Seltenes Jubiläum auf Bitschweil

Das 200-jährige Bestehen des Alten Schualhüsli wurde auf dem Weiler gebührend gefeiert.
Auf dem Programm standen eine Messfeier mit Pater Makary Warmuz aus dem Franziskanerkloster in Bludenz, eine spielerische Schulstunde für Kinder im Schualhüsli und ein Zeitzeugengespräch, das Barbara Tschugmell mit den ehemaligen Bitschweiler Schülerinnen Erna Marent und Irma Bitschnau geführt hatte. Der Historiker Andreas Brugger (Montafoner Museen/Montafon Archiv) und der ehemalige Bezirkshauptmann Leo Walser informierten über die Geschichte des Schulhauses. Die Harmoniemusik Tschagguns erfreute mit ihren Klängen.
Das Schualhüsli wurde im Jahr 2004 außen und ein Jahr später auch innen saniert. Im Jahresbericht 2005 der Montafoner Museen schrieb Leo Walser: “Durch diese außergewöhnliche Aktion zur Rettung des ehemaligen Schulhauses auf Bitschweil konnte ein einmaliges Baudenkmal zur Schulgeschichte erhalten werden. Die Fertigstellung dieses Projektes wurde am 4. September 2005 mit einem Festakt gefeiert.”
Unter den Gästen bei diesem Anlass befanden sich auch die ehemalige Lehrerin Ruth Gmeiner (geborene Eberharter) und die Volkskundlerin Edith Hessenberger. In einem Zeitzeugengespräch berichtete Ruth Gmeiner Edith Hessenberger über ihre Zeit auf Bitschweil. Wie aus den Erinnerungen der Lehrerin Ruth Eberharter an das Schuljahr 1947/48 auf Bitschweil hervorgeht, befand sich die Bergschule kurz nach dem Krieg in einem sehr schlechten Zustand.
Achtstufige Volksschule
Damals handelte es sich bei der Bildungseinrichtung auf Bitschweil um eine achtstufige Volksschule. Alle acht Stufen waren mit jeweils ein bis zwei Schülerinnen oder Schülern belegt; alle von ihnen stammten aus nur drei, offensichtlich kinderreichen Familien. Alle Kinder wurden gleichzeitig unterrichtet. Die Vorbereitung war mit einem großen Aufwand verbunden. Es gab nur wenige Unterrichtsmaterialien. Nach einer Stunde mit gemeinsamem Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler befasste sich die Lehrerin mit den einzelnen Jahrgängen. Währendessen hatten die übrigen Stillarbeit zu verrichten.
Untergekommen war die Lehrerin bei einer Bauernfamilie – dort stand ihr ein kleines Zimmer zur Verfügung. Mit der Familie lebte sie auf engstem Raum. Der Schulalltag war für die Lehrerin überhaupt nicht einfach. Schließlich war es sehr anspruchsvoll in der Vorbereitung und der Unterrichtsdurchführung, acht Schulstufen gleichzeitig zu unterrichten.
Eindrückliche Erlebnisse
“Aber auch für die Schülerinnen und Schüler war der Schulalltag vielfach alles andere als leicht. Barfuß und nahezu immer in der gleichen Kleidung kamen sie zur Schule und die Jause war meist nur sehr spärlich”, gab Andreas Brugger zu bedenken. Die junge Lehrerin musste kein zweites Jahr in Bitschweil bleiben. In ihrem Interview 2005 erinnerte sie sich schwermütig an ihr Schuljahr auf Bitschweil zurück: “Diese eindrücklichen Erlebnisse möchte ich wirklich nicht missen.” Infolge rückläufiger Schülerzahlen wurde die Schule 1963 aufgelassen und vor 24 Jahren zu einem Baudenkmal erklärt.
“Man kann sagen, ohne Guntram Bitschnau und Leo Walser wären wir jetzt nicht da, weil es keine 200-Jahr-Feier mehr für dieses Haus geben würde”, betonte Andreas Brugger im Gespräch am Rande des Jubiläums-Events.