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Schimmel-Alarm in Hohenems: „Meine Kinder sind krank – aber man sagt mir, ich soll einfach drübermalen“

In mehreren Wohnanlagen in Hohenems gibt es seit Jahren massive Probleme mit Schimmel. Betroffene Mieter berichten von gesundheitlichen Beschwerden und mangelnden Sanierungsmaßnahmen. VOL.AT hat sich vor Ort selbst ein Bild von "Ekel-Wohnungen" gemacht.

In der Wohnanlage Hellbrunnen ist insbesondere der Keller betroffen. Bewohnerin Betül Kilic schildert gegenüber VOL.AT:
"Im Keller ist totaler Schimmel. Das hat vor drei Jahren angefangen, und die Wohnbaugesellschaft macht nichts. Einmal im Jahr wird geputzt, aber das zahlen wir dann über die Betriebskosten."

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Der Kinderwagen ist übersät von Schimmelpartikeln. ©Strobel/VOL.AT
Auch dieser Kinderwagen hat schon bessere Zeiten gesehen. ©Strobel/VOL.AT

Noch gravierender sind Fälle in Wohnräumen. Julia Stankovic berichtet von gesundheitlichen Problemen ihrer Kinder: „Meine Kleine hustet durchgehend, mein Sohn hat seit seiner Geburt Atemprobleme. Wir schlafen direkt unter dem Schimmel. Man hat mir gesagt, ich soll mir im Baumarkt etwas kaufen es drübermalen.“

Julia Stankovic im Gepräch mit VOL.AT-Reporter Dennis Strobel.

Bernhard Amann, Sozialstadtrat der Stadt Hohenems, bestätigt, dass solche Beschwerden regelmäßig an ihn herangetragen werden. Er kritisiert die Wohnbaugesellschaften: „Statt ernsthafte Lösungen zu suchen, wird den Mietern gesagt, sie hätten falsch gelüftet oder geheizt. Das ist eine billige Ausrede. Vor allem Kinder erkranken hier chronisch – das ist unerträglich.“

Wenn einer die Missstände kennt, dann ist es Bernhard Amann. Er hat in seinen Sprechstunden immer wieder mit Menschen zu tun, die über Schimmel klagen. ©Strobel/VOL.AT

Wohnbaugesellschaften halten sich bedeckt

Auf Anfrage von VOL.AT bestätigt die Wohnbauselbsthilfe, dass es in der Wohnanlage Hellbrunnen Schimmelprobleme gibt. Prokurist Alexander Pauger erklärt: „Nach Bekanntwerden der Thematik haben wir einen Bauphysiker zur Ursachenbehebung beigezogen und arbeiten derzeit mit dem Generalunternehmer an einer Problemlösung.“ Konkrete Maßnahmen oder ein Zeitplan werden jedoch nicht genannt.

Hier ein besonders schlimmes Beispiel aus einer Wohnanlage "Im Brühl" in Hohenems - Der Schimmel kommt immer wieder. ©Strobel/VOL.AT

Die VOGEWOSI, der größte gemeinnützige Wohnbauträger Vorarlbergs, äußert sich noch zurückhaltender. Eine Sprecherin erklärt, dass Schimmel ein komplexes Problem sei und die Ursachen schwer zu ermitteln wären. Mietern wird geraten, Schimmelbefall „unbedingt zu melden“ – obwohl dies in mehreren Fällen bereits geschehen sei. Konkrete Sanierungspläne nennt das Unternehmen nicht.

Teilweise dringt er bis in die Schränke vor. ©Strobel/VOL.AT
Der Schimmel kriecht bis in die Matratzen der Kinder. ©Strobel/VOL.AT

Mieter fordern nachhaltige Lösungen

Viele Betroffene kritisieren, dass bisherige Maßnahmen oft nur oberflächlich seien. In mehreren Fällen wurden Schimmelstellen lediglich übermalt oder Trocknungsgeräte aufgestellt, anstatt die Feuchtigkeitsprobleme an der Wurzel zu bekämpfen. "Diese Trocknungsgeräte machen einen Höllenlärm und sind für die Kinder auch nicht gesund. Wir zahlen rund 1000 Euro Miete, das geht so nicht" so Budemir Nedelko, der in einer stark befallenen Wohnung in Hohenems mit zwei Kindern lebt.

Attila Kilic.

Attila Kilic, eine weiterer Mieter aus der Lustenauerstraße berichtet: „Die haben jemanden geschickt, der die Fugen erneuert hat, aber das Problem war nach zwei Monaten wieder da. Die Fachleute haben gesagt, man müsste das komplett von innen bearbeiten, aber das würde dann die Mieter selbst Geld kosten.“

Richtig Lüften wäre an diesem Fenster nur mit einer riesigen Leiter möglich. Der Schimmelbefall ist stark ersichtlich. ©Strobel/VOL.AT

Sozialstadtrat Bernhard Amann sieht die Wohnbaugesellschaften in der Verantwortung: „Es wird oft neu gebaut, die Wohnungen werden schnell bezogen, aber die Baukörper sind noch nicht entfeuchtet. Das führt zu massiven Problemen, für die dann die Mieter verantwortlich gemacht werden. Das ist nicht tragbar.“

Budemir Nedelko.

Die Mieter fordern nachhaltige Lösungen, um gesundheitliche Risiken zu minimieren. VOL.AT bleibt an dem Thema dran und wird weiter berichten.

(VOL.AT)

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