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"Ein Wechsel wie bei Unterhosen" – Postgewerkschaft rechnet mit System ab

Postgewerkschafter Franz Mähr kritisiert die Postlösung in Bregenz stark.
Postgewerkschafter Franz Mähr kritisiert die Postlösung in Bregenz stark. ©VOL.AT/Emilia Waanders/Mirjam Mayer
Die letzte Frauenkram-Poststelle in Bregenz hat geschlossen – nun herrscht offiziell Unterversorgung. Als Übergangslösung sollen Kunden ihre Postgeschäfte mit dem Zusteller direkt an der Haustür erledigen. Für Franz Mähr, Landesvorsitzender der Postgewerkschaft, ist das "in der Praxis völlig unrealistisch."

Nach der überraschenden Schließung des letzten "Frauenkram"-Postpartners in der Bregenz- steht die Landeshauptstadt vor einer massiven Unterversorgung mit Postdienstleistungen. Die Übergangslösung "Die Post kommt jetzt zu ihnen nach Hause" kritisiert die Gewerkschaft stark: "Die internen Kommunikationswege haben komplett versagt. Unsere Zusteller wurden von den Kunden über die Änderungen informiert – nicht umgekehrt. Das ist untragbar", so Landesvorsitzender Postgewerkschafter Franz Mähr.

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Video: "Man lernt offenbar nicht draus"

"Mitarbeiter sind völlig überlastet"

Laut Mähr wurde in Bregenz mit März ein neues Zustellsystem eingeführt, das den direkten Kundenkontakt mit dem Zusteller zwar suggeriere, in der Realität aber gar nicht umsetzbar sei: "Unsere Briefträger können keine Postgeschäfte abwickeln – das ist schlicht nicht vorgesehen. Die Information, dass das trotzdem gehen soll, hat für Verwirrung gesorgt."

Auch die Übergangslösung, wonach die einzige eigenbetriebene Filiale in der Seestraße derzeit die gesamte Nachfrage auffangen soll, hält Mähr für unzureichend: "Die Mitarbeiter dort sind völlig überlastet. Und das Parkplatzproblem ist seit Jahren bekannt. Vor dem Amt gibt es vier Stellplätze – die sind dauerbesetzt. Wer da älter ist oder mobilitätseingeschränkt, hat ein echtes Problem."

Post Paketflut
"Unsere Briefträger können keine Postgeschäfte abwickeln", so Mähr zu der praktisch unrealistischen Übergangslösung in Bregenz. ©VOL.AT/Laura Schwärzler

Postpartnersystem – "Da herrscht ein Wechsel wie bei Unterhosen"

Besonders kritisch sieht Mähr das gesamte Postpartnersystem: "Da herrscht ein Wechsel wie bei Unterhosen – zehn kommen, zehn gehen. Es fehlt jede Konstanz." Der Grund dafür sei oft eine unrealistische Erwartungshaltung: "Viele Partner stellen sich ein gutes Zusatzgeschäft vor, doch das bleibt meist aus. Es rechnet sich schlicht nicht."

Franz Mähr, Landesvorsitzender Postgewerkschafter. ©VOL.AT/Emillia Waanders

Die Post AG plant laut eigenen Angaben zwei neue Postpartner ab dem 12. Mai – Namen werden noch nicht kommuniziert. Mähr ist jedoch skeptisch: "Einer davon hat wieder keine Parkplätze. Man lernt einfach nicht dazu."

Forderung nach Rückkehr zur klassischen Filiale

Für die Gewerkschaft steht fest: "Wir brauchen wieder echte, eigenbetriebene Filialen mit gutem Service und langfristiger Planung. Dieses Postpartner-Modell hat sich überlebt – zumindest dort, wo die Versorgung kritisch ist."

Bis Mitte Mai bleibt Bregenz auf eine Filiale angewiesen – für viele Menschen, vor allem ältere oder weniger mobile, eine unzumutbare Situation. Mähr fordert deshalb ein rasches Umdenken bei der Postführung und politischen Rückhalt: "Die Post ist ein Grundversorger. Das muss wieder Priorität bekommen", so der Postgewerkschafter abschließend.

Österreichische Post AG Zustellbasis Feldkirch. ©VOL.AT/Emilia Waanders

(VOL.AT)

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