"Das ist ein No-Go": Gastronom Stefan Köb kritisiert Pläne zur Trinkgeldversteuerung

Der stellvertretende Fachgruppen-Sprecher der Gastronomie in Vorarlberg macht sich für eine gesetzliche Regelung stark.
Forderung nach Rechtssicherheit
Die Petition richtet sich an das Bundesministerium für Finanzen und fordert: Trinkgeld soll steuer- und abgabenfrei bleiben – unabhängig davon, ob es bar oder per Karte gegeben wird. Auch bei fairer Teamverteilung über sogenannte Tronc-Systeme braucht es klare gesetzliche Rahmenbedingungen. Über 3.700 Menschen haben bereits unterzeichnet.

Video: Stefan Köb zum Thema Trinkgeld
"Freundlichkeit soll eben kein Steuerfall sein"
Im Gespräch mit VOL.AT macht Stefan Köb klar: "Trinkgeld ist ein Geschenk vom Gast an den jeweiligen Mitarbeiter, dementsprechend wird es Trinkgeld auch dann geben, wenn es eine besondere Leistung gibt vom Dienstleister." In diesem Fall ein Barkeeper oder eine Servicekraft, etwa in der von Köb geführten LuSt-Bar. "Freundlichkeit soll eben kein Steuerfall sein. Das ist unsere klare Meinung." Beim Bund fehle des Geld, man versuche, überall an Geld zu kommen. Dass der Staat nun an dieser Wertschätzung mitverdienen wolle, halte er für den falschen Weg: "Da jetzt noch irgendwo ins Trinkgeld hineinzugreifen, das viel die Gastfreundlichkeit ausmacht – das geht einfach nicht."

Köb betreibt mehrere Lokale in Bregenz und Hard. Der Geschäftsführer beziehungsweise Betreiber eines Lokals bekomme in der Regel auch nicht mit, was an Trinkgeld fließe, insofern könne man nicht verlangen, dass es dementsprechend versteuert werde, so der Gastronom. Er betont, dass Trinkgeld in der Gastronomie trotz gestiegener Löhne weiterhin ein wichtiges Extra sei, auch wenn man sich mit dem Lohnniveau der Kollektivverträge "nicht mehr verstecken müsse". "Dennoch ist es halt einfach das Tüpfelchen auf dem i", betont er. Es motiviere nach langen, stressigen Tagen. Gerade an Wochenenden oder abends sei es oft entscheidend für die Stimmung im Team.
Bürokratische Hürden sorgen für Druck
Anlass für die Petition sind Kontrollen durch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Wird das "ortsübliche Maß" an Trinkgeld überschritten – etwa bei digitaler Zahlung – drohen Betrieben Nachzahlungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen. Die Rechtslage ist für viele unübersichtlich.

Unternehmer zahlen bereits eine Trinkgeldpauschale an die Sozialversicherung. Kartenzahlungen machen Trinkgeld sichtbar, wodurch es bei Prüfungen zu Nachzahlungen komme, so Köb. Es gebe Fälle, in denen das über Jahre hochgerechnet wurde – mit Summen, die für Betriebe existenzbedrohend seien. Durch den Mitarbeiterwechsel, etwa mit Saisonkräften, werde es zudem quasi unmöglich, Mitarbeiter nachträglich zu belangen.
Enorme Beträge: "Das ist ein No-Go"
Eine Reform des Systems ist laut Köb notwendig, die bisher vorgeschlagenen Maßnahmen hält er jedoch für unzumutbar: Mit den enormen Beträgen, die aktuell im Raum stünden, gehe das auf keinen Fall. "Das ist ein No-Go", betont der Gastronom im Gespräch mit VOL.AT. Bereits jetzt seien die Kollektivlöhne deutlich angehoben worden, was er ausdrücklich begrüße.

"Das wäre ein Schuss ins Knie"
"In weiterer Folge wird es Thema werden, dass es der Arbeitergeber einfach auf den Lohn draufschlagen muss. Der Mitarbeiter wird es nicht zahlen, weil er nicht zahlen und sagen: Jetzt verdiene ich weniger, weil ich mehr Steuern zahle", führt er aus. In weiter Folge werde es auch zu Teuerungen in der Gastronomie führen. "Es gibt Zahlen, die im Raum stehen, die nicht erträglich sind für die Branche", betont Köb. "Bei aller Liebe: ja, der Staat braucht Geld. Aber es bei den Kleinsten zu holen, das würde glaube ich nach hinten losgehen." Schon jetzt würden viele Lokale zusperren, wenn zum Glück auch nicht in Bregenz. "Die Branche dann so in die Knie zu zwingen und dann auch noch die Mitarbeitersuche noch schwerer zu machen, das wäre ein Schuss ins Knie."
Ihre Meinung ist gefragt
Deutliche Position des Kochverbands
Der Verband der Köche Österreichs macht in einer Stellungnahme, die auch in sozialen Medien geteilt wurde, klar: "Trinkgeld ist Dank und Wertschätzung – kein Steuerfall." In Gastronomie, Hotellerie, Kosmetik oder Taxi sei Trinkgeld ein Geschenk der Gäste – das zunehmend digital erfolgt. Auch faire Teamaufteilungen seien längst üblich, rechtlich aber nicht ausreichend abgesichert. Die Forderung lautet: "Trinkgeld gehört zu den Menschen, die täglich für uns da sind – nicht in den Verwaltungsdschungel!"
Mehr zum Thema Trinkgeld auf VOL.AT
(VOL.AT)