Drosten in der "ZiB 2": Was haben wir aus der Corona-Pandemie gelernt?

Der Charité-Experte sprach über den Umgang mit der Pandemie, die Wirkung von Maßnahmen und Fehler in der politischen Entscheidungsfindung.
Drosten: Corona war anfangs gefährlicher als Influenza
Ob Corona nicht gefährlicher gewesen sei als eine Grippe, wie Kritikerinnen und Kritiker damals behaupteten? Diese Einschätzung sei nicht korrekt, betonte Drosten in der Sendung. „Die Sterblichkeit war zu Beginn der Pandemie deutlich höher als bei Influenza“, erklärte der Virologe. Erst durch die Impfung und den aufgebauten Immunschutz habe sich das Risiko verringert. „Die Herdenimmunität wird immer stabiler“, so Drosten.
Schulschließungen und Herdenimmunität
Ein Durchlaufenlassen des Virus, um möglichst schnell Herdenimmunität zu erreichen, sei laut Drosten keine Option gewesen. Als Beispiele für die Folgen nennt er die hohen Todeszahlen in Manaus (Brasilien), Spanien, Norditalien und New York. Studien würden zeigen, dass die ergriffenen Maßnahmen grundsätzlich gewirkt hätten.
Die Schulschließungen 2020 befürwortete Drosten damals – die Entscheidung sei aber eine politische Abwägung zwischen Bildung und Wirtschaft gewesen. Zur Kritik des Infektiologen Franz Allerberger, der argumentierte, die Maskenpflicht habe mehr geschadet als genützt, sagte Drosten: „Das Beste mit einer eindeutig nachweisbaren Wirkung war das verpflichtende Tragen von FFP2-Masken.“ Es gebe keine Belege für negative gesundheitliche Folgen durch Masken.
Maßnahmen auf dem Prüfstand: Händewaschen, Lüften, Massentests
Nicht alle Maßnahmen seien wissenschaftlich gut belegt, räumt Drosten ein. So gebe es keine starke Evidenz für das häufige Händewaschen oder Lüften zur Eindämmung des Virus. Hingegen hätten Massentests, etwa Gurgeltests in Schulen, nachweislich zur Senkung der Infektionen beigetragen.
Die Schließung von Parks und Spielplätzen hält Drosten aus heutiger Sicht für fragwürdig: „Wir wussten früh, dass die Übertragungseffektivität draußen ungefähr 30-mal geringer ist als in Innenräumen.“ Hier hätte die Politik anders entscheiden können.
Impfung als wichtigste Schutzmaßnahme
Die Impfung sei eine der entscheidenden Maßnahmen gewesen, um Leben zu retten und eine noch größere wirtschaftliche Krise zu verhindern, betonte Drosten. Zur Aussage einer FPÖ-Politikerin, die behauptet hatte, die Impfung habe „überhaupt nichts gebracht“, sagte er knapp: „Das ist falsch, mehr muss ich dazu nicht sagen.“
Die Omikron-Variante habe allerdings keinen Schutz vor Übertragung durch die Impfung geboten. Rückblickend sei daher eine Teilnahme- oder Ausgangsbeschränkung für Ungeimpfte nicht mehr zu begründen, so Drosten.
Abschließend hofft der Virologe, in seiner Laufbahn keine weitere Pandemie erleben zu müssen – ausschließen könne man eine solche Entwicklung aber nicht.
(VOL.AT)