Warum das Sparpaket des Landes Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen besonders hart trifft

Die angekündigten Sparmaßnahmen des Landes Vorarlberg treffen soziale Einrichtungen hart. Besonders betroffen sind Menschen mit Behinderungen und deren Familien. Die Geschäftsleitung der Lebenshilfe Vorarlberg bestätigt gegenüber VOL.AT, dass aufgrund gekürzter Fördermittel drastische Schritte notwendig werden.
„Wir mussten uns schweren Herzens dazu entschließen, zwei Standorte der Kantine.L zu schließen und zwei Werkstätten-Standorte in Hörbranz zusammenzulegen, um Synergien zu nutzen“, so Geschäftsführerin Mag. Michaela Wagner-Braito.
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Trotz bereits laufender Einsparungen fehlen weiterhin rund 1,7 Millionen Euro im Budget der Lebenshilfe. Zusätzliche Sparmaßnahmen, beispielsweise im Bereich Verwaltung und Mobilität, sind derzeit noch in Prüfung.
Betroffene zeigen Kritik und Unverständnis
Innerhalb der Lebenshilfe und unter Angehörigen der Betroffenen lösen die Sparmaßnahmen große Sorgen und Verärgerung aus. Wagner-Braito bestätigt gegenüber VOL.AT: „Es gibt Kritik und Unverständnis von Mitarbeitenden und Angehörigen, da die Einsparungen gerade Menschen mit Behinderungen treffen.“ Die Geschäftsleitung bemühe sich um offene Dialoge und Transparenz.
Caritas Vorarlberg ebenfalls betroffen
Auch Einrichtungen der Caritas Vorarlberg sind von Kürzungen betroffen. Zusätzliche Schließtage, insbesondere an Fenstertagen und in den Herbstferien, sind geplant. Dies betrifft Werkstätten in Bludenz, im Montafon, Ludesch und verschiedene ambulante Angebote.
Die SPÖ-Landtagsabgeordnete Manuela Auer kritisiert diese Maßnahmen scharf als „Rückschritt bei der Inklusion“. Besonders kritisch sieht Auer, dass die zusätzlichen Schließtage als direkte Folge des Sparkurses des Landes auftreten. „Diese Schließtage sind faktische Leistungskürzungen und treffen ausgerechnet jene Menschen, die auf ein stabiles Umfeld und beständige Strukturen besonders angewiesen sind“, so Auer. Sie fordert, dass das Land dringend mit den Trägern eine Lösung im Sinne der Betroffenen findet.

NEOS kritisieren die Landesregierung scharf
NEOS-Klubobfrau Claudia Gamon reagiert ebenfalls deutlich auf die geplanten Sparmaßnahmen der Landesregierung: „Wer den Brand legt, kann sich nicht als Feuerwehrmann feiern lassen!“ Laut Gamon sei die aktuelle Situation das Ergebnis jahrelanger Politik der ÖVP, die Verwaltung aufgebläht und Förderstrukturen komplexer gemacht habe. „Der Versuch, sich jetzt als Krisenmanager (LH Markus Wallner ist gemeint, Anm. d. Red.) darzustellen, ist durchschaubar“, kritisiert Gamon. Sie fordert grundlegende strukturelle Reformen statt oberflächlicher Sparmaßnahmen.
Personalstand des Landes ist gestiegen
Gamon weist darauf hin, dass allein von 2020 bis 2025 der Personalstand des Landes um elf Prozent gestiegen sei. Sie fordert eine transparente Bestandsaufnahme und den politischen Willen für tiefgreifende Veränderungen, insbesondere im Förder- und Verwaltungsbereich.

Grüne warnen vor Rückschritt bei Inklusion
Christine Bösch-Vetter, Grüne Sprecherin für Inklusion, kritisiert schon im Februar die Einsparungen im Sozialbereich ebenfalls scharf. „Die drastischen Einsparungen treffen Menschen mit Behinderung und ihre Familien besonders hart. Wenn ambulante Unterstützungsangebote wegfallen, verlieren viele ihre mühsam erkämpfte Selbstständigkeit“, warnt Bösch-Vetter. Sie fordert die Landesregierung auf, gezielt und verantwortungsvoll zu sparen, statt pauschale Kürzungen vorzunehmen, die die Inklusion gefährden.
Zwei Standorte der Kantine.L wurden geschlossen, zwei Werkstätten in Hörbranz zusammengelegt.
Wie hoch ist die Finanzierungslücke bei der Lebenshilfe?
Laut Angaben der Geschäftsleitung fehlen rund 1,7 Millionen Euro im Budget.
Welche Auswirkungen gibt es bei der Caritas Vorarlberg?
Es kommt zu zusätzlichen Schließtagen in Werkstätten und bei ambulanten Angeboten.
Was kritisiert die SPÖ an den Sparmaßnahmen?
Die SPÖ sieht einen Rückschritt bei der Inklusion und fordert eine gemeinsame Lösung mit den Trägern.
Welche Reformen fordern die NEOS?
Die NEOS sprechen sich für eine transparente Bestandsaufnahme und strukturelle Reformen im Verwaltungs- und Förderbereich aus.
Was bemängeln die Grünen an den Einsparungen?
Die Grünen warnen vor einem Verlust von Selbstständigkeit bei Betroffenen und fordern gezielte statt pauschale Einsparungen, um die Inklusion nicht zu gefährden.
(VOL.AT)