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Der 11-jährige Mihajlo Timic und Pater Erić erzählen von ihren orthodoxen Traditionen.
Der 11-jährige Mihajlo Timic und Pater Erić erzählen von ihren orthodoxen Traditionen. ©VOL.AT/Grundner

Eine Seltenheit: Katholische und orthodoxe Christen feiern Ostern am selben Tag

Ein gemeinsames Ostern aller Christen ist ein rares Ereignis. VOL.AT hat die Gründe dafür und wirft einen Blick in die orthodoxen Traditionen von Mitgliedern der Pfarre Hl. Konstantin und Helena in Bregenz.   

Katholische, protestantische und orthodoxe Christen feiern heuer am selben Tag Ostern. „Das ist etwas sehr Besonderes“, betont Priester und orthodoxer Religionslehrer Goran Erić aus Bregenz. Denn das Osterdatum wird unterschiedlich berechnet. Außerdem richten sich die einen nach dem gregorianischen Kalender und die orthodoxen nach dem julianischen.

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Fasten in der orthodoxen Kirche

Auch wenn bei den unterschiedlichen christlichen Konfessionen zu Ostern die Auferstehung Jesu Christi im Mittelpunkt steht, unterscheiden sich die liturgischen Feiern und Traditionen voneinander. VOL.AT war in der serbisch-orthodoxen Pfarre Hl. Konstantin und Helena bei der St. Gebhardkirche in Bregenz und ließ sich von Pater Erić und weiteren Mitgliedern der Kirchengemeinschaft einen Einblick in ihre Osterbräuche geben.  

Der 11-jährige Mihajlo Timic aus Bregenz ist Ministrant und hat von Montag bis Donnerstag gefastet. „Gott hat gefastet und wir tun es auch. Fleisch und Süßigkeiten habe ich nicht gegessen“, sagt er.

„Normalerweise fastet man sieben Wochen“, ergänzt Pater Erić. „Man sollte kein Fleisch und keine tierischen Produkte wie Milch oder Eier essen. Also vegan eigentlich.“

Goran Erić, Priester und orthodoxer Religionslehrer, sieht in der Nächstenliebe einen zentralen Aspekt des Osterfestes. ©VOL.AT/Grundner

Weitere orthodoxe Traditionen

Bernhard Johannes Mica aus Schwarzach war bis vor Kurzem Kantor und Lektor in der Kirchengemeinde. „In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird es eine Prozession geben, bei der wir mit Kerzen um die Kirche herum gehen“, erzählt er. „Dabei singen wir ein Osterlied. Und dann schlägt der Priester mit dem Kreuz an die Kirchentür und sagt zum ersten Mal, Christus ist auferstanden. Ab diesem Moment übernehmen die Gläubigen die Botschaft.“

Bernhard Johannes Mica kennt sich als ehemaliger Kantor und Lektor gut in der Kirchengemeinde aus. ©VOL.AT/Grundner

Einen weiteren Punkt betont Mica: „Die Gläubigen begrüßen sich zu Ostern mit ‚Christus ist auferstanden‘ und der andere, der angesprochen wird, sagt ‚Ja, Christus ist wahrhaft auferstanden‘.“

Eine enge Gemeinschaft

Am Ostersonntag wird traditionell mit der Familie gefeiert. Es gibt Lammfleisch, Innereien und rot gefärbte Eier, die man aneinander stößt. Wessen Ei dabei heil bleibt, der wird nach dem Volksglauben „Glück und Freude“ haben.

Die Pfarre Hl. Konstantin und Helena trägt sich ausschließlich durch Spenden ihrer Mitglieder. ©VOL.AT/Grundner

Für Pater Erić gehört es zu Ostern dazu, sich den Mitmenschen zuzuwenden und zu helfen. „Liebe zu Gott und zum Nächsten“ ist für ihn generell, aber vor allem an diesem Festtag ein zentraler Bestandteil.

Was man über Ostern wissen sollte

Worum genau geht es eigentlich an Ostern?

Ostern ist das höchste Fest der Christenheit. Laut Neuem Testament wurde Jesus, der Sohn Gottes, zu Tode verurteilt, gefoltert und gekreuzigt. Am dritten Tag jedoch soll er wieder von den Toten auferstanden sein. Er zeigte sich seinen Anhängerinnen und Anhängern. Das ist der Kern der christlichen Botschaft - der Gottessohn stirbt und steht wieder auf.

Warum feiern die orthodoxen Kirchen und die katholische Kirche Ostern meistens an verschiedenen Terminen?

Das liegt daran, dass die katholische Kirche und die evangelischen Kirchen sich bei ihren Feiertagen am Gregorianischen Kalender orientieren, die Orthodoxie sich aber am Julianischen Kalender, den Julius Cäsar 45 v. Chr. im römischen Reich eingeführt hat. Diese beiden Kalender liegen 13 Tage auseinander, nach julianischer Rechnung beginnt das neue Jahr also erst später im Januar. Manchmal gibt es beim Osterfest sogar einen Unterschied von mehreren Wochen, wie etwa im Vorjahr, als die orthodoxen Kirchen erst am 5. Mai Ostern feierten, Katholiken und Protestanten hingegen schon am 31. März. Generell ist Ostern – anders als Weihnachten – ein beweglicher Feiertag.

Warum gibt es in diesem Jahr einen gemeinsamen Termin?

Das liegt am Mond. Alle Christen feiern Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings ihres jeweiligen Kalenders.

Gibt es Versuche, weltweit ein einheitliches Oster-Datum zu finden?

Ja. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) eine Osterbotschaft. "Könnte das nicht immer so sein, könnten wir nicht immer alle am selben Tag das Osterfest feiern, dass das Herzstück unseres Glaubens ist? Es wäre ein deutliches Zeichen für Versöhnung und ein konkreter Ausdruck der Einheit, für die Christus gebetet hat", schrieben Weltkirchenrat-Generalsekretär Jerry Pillay und ÖRK-Zentralausschuss-Vorsitzender Heinrich Bedford-Strohm. Auch die ökumenische Initiative "Pasqua together" setzt sich für ein gemeinsames Oster-Datum aller christlichen Kirchen ein. Im Vorjahr sprach Papst Franziskus vor dieser Gruppe. Das aktuelle Oberhaupt der Katholiken ist ein großer Verfechter eines gemeinsamen Festes. Ostern sei nicht aufgrund eines Kalenders entstanden. "Ostern gehört Christus!"

(VOL.AT/dpa)

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