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Rutschige Fliesen führten zu Unfall: Was man im Harder Strandbad jetzt unternimmt

Sind die Fliesen rutschfest genug? Experten prüften die Situation.
Sind die Fliesen rutschfest genug? Experten prüften die Situation. ©VOL.AT, Canva
Das Strandbad in Hard sorgte kurz nach der Eröffnung für Schlagzeilen: Ein dreijähriges Mädchen zog sich aufgrund der rutschigen Fliesen eine Gehirnerschütterung zu und auch sonst häuften sich die Beschwerden. Nun wurden die Fliesen erneut getestet.

Für Christian und Mauren aus Feldkirch endete ein Badetag im Juli unglücklich: Ihre dreijährige Tochter rutschte auf den Fliesen im Kinderbereich des neu eröffneten Strandbades aus und zog sich eine Gehirnerschütterung zu. "Es ist ein Wahnsinn", erklärten sie gegenüber VOL.AT. "Das passiert tagtäglich, dass sich Kinder verletzen." Wie auch zahlreiche andere Badbesucher forderten sie eine Lösung für den "gefährlichen Bodenbelag". "Da ist es einfach nicht begreiflich oder grob fahrlässig, dass man hier überhaupt nichts macht."

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Mauren und Christian im VOL.AT-Interview. ©VOL.AT/Mayer

Rutschfestigkeit nach Unfall überprüft

Bürgermeister Martin Staudinger lenkte gegenüber VOL.AT ein. Er kündigte bereits Ende Juli eine Besserung an. Es wurde überlegt, die Fliesen griffiger zu machen – etwa durch Abschleifen oder einen zusätzlichen Belag. Direkt nach dem Unfall wurde die Rutschfestigkeit der Fliesen durch den TÜV zusätzlich überprüft. Dabei wurde festgestellt, dass die eingesetzten Fliesen sogar eine wesentliche höhere Rutschfestigkeit aufweisen als behördlich vorgeschrieben: "Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Badegäste stehen für das Team des Strandbads an oberster Stelle", erklärte Erich Lindner, Geschäftsführer des Strandbads Hard.

Bürgermeister Martin Staudinger mit Bad-Geschäftsführer Erich Lindner. ©Dietmar Stiplovsek

Fliesenverband überprüfte am Montag erneut

Am Montagvormittag stattete der "Österreichische Fliesenverband" dem Strandbad einen Besuch ab. Es wurden weitere Tests zur Rutschfestigkeit durchgeführt. "Wir wollten wissen, ob hier wirklich Keramik verlegt wurde, die nicht rutschsicher ist oder ob es ein anderes Problem gibt", verdeutlicht Geschäftsführerin Anita Wolf im Gespräch mit VOL.AT. "Von den Prüfzeugnissen her handelt es sich hier um eine äußerst rutschsichere Fliese." Trotzdem wollte man sich selbst überzeugen und prüfte die Gleit-Reibe-Werte. Das Ergebnis: Selbst bei der Verwendung eines seifenähnlichen Mittels, das Umwelteinflüsse simulieren soll, lagen die gemessenen Reibwerte deutlich über dem vorgeschriebenen Mindestwert.

Anita Wolf vom Österreichischen Fliesenverband im Strandbad. ©VOL.AT

Video: Rutschige Fliesen wurden überprüft

Die rutschigen Fliesen führten zu einem Unfall. ©VOL.AT

Details zu den Tests im Strandbad

Die Messungen zur Rutschfestigkeit wurden unter strengen Bedingungen durchgeführt. Zunächst wurde die Messfläche des Geräts geglättet und anschließend ein seifenähnliches Mittel auf die Fliesen aufgetragen. Das Messgerät zog sich dann selbstständig über die Fliesenoberfläche, wobei die Messung aus verschiedenen Winkeln mehrfach wiederholt wurde. Während die Fliesen für eine Rutschfestigkeit von einem Reibwert von 0,45 bis 0,55 ausgelegt sind, lagen die tatsächlichen Ergebnisse stets über einem Wert von 0,70.

Die Fliesen wurden auf die Rutschfestigkeit überprüft. ©VOL.AT

Was die Rutschfestigkeit beeinflussen kann

Man beschäftige sich schon seit rund zehn Jahren mit dem Thema der Rutschsicherheit, so Wolf. "Es ist so, dass es eben meistens das Problem des Stolperns ist oder auch, dass hier gleitfördernde Stoffe zum Einsatz kommen", gibt sie zu verstehen. "In einem Freibad in einem Kinderbereich kann es natürlich sein, dass hier Sonnencremen zum Einsatz kamen, dass vielleicht dort oder da ein Eis runtergefallen ist", zählt sie Möglichkeiten auf. Verschiedene Faktoren können zudem die Rutschfestigkeit beeinflussen, darunter die Größe der Füße, insbesondere bei Kindern, sowie Rückstände von Sonnencreme oder andere Umwelteinflüsse. Ein Techniker der Innung merkte an, dass bei Rutschunfällen oft versucht wird, Ansprüche geltend zu machen, was in der Vergangenheit bereits bei anderen Unternehmen zu Problemen geführt hat.

Auch ein besonderes Gerät kam zum Einsatz. ©VOL.AT

Abseits der Kamera erklärte Dipl.-Ing. Anita Wolf, dass eine noch höhere Rutschfestigkeit der Fliesen das Risiko für Hautabschürfungen und Verletzungen erhöhen könnte. Eine offenporige Fliese würde zudem auch die Hygiene beeinträchtigen. Die Sicherheitsbestimmungen priorisieren die Sicherheit der Mitarbeiter des Strandbads, und eine zu raue Fliesenstruktur könnte durch Reinigungs- und Desinfektionsmittel eine erhöhte Haftung verursachen.

Schilder im Bereich des Kinderbeckens weisen auf die Rutschgefahr hin. ©VOL.AT

Fliesen "eindeutig als rutschsicher gekennzeichnet"

Wie der Unfall genau passiert sei, könne man im Nachhinein nicht mehr feststellen, betont die Geschäftsführerin des Fliesenverbandes. "Was wir feststellen können, ist, dass diese Fliese, die hier verlegt war, eindeutig als rutschsicher gekennzeichnet werden kann", betont sie. Die Untersuchungsergebnisse deuten laut den Experten darauf hin, dass der Unfall eher auf ein Stolpern als auf ein Rutschen zurückzuführen war. Die Fliesen selbst waren laut den Tests nicht die Ursache des Unfalls. Wie Anita Wolf zu verstehen gibt, wurde die Rutschfestigkeit der Fliesen mehrfach aus verschiedenen Winkeln getestet, und die Ergebnisse lagen stets deutlich über den geforderten Werten. Unternommen wird also nichts.

(VOL.AT)

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