Wie Martin aus Bregenz dazu kam, ein Lokal mit Kässpätzle und Co. in NRW zu eröffnen

Martin Bentele (52) stammt ursprünglich aus Bregenz. Heute lebt und arbeitet er in Grefrath im deutschen Nordrhein-Westfalen. Doch wie verschlug es ihn dorthin? Und wie kam er dazu, ausgerechnet dort ein Restaurant zu eröffnen?

Von Bregenz über den Schwarzwald nach Nordrhein-Westfalen
Alles begann mit Benteles erster Station in der Gastronomie: mit der Ausbildung in der Klause in Lochau. Lange arbeitete er als Koch in Wintersportgebieten in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Später verschlug es den Vorarlberger in den Südschwarzwald, wo er seine Frau Sandra (48) – eine Hotelfachfrau – kennenlernte. "Wir sind auf unserem Lebensweg jedes Mal, wenn wir eigentlich beruflich und wohnlich ins Ländle zu Familie und Freunden wollten, genau in der entgegengesetzten Richtung gelandet", meint er gegenüber VOL.AT. Gemeinsam mit Sandra hat er am 10. April den "Buschbäckerhof" übernommen und ausgerechnet mit Spezialitäten aus dem Ländle ein gastronomisches Konzept etabliert, das bei den Gästen einschlägt.

Eigenes Restaurant seit 10. April
"Ich bin Bregenzer", sagt Bentele im Telefongespräch mit VOL.AT. Über den Schwarzwald führte ihn der berufliche Weg nach NRW – rund 20 Kilometer vor der niederländischen Grenze. "Ich war dort ein Jahr lang noch selbstständig nach dem Schwarzwald und hatte viele Kunden aus Nordrhein-Westfalen", erzählt er. So landete er schließlich 2008 als Küchenchef und gastronomischer Leiter beim Golfclub "Elfrather Mühle" in Krefeld. Seit 2010 arbeitet er als Küchenchef in der Betriebsverpflegung eines dort ansässigen weltweit führenden Maschinenbaukonzerns. "Und seit 10. April bin ich zudem auch Gastronom im eigenen Restaurant", führt er fort.
Rückkehr ins Ländle geplant – doch es kam anders
Im vergangenen Jahr versuchte das Ehepaar, in Vorarlberg Fuß zu fassen: "Wir hatten vor, wieder ins Ländle zu gehen, nach Hause zu kommen zu Familie und Freuden", verdeutlicht Bentele. Der Zeitpunkt war günstig, da sein Sohn die zehnte Klasse eines Gymnasiums besuchte. "Da hätte es gepasst, wenn er wechselt", meint Martin. Sie suchten einen Pachtbetrieb in Vorarlberg: "Wir haben drei Betriebe angeschaut." Darunter das "Luag Ahe" am Dünserberg, den "Löwen" in Röns und die "Lustenauer Hütte". Letztere hätte dem Ehepaar gefallen, aber "wir sind dann nicht mit dem Alpenverein übereingekommen."

Schließlich fiel die Entscheidung: "Wenn wir daheim nichts finden, dann bleiben wir da." Zu Hause, das ist für Martin Bentele nämlich nach wie vor Vorarlberg: "Das ist immer noch meine Heimat." Seine Mutter, sowie seine Brüder und viele Freunde leben im Ländle. Auch seine Tochter Steffi absolvierte hier ihre Lehre und arbeitet im Casino Bregenz, wie er erzählt. "Wir fahren so oft wie möglich hin, um Kontakt mit den Leuten zu halten. Sie kommen auch zu Besuch", so der Gastronom.

Vorarlberger Küche als Marktlücke
In Grefrath-Vinkrath stießen er und seine Frau auf ein leerstehendes Lokal in einem alten Vierkanthof. "Das Gebäude hat Charme, mit dem Backstein und Klinker. Es hatte zwei Jahre geschlossen", erklärt Martin Bentele. "Es hatte nie einen Pächter. Der Eigentümer, ein Landwirt, hat es selbst geführt und war vor zwei Jahren mit seiner Schwester in Rente gegangen." Das Lokal war "picobello gepflegt". Nach Verhandlungen mit den Eigentümern gab es eine Vorstellung der Pläne in der Gemeinde. "Die ortsansässigen Vereine waren alle begeistert, der Bürgermeister auch", so Bentele. In der Ortschaft gebe es keine deutsche Gastronomie, nur mediterrane Küche, gibt er zu verstehen. "Das muss man sich mal vorstellen." So sah er die Chance, für sich und sein Restaurant.

Ländle-Fleisch, Vorarlberg Mehl und Käse aus Schoppernau
In "Benteles Buschbäckerhof" wird österreichisch gekocht – mit Produkten aus Vorarlberg. "Ich kriege den Bergkäse und den Spätzlekäse von der Bergkäserei Sennerei Schoppernau. Sie schicken mir das zu", nennt Bentele ein Beispiel. Schinken- und Räucherspezialitäten kommen vom "Tone Fetz" und seiner Fleischerei in Andelsbuch. Die letzte Lieferung kam über seine Tochter in der Kühlbox nach Deutschland, danach werden die Produkte zugestellt. Auch Mehl aus dem Ländle verwendet er: "Das Vorarlberg-Mehl ist das Beste", ist Bentele auch nach Jahren in Deutschland überzeugt. "Wir haben 60 kg gekauft und meine Tochter hat es mitgebracht. Damit kommen wir ein paar Tage aus." Auch Schnäpse von Freihof und Prinz dürfen im Lokal nicht fehlen. Weine bekommt der Vorarlberger von Winzer Waberer aus Niederösterreich. Doch damit nicht genug Ländle-Bezug: Auch eine österreichische XXL-Flagge weht auf dem Grundstück.
"Das Telefon hat nicht mehr stillgestanden"
Zum Start half die ganze Familie mit – auch aus Vorarlberg. Es kamen Bruder und Patentante. Benteles 21-jährige Tochter, die in Bregenz arbeitet, nahm sogar vier Wochen Urlaub. "Denen bleibt gar nichts anderes übrig", erklärt der Gastronom und lacht. Auch der 16-jährige Sohn und die 23-jährige Tochter sind eingebunden. "Die ersten vier Tage wurden vier fast überrannt", meint er. Dass der Ansturm so groß war, liegt laut ihm auch an der Berichterstattung in lokalen Medien. Am Tag vor der Eröffnung gab es einen Empfang mit den Vereinsvorständen aus der Gemeinde – diese sind mitgliedsstark, mit insgesamt rund 1000 aktive Mitglieder. Auch Bürgermeister und Presse waren geladen. "Das hat eingeschlagen wie eine Bombe", gibt der Bregenzer zur Restauranteröffnung zu verstehen. "Das Telefon hat nicht mehr stillgestanden."

Kässpätzle und Tafelspitz als Renner
Die österreichische und Vorarlberger Küche überzeugte die Lokalbesucher bereits in den ersten Tagen: "Die Karte kommt sensationell gut an", betont Bentele. Die Gäste seien hin und weg. "Der Kundenstamm sind hauptsächlich Deutsche, aber es kommen auch viele Holländer rüber. Und unter den Österreichern in der Region spricht sich das auch herum." Das freut den Wirt natürlich. Sehr gut kommt laut ihm der Tafelspitz an. "Was mich besonders freut, ist, dass die Vorarlberger Kässpätzle gut laufen", so der Bregenzer. Diese serviert er übrigens in authentischen Brenta, als der typischen Holzschüssel oder "Gepse" aus dem Ländle. Auch Zwiebelrostbraten, Kaiserschmarren und Leberspätzle schmecken den Gästen. "Das ist eben alles sehr authentisch", erklärt sich der Gastronom den Erfolg seines Konzepts. "Topfennockerl, Topfenstrudel und Apfelstrudel mache ich auch alle selbst."

Die Heimat bleibt das Ländle
Auch wenn die Familie nun in NRW lebt, bleibt Vorarlberg ein Fixpunkt. "Eigentlich sind wir immer noch daheim im Ländle. Aber wir sind halt fern der Heimat", sagt Bentele im Gespräch mit VOL.AT. Mehrmals im Jahr fährt die Familie zurück nach Bregenz – Heimatbesuche, die auch in Zukunft nicht fehlen sollen.
(VOL.AT)