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Wahlkampf auf Türkisch: "Viele wussten nicht, wie man wählen geht"

Im Zuge des Wahlkampfes für die Gemeindewahl haben Vorarlberger Kandidatinnen und Kandidaten türkischsprachige Videos veröffentlicht. Was steckt da dahinter? Sie sprechen mit VOL.AT über die Hintergründe für den mehrsprachigen Content.

Eine niedrige Wahlbeteiligung macht erfinderisch. Im Wahlkampf werden alle Register gezogen, um an Stimmen zu kommen und zum Gang zur Wahlurne zu motivieren. So sind aktuell im Netz nicht nur Videos im Vorarlberger Dialekt zu finden, sondern auch türkischsprachigen Wahlvideos.

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Bregenzer Kandidat stellt sich auf Türkisch vor

In einem auf einem türkischen Nachrichtenportal veröffentlichten Video porträtiert etwa der Bregenzer Kandidat Yavuz Öztürk seinen beruflichen Werdegang und ruft zur Wahl auf. Dabei spricht der Bregenzer, der ursprünglich aus Kayseri in der Türkei stammt, in der türkischen Sprache. Der Integrationsbeauftragte ist auf der Liste "Michael Ritsch: Team Bregenz" an der 19. Stelle.

Niedrige Wahlbeteiligung

Doch warum wird mehrsprachig im Rahmen der Wahl in Vorarlberg kommuniziert? Dass viele Wahlberechtigten nicht wählen gehen, beschäftigt wohl die meisten Gemeinden. In der Fraktion Team Bregenz ist die Problematik mit der niedrigen Wahlbeteiligung thematisiert worden.

"Da muss man schauen, wie man Leute, die sonst nicht zur Wahl gehen würden, in den Wahlprozess einbindet", heißt es aus dem Büro des Bregenzer Bürgermeisters Michael Ritsch. Dafür ist für manche Kandidaten mehrsprachiger Content ein Mittel, potenzielle Nichtwähler zu erreichen.

Michael Ritsch teilt Beiträge in der Amtssprache. ©NEUE/Hartinger

Bürgermeister informiert ausschließlich in Amtssprache

Die Fraktion Team Bregenz lässt die Kandidaten selbst entscheiden, in welcher Sprache sie mit ihren potentiellen Wählern im Wahlkampf kommunizieren. Der Bregenzer Bürgermeister selbst setzt jedoch nicht auf türkische Inhalte als Wahlwerbung. Auf den Social Media Kanälen und offiziellen Seiten von Michael Ritsch werden alle Postings in der Amtssprache Deutsch veröffentlicht, heißt es aus seinem Büro. "Wir legen Wert darauf, dass alle es verstehen können."

Deutschkurse und Radkurse

Nicht nur in der Landeshauptstadt wird auf türkische Wahlinformationen gesetzt. In einem anderen veröffentlichten Video tauscht sich die Wolfurter Bürgermeisterin Angelika Moosbrugger mit mehreren Personen über die Projekte in Wolfurt aus. Das Nachrichtenportal ist für diese Produktion an die Marktgemeinde herangetreten. Sie sprechen über angebotene Kurse und Aktivitäten in der Marktgemeinde, wie die Kirmes, Radkurse für Frauen und einen Deutschkurs, ihre Teilnahme und Zufriedenheit mit dem Angebot. Und das in türkischer Sprache - für die Verständlichkeit im Video. Alle Beteiligten sprechen grundsätzlich auch Deutsch, erklärt sie im Gespräch mit VOL.AT.

Angelika Moosbrugger
Angelika Moosbrugger hat das Ziel, über die Projekte und die Wahl zu informieren. ©Gemeinde Wolfurt

"Nicht gewusst, wie man wählt"

Das Video verfolgt laut Moosbrugger (ÖVP) vorrangig das Ziel, zu informieren, welche Angebote es in Wolfurt gibt. Darüber hinaus soll es informieren, wer wählen darf und wie der Ablauf der Wahl ist. "Offensichtlich haben viele nicht gewusst, wie man wählen geht, wie das funktioniert, obwohl sie schon längst Österreicher sind", so die Wolfurter Bürgermeisterin.

"Es ist eigentlich nicht als Wahlwerbung gedacht, sondern als Möglichkeit, sie quasi mündig zu machen, dass sie wählen gehen können." Die Wolfurterin sieht die niedrige Wahlbeteiligung als allgemeine Problematik an. "Viele denken, sie können eh nichts bewirken", so Moosbrugger. Sie wünscht sich: "Am schönsten wäre es: Alle würden wählen gehen und es wäre dann eine wirklich breite Meinung."

(VOL.AT)

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