Messerattacke in Röthis: Hintergründe und offene Fragen

Nach einem Messerangriff in einer Diskothek in Röthis, bei dem ein 18-Jähriger schwer verletzt wurde, VOL.AT berichtete zuerst, herrscht Betroffenheit in Vorarlberg.
Kriminaltechnische Untersuchung
Ein 18-Jähriger ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag durch einen Messerstich so schwer verletzt worden, dass er notoperiert werden musste. Der 20-jährige Messerstecher ergriff die Flucht und entkam zunächst, wurde aber noch am Sonntag ausgeforscht und festgenommen. Zudem konnte die Polizei auch ein Messer sicherstellen. Ob es sich tatsächlich um die mutmaßliche Tatwaffe handelt, wird das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung klären müssen.
Warum sich die Staatsanwaltschaft bedeckt hält, was sich im Club ändert und was man bisher über die Tatnacht weiß
Was bisher bekannt ist, welche Fragen offenbleiben und wie Beteiligte reagieren. Die Unschuldsvermutung gilt.
1. Die Tatnacht: Was geschah
Die Eskalation
In der Nacht auf Sonntag, den 1. Dezember 2024, kam es in einer Diskothek in Röthis zu einer Auseinandersetzung zwischen einem 18-Jährigen und einem 20-Jährigen. Nach Angaben des Landeskriminalamts Vorarlberg (LKA) eskalierte der Streit gegen 2 Uhr. Der ältere der beiden soll ein Klappmesser gezogen und dem jüngeren Mann damit in den Oberkörper gestochen haben.
Der Stich durchbohrte laut Polizeiangaben die Lunge des 18-Jährigen. Er wurde ins Landeskrankenhaus Feldkirch gebracht und notoperiert. Am Montag wurde sein Zustand als stabil beschrieben, er wird weiterhin intensivmedizinisch betreut.
Ein Augenzeuge sprach gegenüber VOL.AT von Spannungen zwischen den Beteiligten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig überprüft werden.

Flucht und Festnahme
Der mutmaßliche Täter flüchtete nach der Tat aus der Diskothek. Bereits am Sonntag identifizierten Beamte der Polizeiinspektionen Rankweil und Sulz den 20-Jährigen und nahmen ihn an seiner Wohnadresse fest. Bei einer Hausdurchsuchung stellten die Ermittler die mutmaßliche Tatwaffe sicher, ein Klappmesser.
Das LKA teilte gegenüber VOL.AT bereits mit, dass der Verdächtige in der Vergangenheit schon Kontakt mit den Behörden hatte. Es bleibt jedoch unklar, in welchem Zusammenhang dies geschah. Es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.
Staatsanwaltschaft in Feldkirch
Wie Karin Dragosits von der Staatsanwaltschaft in Feldkirch am Donnerstag auf VOL.AT-Anfrage sagt, dauern die Ermittlungen noch an. Zudem werden keine Angaben dazu gemacht, ob der mutmaßliche Täter bereits eine Aussage zu der Tat gemacht hat.
Warum hält sich die Staatsanwaltschaft so bedeckt?
Es ist üblich, dass sich die Staatsanwaltschaft bei laufenden Ermittlungen bedeckt hält, um die Untersuchungen nicht zu gefährden und die Rechte aller Beteiligten zu wahren. Auch in diesem Fall werden keine weiteren Details zu den bisherigen Aussagen des Beschuldigten oder den genauen Umständen des Vorfalls bekannt gegeben.
2. Clubbetreiber Thomas Krobath: „Ich bin schockiert“
Thomas Krobath, Betreiber der Eventclubs, äußerte sich gegenüber der "Neue" bestürzt: Der Vorfall ereignete sich während eines Clubbings für Jugendliche ab 16 Jahren. Trotz seiner Betroffenheit geht Krobath von einem Einzelfall aus.
Keine Kontrollen bisher – eine Änderung kommt
Auf die Frage, ob das Messer bei den Einlasskontrollen hätte auffallen müssen, erklärte Krobath gegenüber der "Neue":
- „Im Shake gibt es keine Körperkontrollen. Laut meinen Informationen führt kein Club in Vorarlberg eine regelmäßige Körperkontrolle durch.“
Um das Sicherheitsgefühl der Gäste wiederherzustellen, kündigte er jedoch neue Maßnahmen an:
- „Ab sofort wird es im Shake bei Veranstaltungen mit Jugendlichen eine Körperkontrolle geben.“

3. Sicherheitsfirma MSS: „Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht“
Neue Sicherheitskonzepte
Christoph Melzer, Geschäftsführer von MSS Security, deren Mitarbeiter am Tatabend vor Ort waren, erklärte gegenüber der NEUE, dass der Vorfall Anlass sei, Sicherheitsmaßnahmen zu überdenken. Gemeinsam mit dem Clubbetreiber wird ein neues Sicherheitskonzept erarbeitet, das künftig "Body-Checks" beim Einlass vorsieht. Diese Kontrollen sollen von männlichen und weiblichen Sicherheitskräften durchgeführt werden und mit Maßnahmen bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen vergleichbar sein.
Das sagt der Security-Chef
Melzer betonte, dass seine Mitarbeiter unmittelbar nach der Tat reagierten:
- „Meine Jungs kamen bei der Auseinandersetzung dazu, als es schon passiert war. Sie haben dem Opfer sofort Erste Hilfe geleistet und die Rettung verständigt.“
Gleichzeitig wies er darauf hin, dass selbst strengste Sicherheitsmaßnahmen keine absolute Sicherheit garantieren können.
4. Was bleibt unklar?
Hintergründe der Tat
- Was führte zur Eskalation? Zeugen berichten von Spannungen und Provokationen zwischen den beiden Beteiligten, doch die genauen Auslöser sind unklar.
- War die Tat geplant? Ermittler prüfen, ob der 20-Jährige die Tatwaffe bewusst mitführte oder ob die Eskalation spontan geschah.
Fragen zur Sicherheit
- Wie kam das Messer in den Club? Bisher gab es keine Körperkontrollen am Eingang. Die geplanten Maßnahmen sollen künftig solche Situationen verhindern.
- Rechtliche Einordnung: Ob der Angriff als versuchter Mord oder schwere Körperverletzung eingestuft wird, ist Teil der laufenden Ermittlungen. Laut Angaben von Karin Dragosits, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, wurde der mutmaßliche Täter in die Justizanstalt Feldkirch überstellt. Wie Dragosits gegenüber der "Neue" bestätigte, fand die Haftverhandlung am Dienstag statt, bei der die Untersuchungshaft über den 20-Jährigen verhängt wurde. Die Ermittlungen laufen wegen des Verdachts auf versuchten Mord.

5. Ein Vorfall mit weitreichenden Konsequenzen
Die Messerattacke in Röthis hat weit über die Region hinaus für Entsetzen gesorgt. Die angekündigten Maßnahmen sollen das Sicherheitsgefühl der Gäste stärken, doch sowohl Thomas Krobath als auch Christoph Melzer betonen, dass keine Maßnahme absolute Sicherheit garantieren kann.
Die Unschuldsvermutung gilt, und die Ermittler arbeiten daran, die genauen Hintergründe des Vorfalls zu klären. (VOL.AT)