Direkt gegenüber des Bregenzer Hauptbahnhofs, an der Kreuzung bei der Bezirkshauptmannschaft, führt die Sankt-Anna-Straße in eine scheinbare Sackgasse. Ein Schild weist unmissverständlich darauf hin. Doch wer es ignoriert und weiterfährt, steht vor einer Einbahnstraße – und trotzdem fährt hier einfach jeder durch.
Ein Lokalaugenschein zeigt: Die Verkehrsregelung scheint für viele nicht mehr als eine Empfehlung zu sein. Selbst ein Polizeikastenwagen wurde dabei beobachtet, wie er die 20 Meter lange Einbahnstraße durchfuhr. „Vielleicht ein Einsatz?“, könnte man vermuten. Doch in den Minuten danach folgten zahlreiche weitere Fahrzeuge – Anwohner, Lieferanten, Taxen, aber auch viele Autofahrer, die schlicht den direkten Weg nahmen.
Warum ist das so?
Auf Nachfrage bei der Stadt Bregenz erklärte Mario Longhi, Leiter des Amts für Raumplanung und Mobilitätsservice, dass es sich um eine Zwischenlösung handle. Grund dafür sei die geplante Neugestaltung des gesamten Weierquartiers. Da das Bauprojekt jedoch noch nicht umgesetzt wird, bleibt die aktuelle Verkehrsführung vorerst bestehen. „Das Vorhaben wird, wenn es umgesetzt wird, die gesamte Straßenführung verändern“, so Longhi. Ziel der jetzigen Lösung sei es, Schleichverkehr zu unterbinden und die Anwohner zu entlasten.

Kontrollen? Ja – doch wer hält sich dran?
Laut Stadtverwaltung wird die Verkehrsregelung insbesondere zu Stoßzeiten kontrolliert. Zudem gebe es immer wieder Beschwerden und Anfragen aus der Bevölkerung. Dennoch bleibt die Praxis fragwürdig: Wie viele Autofahrer halten sich tatsächlich an die Beschränkung? Und vor allem: Wie sinnvoll ist eine Regelung, die faktisch von kaum jemandem beachtet wird?
Theoretisch wäre eine legale Umfahrung möglich: Wer nach dem Abbiegen in die Sankt-Anna-Straße den offiziellen Weg nehmen will, müsste erst rechts in die Landwehrstraße, dann links in die Klostergasse und über den Albert-Bechthold-Weg zur Weiherstraße fahren. In der Praxis scheint dies jedoch für viele keine Option zu sein.
Die Situation wird höchstwahrscheinlich erst dann klar durchschaubar, wenn das Quartier seinen Umbau beginnt. Bis dahin muss man als Autofahrer mit Kontrollen rechnen oder einen kurzen Umweg nehmen.
(VOL.AT)