Niedriger Bodenseepegel: Freigelegte Uferbereiche sorgen für Aufsehen

Der Bodensee führt derzeit außergewöhnlich wenig Wasser – das sorgt nicht nur für nachdenkliche Gesichter, sondern auch für ungewohnte Spaziergänge. Besonders rund um den Wocherhafen und Neu Amerika in Bregenz hat sich eine regelrechte Wattlandschaft gebildet, die viele Menschen in den Osterferien erkunden.
Update: Hinweis der Naturschutzanwaltschaft
Die im Artikel erwähnten Schlickflächen befinden sich im Europaschutzgebiet "Mehrerauer Seeufer – Bregenzerachmündung". Seit Juni 2024 ist das Betreten der Schwemmfächer der Bregenzerache verboten. Grund dafür ist der Schutz wichtiger Brut- und Rastgebiete für verschiedene Vogelarten, darunter der stark gefährdete Flussregenpfeifer. Dieser legt sein Gelege direkt auf den offenen Kiesflächen an und reagiert äußerst sensibel auf Störungen, insbesondere durch unangeleinte Hunde und viele Besucher. Aus Rücksicht auf die Vogelwelt und zur Vermeidung von Verstößen gegen das Naturschutzgesetz wird daher dringend gebeten, diese Bereiche nicht zu betreten.

Spaziergang statt Schwimmen
Wo sonst nur mit Boot oder Badehose ein Weiterkommen möglich ist, lässt sich derzeit trockenen Fußes erstaunlich weit hinauslaufen. Mit passendem Schuhwerk oder barfuß läuft man erst über Steine und Schwemmholzstücke am Ufer und dann über Sand und "Bächlein" weiter hinaus. Beim VOL.AT-Lokalaugenschein am Dienstagnachmittag waren einige Ausflügler neugierig am erweiterten Bodenseeufer unterwegs. Der Untergrund ist teils rutschig und weich, aber mit dem passenden Schuhwerk durchaus passierbar.
Video: Lokalaugenschein in Neu Amerika
Wer sich vom Becken beim Kiosk in Richtung alte Silberweide aufmacht, erlebt einen Anblick, der in den letzten Jahren kaum zu beobachten war. Es wirkt fast surreal, wie weit der See zurückgewichen ist. Teilweise riecht es bei den aktuellen 20 Grad sehr nach "Bodensee" – leicht modrig und nach "Entengrütze".

Familien genießen das Ungewöhnliche

Auch Familien nutzen das schöne Wetter für einen Ausflug. Rene Ritter aus Satteins war mit seiner Frau Jasmine und den beiden Söhnen David und Elias unterwegs: "Das Wasser wird schon wieder kommen", meint er. "Es ist mal cool, auf dem Wasser nicht zu schwimmen, sondern zu laufen."

Störende Gerüche oder negative Eindrücke fielen ihm auf die Schnelle keine auf. Die Kinder hatten jedenfalls ihren Spaß am ungewöhnlichen Seespaziergang: "Es ist cool", meinen seine Jungs.
"Doch nicht so schön. Das Wasser wird halt knapp"

Brigitte Beck aus dem schweizerischen Widnau war mit dem Rad zum See gekommen. Die außergewöhnlich niedrige Wasserlinie fiel ihr sofort ins Auge. "Der Wasserstand ist schon sehr tief", merkt die Ausflügerlin gegenüber VOL.AT an. Sie habe so etwas noch nie gesehen. "Es ist ganz neu", betont sie. "Doch nicht so schön. Das Wasser wird halt knapp."

Zwischen Staunen und Sorge

Manche Besucher äußerten sich auch kritisch angesichts des extremen Wasserstands. Christian Marent aus Bregenz: "Ich wohne schon ewig hier, aber so wenig Wasser habe ich echt noch nie gesehen. Ich finde es schon bedenklich." Gerade für diese Jahreszeit sei das ungewöhnlich – und durchaus besorgniserregend. "Normalerweise müsste er wesentlich höher sein", so der Bregenzer. Ein paar stimmungsvolle Fotos vom Naturdenkmal nahe der alten Weide nahm er dennoch mit nach Hause: "Sie begleitet micht schon das ganze Leben und ich muss immer mal wieder vorbeikommen."





(VOL.AT)