Nordkoreaner bekommen "russischen Anstrich"

Im nächsten Schritt sollen die Soldaten aus Nordkorea an die Front in der Ukraine kommen. Dort befindet sich bereits ein nordkoreanisches Voraus-Kommando. Der Südkoreanische Geheimdienst hat Fotos dieses Voraus-Kommandos analysiert und dabei Spezialisten für Raketen-Technik entdeckt. Fakt ist: es wurden bereits nordkoreanische Raketen in großer Zahl an die russische Armee geliefert.
Was hat Nordkorea davon?
Nordkorea ist in den letzten Monaten vom Bittsteller zum Partner Russlands aufgestiegen - ein Vertrag über eine allumfassende strategische Partnerschaft wurde erst vor Kurzem in Moskau ratifiziert - und bereits ein wichtiger Lieferant von Munition für den russischen Angriffskrieg. Jetzt liefert Pjöngjang auch noch Truppen. Im Gegenzug dürfte Nordkorea dafür dringend benötigte Geldmittel und nicht zuletzt Militärtechnik erhalten.
Nordkoreanische Soldaten in der Ukraine
Erste Einsätze ab 27. oder 28. Oktober
Der ukrainische Präsident Woldymyr Selenskyj rechnet damit, dass Russland von Sonntag oder Montag an nordkoreanische Soldaten in seinem Angriffskrieg einsetzt. "Das ist eine klare Eskalation", teilte Selenskyj im Kurznachrichtendienst X mit. Er berief sich auf Geheimdienstinformationen, nach denen die Soldaten ab dem 27. oder 28. Oktober in der Kampfzone eingesetzt werden sollen. Das zeige klar die Absicht von Russlands Präsident Wladimir Putin, den Krieg fortzusetzen.
Putin dementiert nicht
Der Kremlchef hatte die Berichte über eine Verlegung und Ausbildung von nordkoreanischen Soldaten nicht bestritten und auf eine mit Pjöngjang vereinbarte militärische Zusammenarbeit verwiesen. "Darum ist eine prinzipielle und starke Reaktion der führenden Politiker der Welt unerlässlich", forderte Selenskyj. Es brauche spürbaren Druck auf Moskau und Pjöngjang.
Putin hatte zuvor gesagt, dass es Russlands Angelegenheit sei, mit wem es zusammenarbeite. Es handle sich um souveräne Staaten. Russische Staatsmedien zitierten Putin zudem mit einer Aussage, dass die Ukraine auch im Westen ihre Partner wähle. "Uns wird immer wieder gesagt, dass es der Ukraine überlassen bleibt, wie sie ihre Sicherheit gewährleistet - mit oder ohne NATO", sagte Putin.
Nordkoreaner in Kursk angekommen
Nach Erkenntnissen des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR sind erste Soldaten aus Nordkorea im umkämpften russischen Gebiet Kursk angekommen. Die Einheiten seien zuvor im Osten Russlands auf Truppenübungsplätzen ausgebildet worden, teilte der Geheimdienst in seinem Kanal bei Telegram mit. Ihre Ankunft im Raum Kursk, wo ukrainische Truppen nach ihrer Invasion Anfang August bis heute Dutzende Ortschaften besetzt halten, sei bereits am Mittwoch registriert worden.
Putin: Keine Zugeständnisse
Kremlchef Wladimir Putin hatte die Anwesenheit nordkoreanischer Truppen in Russland nicht bestritten. Russland und Nordkorea würden zu gegebener Zeit über militärische Hilfe entscheiden, teilte Putin am Freitag mit. Ein bilaterales Abkommen sieht nach seinen Worten die Möglichkeit militärischer Hilfe vor. Es sei Russlands souveräne Entscheidung, diese Möglichkeit zu nutzen, betonte der Kremlchef.
Putin erklärte am Freitag außerdem im staatlichen Fernsehen, Russland werde im Konflikt mit der Ukraine keine Zugeständnisse machen. Derzeit sei es außerdem zu früh, um über irgendwelche Vereinbarungen mit der Regierung in Kiew zu verhandeln. Putin sagte, die Ukraine habe bereits zweimal russische Initiativen für einen Waffenstillstand abgelehnt.
In Kursk könnten die Nordkoreaner die russischen Truppen in ihrem Kampf unterstützen, die Region von den ukrainischen Einheiten zu befreien. Putin hatte zum Abschluss des BRICS-Gipfels am Donnerstag in Kasan erklärt, dass Russland und Nordkorea einen allumfassenden Vertrag über ihre strategische Partnerschaft geschlossen hätten, der auch eine militärische Zusammenarbeit beinhalte. Vereinbart wurde auch ein gegenseitiger Beistand für den Fall, dass ein Land angegriffen wird.
Erfahrung in moderner Kriegsführung sammeln
Der ukrainische Geheimdienst geht davon aus, dass derzeit etwa 12.000 nordkoreanische Soldaten in Russland sind, unter ihnen 500 Offiziere und 3 Generäle aus Pjöngjang. Kiew befürchtet, dass die Truppen bei der Invasion in der Ukraine eingesetzt werden - für Pjöngjang auch mit dem Ziel, Erfahrungen in moderner Kriegsführung zu sammeln. Die USA hatten hingegen berichtet, sie hätten Erkenntnisse über 3.000 Soldaten aus Nordkorea in Russland. Unklar sei aber, mit welchem Ziel sie dort seien.
50 Meter Klopapier pro Monat
Für die Koordination des Einsatzes soll nach Angaben aus Kiew der stellvertretende russische Verteidigungsminister Junus-bek Jewkurow zuständig sein. Experten hatten zuvor auf Probleme hingewiesen, darunter vor allem auch Sprachbarrieren. Ausgestattet worden seien die Nordkoreaner mit Munition, Bettwäsche, Winterkleidung und Schuhen sowie Hygieneartikeln, darunter monatlich 50 Meter Toilettenpapier und 300 Gramm Seife, teilte der HUR in Kiew mit.
"Eindeutige Eskalation"
Das deutsche Auswärtige Amt bewertet einen möglichen Einsatz nordkoreanischer Soldaten an der Seite Russlands im Angriffskrieg gegen die Ukraine als "eindeutige Eskalation", wie eine Ministeriumssprecherin in Berlin sagt. "Wir fordern die nordkoreanische Seite dazu auf, nicht dazu beizutragen und alles in diese Richtung zu unterlassen", fügte sie hinzu.
(APA)