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Maria Gampe appelliert an die Bevölkerung, sich typisieren zu lassen. ©handout/privat

"Es geht ums Überleben" – Warum Maria (22) keine Sekunde zögerte

Als das Telefon klingelte, ahnte Maria (22) aus Feldkirch nicht, dass sie bald jemandem auf der anderen Seite der Welt Hoffnung schenken würde.

Ein Anruf vor drei Monaten – und plötzlich war alles anders. Maria Gampe aus Feldkirch hatte sich erst ein Jahr zuvor typisieren lassen, als sie erfuhr: Sie kommt als Stammzellspenderin infrage. Was dann folgte, war eine intensive und vor allem emotionale Reise.

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Video: Maria erzählt über den Ablauf der Stammzellspende

"Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht"

Im Jahre 2023 ließ sich die 22-jährige Maria Gampe typisieren – auf Anregung ihrer Mutter. "Sie hat mir das Thema Typisierung immer wieder gezeigt, und ich habe dann auch selbst von Aktionen gehört. Da dachte ich mir: Wenn ich helfen kann, dann am liebsten gleich", erinnert sie sich.

Dass sie zu den wenigen gehört, die tatsächlich als Spenderin gebraucht wird, kam für sie überraschend. "Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht. Ich war erst so seit 2023 registriert." Umso entschlossener war sie, als im Jänner diesen Jahres der Anruf kam, dass sie als mögliche Spenderin infrage käme.

"Man wird von Kopf bis Fuß durchgecheckt"

Der Ablauf sei gut organisiert gewesen: Nach dem ersten Telefonat folgte eine Blutabnahme zur genaueren Prüfung. "Dann bekommt man ein kleines Paket zugeschickt und muss zum Arzt, um die Proben abnehmen zu lassen", beschreibt Maria. Alles wird ausgewertet, und wenn man tatsächlich passt, bleibt man laufend in Kontakt mit der Spendezentrale.

Die Wahl des Spendezentrums überlässt man dem Spender. Maria entschied sich für Ulm – nahe und praktisch. Es folgen eine Vitaminkur und eine umfassende Voruntersuchung. "Man wird von Kopf bis Fuß durchgecheckt – Blutwerte, Organe, einfach alles."

Vier Tage spritzen und fünf Stunden sitzen

Bevor es zur eigentlichen Spende geht, beginnt eine viertägige Spritzenkur. "Morgens und abends muss man sich in den Bauch spritzen – damit die weißen Blutkörperchen sich vermehren können."

Am Spendentag selbst heißt es: sitzen, warten und durchhalten. In einem Arm wird das Blut entnommen, in einem Gerät gefiltert und über den anderen Arm zurückgeführt. "Das Ganze hat bei mir etwa fünf Stunden gedauert. Ich konnte Filme schauen, essen – es war ganz entspannt", sagt Maria. Eine Freundin war zudem als Begleitung dabei.

Maria am Tag der Spende in Ulm. ©handout/privat

"Es geht nicht um mich, sondern um das Überleben eines anderen"

Der Zeitraum von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Spende betrug rund zwei Monate. Trotz der vielen Termine verlor Maria nie die Motivation – fast nie. "Nur an einem Tag, während der Spritzenkur, hatte ich starke Gelenkschmerzen. Da habe ich kurz gezweifelt. Aber dann dachte ich mir: Es geht nicht um mich, sondern um das Überleben eines anderen."

Empfängerin aus Nordamerika: "Ich würde sie gerne kennenlernen"

Die Frau, die Marias Stammzellen erhalten hat, lebt in Nordamerika. "Jetzt ist noch alles anonym. Sie weiß nur, dass ich weiblich bin und ungefähr ihr Alter habe." Nach zwei Jahren könnte ein direkter Kontakt möglich sein. "Ich würde sie gerne kennenlernen. Wenn sie das auch möchte."

Diese Urkunde erhielt Maria als Dank für ihren Einsatz.

"Ich würde sofort wieder spenden"

Einen besonderen Moment nennt Maria sofort: "Das Schönste war einfach das Wissen, dass ich mit wenig Aufwand so viel bewirken konnte. Es passiert so viel Schlechtes in der Welt – aber ich konnte jemandem helfen."

Die Tage in Ulm, die Gespräche mit anderen Spendern, neue Menschen mit eigenen Geschichten – das alles bleibt ihr in Erinnerung. "Und wenn ich nochmal gebraucht werde, würde ich sofort wieder spenden."

"Es tut nicht weh und kann Leben retten"

Maria hat eine klare Botschaft an alle, die noch zögern: "Man muss keine Angst haben. Alles ist gut organisiert. Man bekommt Unterstützung, ein Hotel und man darf eine Begleitperson mitnehmen. Selbst die Typisierung tut nicht weh – ein einfacher Mundabstrich, der Leben retten kann." Ihre Worte klingen bestimmt, aber auch voller Wärme: "Es ist einfach eine gute Sache. Wir Menschen sollten uns gegenseitig helfen."

Maria Gampe im Interview mit VOL.AT.

(VOL.AT)

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