50 Jahre Bresner Funken: Tradition, Wandel und ein stolzer Obmann
Bereits mit 15 Jahren hat Reinhard Metzler beim Aufbau des ersten Bresner Funkens im Jahr 1975 mitgeholfen. Heute ist er 65 Jahre alt. Der Rankler ist immer noch mit dabei und nimmt den Muskelkater und die Rückenschmerzen durch den kraftaufwändigen Aufbau neben seinem üblichen Bürojob als Unternehmer gerne in Kauf. Inzwischen ist er der Obmann der Funkenzunft Brederis. Das 50-jährige Jubiläum erfüllt ihn mit Stolz. "50 Jahre – 50 verschiedene Funken, jeder war anders. Unvorstellbar, wie schnell die Zeit vergangen ist", sagt er.
Metzler lässt im VOL.AT-Interview 50 Jahre Revue passieren:
Wenn er am Samstag dann den Fackelzug zum Kinderfunken beobachtet, wird er sich zurückerinnern: „Wenn ich die Kinder mit ihren Laternen sehe, denke ich mir: Vor 50 Jahren bin ich da vielleicht auch mal mitgegangen… und jetzt organisiere ich den Funken selbst. Das macht stolz!“
Die Ruhe vor dem Sturm
Beim Besuch von VOL.AT beim Sportplatz in Brederis ist noch nicht viel zu sehen. Eine Holzbeige und Hexe Xenia sind dort schon anzufinden und deuten darauf hin, was hier am Wochenende veranstaltet wird. Die Hexe wurde gerade vom Obmann erneut aus dem Winterschlaf geholt. Denn diese ist jährlich die gleiche. Sie wird nämlich nicht verbrannt. Sie überlebt seit dem Jahr 2009 den Funken.

Symbol für Licht und Hoffnung
Am Freitag wird der Jubiläumsfunken dann aufgebaut und am Samstag dann entzündet - traditionell von der Hexe Xenia. Statt einer Hexe flackert eine Sonne als leuchtendes Symbol für Licht, Hoffnung und Neuanfang an der Spitze. Denn der Obmann hat sich eines Tages Gedanken gemacht, warum es als normal gilt, eine Figur brennen zu lassen, die einer Frau ähnelt. Da war ihm klar: Das muss ein Ende haben.

Keine brennende Hexe mehr
Seit dem ersten Funken im Jahr 1975 hat sich weiters noch einiges geändert. Nicht nur die brennende Hexe wurde nach internen Diskussionen abgeschafft. Der Funken hat aus Sichrheitsgründen mehrmals den Platz gewechselt. Denn auch Brederis hat sich verändert. Dort wo der Funken erstmals abgehalten wurde, ist jetzt besiedeltes Gebiet.

Autoreifen und Müll
Metzler erzählt von Hausrat, Möbelstücken mit Lack und Autoreifen, welche verbrannt wurden. Altöl der Bauern wurde für ein besseres Feuer eingesetzt. Der 65-Jährige erinnert sich an den Gestank zurück. „Früher haben wir den Funken mit Altöl getränkt – der hat dann extrem gerochen!“, so der Obmann.
Dies ist heute alles natürlich nicht mehr erlaubt. Zudem ist der frühere Streich, nämlich das Abbrennen des Funken einer anderen Zunft inzwischen ein "Verbrechen", wie er es bezeichnet. Schließlich spielt da heute viel höhere finanzielle Summen eine Rolle im Vergleich zu früher - inzwischen sind die Funken ja ein großes Spektakel. Und die Funkenzünfte veranstalten nur ein Event im Jahr. Die Wache in der Nacht bis zum Funkensamstag ist jedoch geblieben - aber eher als freudiges Beisammensein.
Zurück zur Tradition

Inzwischen hat sich die Zunft wieder mehr zum Ursprung und der Tradition zurückbesonnen. Zwischendurch war der Funken in Brederis Anlaufstelle von vielen Feuerwerkfans. Es begann mit einem großen Feuerwerk, welches das 25-Jahr-Jubiläum hoch leben ließ.

Reisebusse aus Deutschland
Aus einem Feuerwerk wurden viele große Feuerwerke in den folgenden Jahren. Dies lockte sogar deutsche Reisebusse an. Dies gefiel dem Obmann jedoch nicht, dass die Gäste aufgrund des Spektakels am Himmel anstatt des Vorarlberger Brauchtums kamen. Metzler vermisste irgendwann, dass beim Event die Funkaküachle, die Wurst und das gesellschaftliche Zusammenkommen im Fokus waren. Außerdem konnte der Jäger das Feuerwerk mit dem Umweltgedanken nicht mehr vereinen. Deswegen wurde das Feuerwerk später abgeschafft und der Verlust von Gästen in Kauf genommen.


Muskelkater für das Spektakel
Denn beim Funken geht es schließlich um das Feuer und das Zusammenkommen, ist der Rankler überzeugt. Wenn dann am Samstag wieder die Stroh-Sonne auf dem Funken explodiert, ist die Funkenzunft stolz. "Dann stehen wir Funkenzünftler da, geben uns die Hand und sagen: ‚Hey, tolle Arbeit, toller Job!‘“, so Metzler. Wenn die Gäste dann noch klatschen, sind sie wieder motiviert fürs nächste Jahr. Trotz Nachwehen geht es weiter: „Mit müden Knochen und Muskelkater geht’s trotzdem weiter – schon jetzt planen wir, was wir 2026 Neues machen können.“



(VOL.AT)