Umsatz bricht ein: Umweltkatastrophen machen Stadler zu schaffen

Mehrere „Umweltkatastrophen mit massiven Zerstörungen“, die 2024 in der Schweiz, Österreich und der spanischen Region Valencia wüteten, haben sich negativ auf den Schweizer Schienenfahrzeughersteller Stadler stark belastet. Die operative Marge sank um zwei Prozentpunkte und liegt nun bei 3,1 Prozent des Umsatzes – weit entfernt von den ursprünglich prognostizierten 5,1 Prozent.
Der Umsatz reduzierte sich von 3,6 auf 3,3 Milliarden Franken. Ursprünglich hatte Stadler zwischen 3,5 und 3,7 Milliarden Franken angepeilt. Die wetterbedingten Verzögerungen führten dazu, dass 350 Millionen Franken Umsatz von 2024 auf die beiden Folgejahre verschoben wurden. Das Betriebsergebnis brach von 183 auf gut 100 Millionen Franken ein.
Volle Auftragsbücher trotz Verzögerungen
Während der Umsatz leidet, wächst der Auftragsbestand weiter. Dank neuer Bestellungen im Wert von 6,4 Milliarden Franken summierte sich das Auftragsvolumen Ende 2024 auf ein Rekordhoch von 29,2 Milliarden Franken. Stadler erwartet daher in den kommenden Jahren eine „massive“ Steigerung der Produktionsleistung – vorausgesetzt, es gibt keine weiteren Störungen.
Bis ein Auftrag tatsächlich umsatzwirksam wird, können vier bis zehn Jahre vergehen. Derzeit verzögern sich 50 Aufträge um ein bis fünf Monate. Betroffen sind unter anderem Trams für Lausanne und Fernverkehrszüge für Norwegen.
Herausforderungen in Berlin
In Deutschland kämpft Stadler mit Lieferverzögerungen bei den Wagen für die Berliner U-Bahn. Zudem stockt das Vergabeverfahren für 1400 neue S-Bahn-Wagen. Das Konsortium aus Stadler und Siemens rechnet sich dennoch gute Chancen aus, den 5,6 Milliarden Euro schweren Auftrag zu erhalten.
Parallel laufen Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG Metall über ein Spar- und Effizienzprogramm am Berliner Standort, wo 2000 Mitarbeitende beschäftigt sind. Die Gewerkschaft fordert eine Standort- und Beschäftigungsgarantie sowie einen sechsjährigen Zukunftstarifvertrag.
Stadler schlägt als Beitrag der Belegschaft eine 40-Stunden-Woche vor – zwei Stunden mehr bei gleichem Lohn. IG Metall hingegen setzt sich für eine Rückkehr in den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie ein. Das würde fünf Prozent mehr Lohn und eine schrittweise Reduktion der Arbeitszeit auf 35 Stunden bedeuten.
Gedämpfte Erwartungen für 2025 und 2026
Mit Blick auf die kommenden Jahre gibt sich Stadler vorsichtig. Für 2025 erwartet das Unternehmen zwar steigende Umsätze, bleibt aber hinter den ursprünglichen Prognosen zurück. Geplant war ein Wachstum auf 4 bis 4,2 Milliarden Franken, nun wird mit einer operativen Marge zwischen 4 und 5 Prozent gerechnet – statt der erhofften 7 Prozent.
Für 2026 peilt Stadler „deutlich über 5 Milliarden Franken“ Umsatz an. Mittel- bis langfristig soll der Umsatz auf über 5,5 Milliarden Franken steigen, die operative Marge auf 6 bis 8 Prozent. Damit verabschiedet sich das Unternehmen von seinem ursprünglichen Ziel von 8 bis 9 Prozent Marge.
Dividende wird drastisch gekürzt
Das durchwachsene Geschäftsjahr 2024 und die gedämpften Erwartungen für die Zukunft spiegeln sich auch in der Dividende wider. Statt 90 Rappen erhalten die Aktionäre nur noch 20 Rappen pro Aktie – eine massive Kürzung.
(VOL.AT)