„Wenn du einen Fiat fährst und dann ein Ferrari vor der Tür steht“ – so fühlt sich das neue Wohnen für Alois (63) im neuen Feldmoos an

Am Mittwoch wurden insgesamt 101 neue Wohnungen in der Wohnanlage Feldmoos in Bregenz an die Bewohner übergeben. Darunter auch 43 Mieter, die die aus der Südtirolersiedlung Bregenz Rheinstraße umgezogen sind. Damit schließt die Vogewosi ein großangelegtes Pilotprojekt ab: vom Abriss über den Neubau bis zur Nachverdichtung einer alten Wohnanlage.

Im Rahmen eines Pressegesprächs stellten Vertreter der Vogewosi, der Stadt Bregenz und des Landes das Projekt vor. VOL.AT nutzte die Gelegenheit und sprach mit neuen Mietern über den Umzug in die Siedlung und Eindrücke von ihrer alten und neuen Wohnung.
Video: Was Bewohner vom neuen Feldmoos halten

"Wenn du bis jetzt einen Fiat 500 gefahren bist …"

"Beim Duschen musste ich knien"
Alois Sturmer, 63, lebte zuvor acht Jahre in der Südtirolersiedlung. Seine damalige Wohnung war eine unbeheizte Mansarde mit Badezimmer in der Dachschräge, wie er erzählt. "Das war nicht so fein von der Höhe her. Ich hatte ein Badezimmer, dass in der Dachschräge war. Also beim Duschen musste ich knien", führt er aus. Er sei sehr glücklich über den Umzug, betont Alois daher. "Es war natürlich dementsprechend vom Alter her die Bausubstanz sicher nicht mehr die beste."

Seit Dezember wohnt der angehende Pensionist nun im Feldmoos und zieht einen deutlichen Vergleich: "Wenn du bis jetzt einen Fiat 500 gefahren bist und es steht am nächsten Tag ein Ferrari vor der Haustüre. Ich glaube, dann muss man nicht mehr weiterfragen." Er sei mehr als glücklich, eine Wohnung bekommen zu haben – auch da sie preiswert sei.

Er lobt die neue Wohnung für ihre Helligkeit, den großen Balkon, die Raumeinteilung und die Fußbodenheizung. Der sechs Meter lange Balkon hat es ihm angetan: "Da kann man sich wirklich aufhalten. Da kann man auch am Abend mit Kollegen zusammensitzen." Auch die Mitgestaltung im Vorfeld sei vorbildlich gewesen: "Wir hatten alle Möglichkeiten – Küchenplanung, Möbelmaße, Pläne. Besser kann es nicht gehen." Nur ein, zwei frühere Nachbarn vermisse er. Doch diese hätten noch die Möglichkeit, ebenfalls eine neue Wohnung zu bekommen.
"Ich bin glückselig" - Liane zum Umzug nach 83 Jahren

Liane Vedovelli ist 1941 mit ihren Eltern aus dem Südtirol in die damals neu gebaute Siedlung in Bregenz gezogen – sie war neuneinhalb Jahre alt. Sie verbrachte dort einen Großteil ihres Lebens in drei verschiedenen Wohnungen, bevor sie vor vier Monaten ins neue Feldmoos übersiedelte. "83 Jahre habe ich dort gewohnt und jetzt habe ich so eine tolle Wohnung bekommen", meint sie.

"Ich wäre jetzt noch geblieben, wenn nicht Ilse gewesen wäre", betont "Lili". Ilse, das ist ihre Tochter, die sie anregte, in "die schöne Siedlung" zu wechseln. "Ich habe gedacht, ich gehe, bevor sie mich weiß nicht wohin schicken und ich womöglich noch ins Altersheim gekommen wäre", meint sie. "Ich bin glückselig."

"Der Balkon ist Gold wert"
Besonders die Helligkeit, der Balkon und der barrierefreie Zugang mit Lift gefallen ihr. "Sie ist klein, aber groß für mich", meint Liane. Zudem kommt der "Essentisch" vom mobilen Hilfsdienst regelmäßig bei ihr vorbei. "Der Balkon ist Gold wert. Vier-, fünfmal am Tag sitze ich draußen." Die Umgebung empfindet sie als ruhig und angenehm.

"Das ist wie ein Luxus", meint Sabine
Sabine Streitler wohnte bereits im "alten" Feldmoos und zog mit ihrem Mann in eine der neuen Wohnungen. Den Unterschied beschreibt sie deutlich: "Das kann man sich gar nicht vorstellen." Der Kontrast von Altbau zu Neubau sei groß. Bodenheizung, elektrische Fensterläden und Lärmschutz findet sie besonders toll.

"Es ist so ruhig hier, ab und zu ist es sogar zu ruhig. Das kann man nicht vergleichen. Das ist wie ein Luxus, die neuen Wohnungen."

"Was will man mehr?"
Ein Pluspunkt ihrer Wohnung ist auch der Blick ins Grüne vom Balkon in Richtung des Gebhardsberges. "Was will man mehr?", fragt sie. "Besser hätten wir es überhaupt nicht erwischen können." Viele frühere Nachbarn seien ebenfalls im Feldmoos geblieben, was den Neustart erleichtere. "Wir kennen hier alle – das ist auch fein." An der alten Wohnung vermisse sie nichts, betont sie. "Also echt nicht."
Modellprojekt für den gemeinnützigen Wohnbau
Die ursprüngliche Wohnanlage aus den 1960er-Jahren war aufgrund von Bodensenkungen nicht mehr sanierungsfähig. Acht von elf Blöcken wurden abgetragen und durch sechs neue Wohnhäuser ersetzt. Die neuen Wohnungen verfügen über Tiefgaragen, Spielplätze, moderne Ausstattung und barrierefreie Zugänge.

Beim Pressegespräch unterstrichen Vertreter von Stadt und Land die Bedeutung des Projekts für Vorarlberg. Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz sprach von einem gelungenen Modell für die Zukunft des Wohnbaus. Landtagspräsident Harald Sonderegger betonte die Verantwortung, begrenzten Raum nachhaltig zu nutzen und leistbaren Wohnraum zu schaffen.

Umsiedlung aus der Südtirolersiedlung
Ein Teil der neuen Bewohner stammt aus der Südtirolersiedlung an der Rheinstraße. Diese Wohnanlage aus den 1940er-Jahren soll in den kommenden Jahren zum Teil saniert, zum Teil abgerissen und neu aufgebaut werden. Die Vogewosi bot betroffenen Mietparteien mit unbefristeten Verträgen eine Umzugsentschädigung von 3.000 Euro an. Rund 40 Parteien sind mittlerweile ins Feldmoos umgezogen.
(VOL.AT)