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Ein Leben zwischen Gipfeln und Grenzerfahrungen: Das Abenteuer von Hubert Klaus

Hubert Klaus, passionierter Amateur-Skirennfahrer und begeisterter Bergsteiger, erreichte 2017 den Gipfel des Mount Everest. Dabei trotzte er nicht nur eisiger Kälte und Stürmen, sondern sah auch die stillen Zeugen früherer Tragödien: zurückgelassene Leichen.

Der erfolgreiche Amateur-Skirennläufer Hubert Klaus liebt die Herausforderung – sowohl auf der Piste als auch in den Bergen. Neben seinen Erfolgen im Skisport hat er sich einem ambitionierten Ziel verschrieben: der Besteigung der „Seven Summits“, der höchsten Berge jedes Kontinents. Sechs davon hat er bereits im ersten Versuch erklommen.

  • „Es geht darum, meine Grenzen auszuloten“, erklärt Klaus im Gespräch mit VOL.AT.

Dabei sei es nicht nur die körperliche Anstrengung, die ihn reize, sondern auch die mentale Stärke, die jedes Abenteuer erfordert.

  • „Jeder Aufstieg ist eine einzigartige Erfahrung. Die Verbindung zwischen Körper und Geist ist das, was mich fasziniert.“

2017 entschied er sich, die wohl größte Herausforderung anzugehen: den Mount Everest.

Am Abgrund des Lebens: Hubert Klaus und seine Erfahrungen in der "Todeszone"

Hubert Klaus über die dunkle Seite des Mount Everest: Eine wahre Geschichte aus der Todeszone.

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Hubert voller Energie vor seiner Reise auf den Everest. ©handout/privat

Der Weg zum höchsten Punkt der Erde

Im April 2017 begann Hubert Klaus mit einer internationalen Gruppe die Expedition zum Mount Everest. Zwölf Alpinisten aus Großbritannien, den USA, Australien und Deutschland trafen sich in Kathmandu, um das Abenteuer zu starten.

  • "Alle waren unglaublich freundlich, es herrschte eine tolle Atmosphäre im Team", erinnert sich Hubert Klaus zurück.

Die Expedition startete auf der Nordseite des Everest, die politisch komplexer ist, da hier keine Helikopterrettung möglich ist. Für den Notfall musste jedes Teammitglied 2.000 Dollar in bar bereithalten, um vom Basislager ein Taxi in die nächste Stadt nehmen zu können. Wer das nicht bezahlen konnte, musste oft tagelang ausharren, bis sich eine Alternative ergab.

Anfangs lag der Schwerpunkt jedoch auf der sechswöchigen Akklimatisierungsphase. Die Bergsteiger mussten sich schrittweise an die extreme Höhe zwischen dem Basislager und den oberen Camps anpassen. Hubert beschreibt diese Etappe als eine, in der "ab einer bestimmten Höhe ausschließlich der persönliche Wille zählt".

Der Sturm auf 7.800 Metern

Eine riskante Prüfung stand auf dem Pfad zum Gipfel bevor. Bei 7.800 Metern Höhe zog ein starker Sturm auf und brachte die gesamte Expedition zum Stillstand.

  • "Unser Zelt war ursprünglich für zwei Leute vorgesehen, aber wir waren gezwungen, uns zu dritt hineinzuquetschen, damit zwei Personen es festhalten und die dritte das Gepäck sichern konnte", blickt Klaus zurück.

Lebensbedrohliche Bedingungen

Zehn Stunden lang kämpften sie gegen die eisigen Winde – direkt an einer Stelle, hinter der es 1.800 Meter in die Tiefe hinab ging. Angesichts der lebensbedrohlichen Bedingungen entschied der Expeditionsleiter schließlich, den Aufstieg abzubrechen, und die Gruppe stieg auf 7.000 Meter zurück.

Doch für Hubert Klaus und seinen australischen Zeltpartner Adam war das Abenteuer noch nicht vorbei. Nach langen Diskussionen beschlossen sie, den Sturm auszusitzen und einen erneuten Versuch zu wagen. Zwei weitere Teammitglieder schlossen sich ihrem wagemutigen Plan an.

Der zweite Versuch: Der Gipfel wartet

Nach einer zweitägigen Wartezeit auf günstigere Wetterbedingungen, nahmen Klaus, Adam und drei andere Bergsteiger, einschließlich des Teamleiters, ihren Aufstieg wieder auf. Sie stellten sich gemeinsam den harschen Umständen und waren entschlossen, den Gipfel zu erobern - was ihnen gelang: Letztendlich erreichten nur fünf von insgesamt zwölf Teilnehmern den höchsten Punkt der Welt.

Hubert Klaus erreichte den Gipfel um 6:30 Uhr morgens, doch an ein Erinnerungsfoto war nicht zu denken – dichter Schneefall verhinderte jede Sicht.

  • „Es war schade, aber bei diesen Bedingungen hatte ich keine Aussicht auf dem Berg“, erzählt er.

Noch am selben Abend war Klaus wieder zurück im Camp, während der Rest seiner Gruppe erst später den Gipfel erreichte. Normalerweise bleibt man in der Regel etwa eine Stunde auf dem Gipfel, abhängig von der Geschwindigkeit und den Wetterverhältnissen.

  • "Man sollte stets die Zeit im Blick haben, da jede Verzögerung riskant sein kann", erläutert Hubert.

Die Schattenseiten des Everest: Leichen auf dem Weg zum Gipfel

Die Expedition offenbarte die dunklen und oft verdrängten Realitäten des höchsten Berges der Welt. Hubert Klaus schildert im Gespräch, wie er und sein Team auf dem Weg zum Gipfel an drei Leichen vorbeikamen. Eine davon stammte aus derselben Saison, in der er selbst den Everest bestieg.

  • „Ab einer bestimmten Höhe gibt es keine Rettung mehr“, erklärt Klaus.

In der sogenannten Todeszone sind die Bedingungen so extrem, dass selbst erfahrene Bergsteiger keine Hilfe leisten können. Die Verstorbenen bleiben oft jahrelang dort, wo sie zu Mahnmalen der unbarmherzigen Natur des Berges werden.

Dramatische Situation

Ein Moment, der Klaus besonders in Erinnerung blieb, war die dramatische Situation eines Teammitglieds, das seine Handschuhe verlor. In einer verzweifelten Entscheidung nutzte er die Handschuhe einer der am Berg Verstorbenen, um Erfrierungen zu verhindern. Diese düsteren Umstände unterstreichen die Härte, die selbst in kleinen Details jede Expedition auf den Everest begleitet.

Das Basislager: keine Zuflucht, sondern Endstation

Doch nicht nur der Aufstieg, auch der Abstieg birgt Herausforderungen. Auf der Nordseite des Everest sind Helikopterflüge aus politischen Gründen verboten, was die Rückkehr ins Tal zu einem kostspieligen und logistisch schwierigen Unterfangen macht. Wer das Basislager verlassen möchte, muss 2.000 Dollar in bar für ein Taxi in die nächste Stadt bezahlen. Die Alternative, im Camp zu bleiben, erscheint ebenso trostlos:

  • „Dort gibt es nichts als Stein und Leere“, beschreibt Klaus die Szenerie.

Der Everest, so scheint es, verlangt nicht nur körperliche Höchstleistungen, sondern auch die Fähigkeit, die Isolation und Einsamkeit seiner rauen Umgebung zu ertragen.

Gut organisiert, spartanisch ausgestattet: Leben in den Camps

Trotz der extremen Bedingungen lobt Hubert Klaus die Organisation in den Camps am Mount Everest. Bis zu einer bestimmten Höhe sorgten Träger für den Aufbau der Zelte. Ab Camp 3 waren die Bergsteiger jedoch auf sich allein gestellt.

  • „Ganz oben baut man das Zelt erst an dem Tag auf, an dem man dort schlafen muss. Fehlt es, ist die Expedition vorbei“, erklärt Klaus.

Jeder Handgriff war entscheidend, um das Leben in der Todeszone zu sichern.

Kulinarik in der Höhe: Energie als Schlüssel zum Erfolg

Auch für die Verpflegung war gut gesorgt, wie Klaus berichtet.

  • „Wir hatten ein Drei-Gänge-Menü mit Suppe, einem Hauptgericht wie Nudeln oder Reis, und sogar Nachtisch“, erzählt er.

Der hohe Energiebedarf machte nahrhafte Mahlzeiten zu einer zentralen Notwendigkeit. „Auf dem Berg braucht man jede Menge Energie“, betont Klaus.

Spartanische Hygiene: Notwendigkeit statt Komfort

Die Hygiene in den Camps fiel dagegen minimalistisch aus. Duschen bestanden aus einem kleinen Zelt mit einem Wassersack, Toiletten waren einfache Löcher im Boden.

  • „Das ist nichts für Zimperliche, aber es gehört dazu“, sagt Klaus.

Für ihn war es ein weiterer Aspekt der Herausforderung, die das Leben am höchsten Berg der Welt mit sich bringt.

Rückkehr nach Thal nach der Everest-Expedition

Am 4. Juni 2017 kehrte Hubert Klaus nach seiner herausfordernden Expedition auf den Mount Everest erschöpft, aber überglücklich nach Hause zurück.

  • „Meine Frau empfing mich mit einer herzlichen Party“, erinnert sich Klaus.

Trotz der körperlichen und mentalen Strapazen war die Freude über das Erreichte überwältigend. Auch sein Freundeskreis zeigte Respekt für die außergewöhnliche Leistung.

  • „Meine Freunde bewundern, was ich mache – auch wenn sie es selbst nie versuchen würden“, sagt Klaus mit einem Lächeln.

Seine Abenteuer inspirieren, auch wenn die Risiken und Entbehrungen, die damit verbunden sind, für viele unvorstellbar bleiben.

Der Blick nach in die Zukunft: Alaska ruft

Nach dem erfolgreichen Aufstieg auf den Mount Everest hat Hubert Klaus bereits das nächste große Ziel ins Auge gefasst: Den 6190 Meter hohen Denali in Alaska, den letzten der „Seven Summits“.

  • „Ich suche gerade einen Sponsor“, verrät der ambitionierte Bergsteiger.

Seine bisherigen Erfolge untermauern seinen Ruf als entschlossener Abenteurer, der sich von keiner Herausforderung abschrecken lässt. Mit ungebrochener Leidenschaft und einer klaren Vision strebt Klaus danach, die Liste der höchsten Gipfel jedes Kontinents zu vollenden – ein Vorhaben, das nicht nur physische Stärke, sondern auch mentale Ausdauer und finanzielle Unterstützung erfordert.

Hubert Klaus auf dem weg zur Spitze. ©handout/privat

Details und Fakten von 2017:

  • Kosten der Expedition: ca. 30.000 Euro
  • Anzahl der Bergsteiger:
    • Nordseite: ca. 130 Personen
    • Südseite: ca. 450 Personen
  • Dauer der Expedition: ca. zwei Monate, davon sechs Wochen Akklimatisierung
  • Gefahren:
    • Lebensbedrohliche Wetterwechsel
    • Keine Rettungsmöglichkeiten in der Todeszone

Details und Fakten von 2024:

  • Kosten der Expedition: zwischen ca. 30.000 und 100.000 Euro, je nach Anbieter und Leistungen
  • Anzahl der Bergsteiger:
    • Nordseite: Genehmigungen für maximal ca. 300 Personen
    • Südseite: bisher ca. 390 Genehmigungen erteilt

(VOL.AT)

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