Goran Nedic lebt seit Jahren in einer gemeinnützigen Wohnung in der Südtiroler Siedlung. Früher lag sein Einkommen unter der Grenze, der Anspruch auf leistbaren Wohnraum war unbestritten. Doch mit einem neuen Job kam auch mehr Gehalt – und kurz darauf ein Brief von der Stadt: Sein Mietvertrag läuft aus, eine Verlängerung ist nicht vorgesehen. Der Grund: Goran verdiene zu viel. Doch laut offiziellen Angaben liegt die Einkommensgrenze bei 3.200 Euro netto – so viel bekommt er gar nicht. Im Video spricht er ausführlich über seine verzwickte Lage.
„Da wird gerechnet, wie ich’s nie gerechnet hätte“
Was viele nicht wissen: Das Jahreseinkommen wird auf Basis von 14 Monatsgehältern berechnet und durch 12 geteilt. Auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld fließen mit ein. Wer monatlich 2.800 Euro verdient, kann auf dem Papier also bereits über der Einkommensgrenze liegen. Das sorgt regelmäßig für Verwirrung. „Viele sagen: ‚Ich verdiene doch nicht so viel!‘“, heißt es vom Wohnungsservice Bregenz. „Aber sie vergessen, dass das System automatisch mit 14 Gehältern rechnet.“
„Alleinstehend? Dann hast du’s doppelt schwer.“
Das Vergabesystem für gemeinnützige Wohnungen basiert auf einem Punktesystem. Punkte werden etwa für den Wohnbedarf, die familiäre Situation oder die Dauer des Hauptwohnsitzes vergeben. Alleinstehende Männer rutschen dabei häufig nach hinten. Goran empfindet das als ungerecht: „Ich zahle meine Miete, ich habe niemandem etwas getan. Ich hab einfach nur gearbeitet – und jetzt soll ich raus, weil ich ein bisschen mehr verdiene?“
Das klassiche "Sandwich-Problem"
Die Stadt bemüht sich, Wohnraum fair zu vergeben. Doch das System hat Lücken – vor allem für Menschen, die knapp über der Einkommensgrenze liegen und zugleich kaum Chancen auf dem freien Markt haben. Das sogenannte Sandwich-Problem: Zwischen Wohnbauförderung und freiem Mietmarkt bleibt wenig Raum für jene mit „normalem“ Einkommen.
Gorans Geschichte ist kein Einzelfall. Sie zeigt, wie komplex der Zugang zu Wohnraum in Vorarlberg geworden ist – und dass es längst nicht mehr nur um Bedürftigkeit geht, sondern auch um Gerechtigkeit und Zukunftsperspektiven.
(VOL.AT)