanziell, sondern vor allem mit einem erfüllten Leben.


(VOL.AT)