Perfekte Gold-Combo Vadlau/Mähr "zutiefst dankbar"

"Es ist ein unfassbarer Moment, wir sind zutiefst dankbar, dass wir das erleben dürfen", sagte 470er-Steuerfrau Vadlau mit dem Edelmetall um den Hals. Die Goldene ist nicht nur an Gewicht schwer, sondern auch an Bedeutsamkeit. "Es wird einem bewusst, man ist Olympiasieger. Das liegt am Anfang schwer im Magen", fügte Mähr an. "Langsam fangen wir an zu genießen."
Wie eng im österreichischen Segel-Nationalteam zusammengearbeitet wird, wurde in dem Moment offenbar, als Vadlau/Mähr sich am Donnerstag nach vollbrachter Großtat auf ihrem Boot dem Ufer näherten und alle anderen Athletinnen und Athleten, das Betreuerteam und sogar der mitten in der Rennvorbereitung stehende Kitesurfer Valentin Bontus zum Gratulieren ins Wasser stürmten. "Der Spirit ist genial. Wir sind dankbar, dass wir aus diesem Team kommen", sagte Mähr. "Österreich ist sehr klein, aber das Team um so viel größer."
"Die Rede von Gold war nie da"
Als die Kärntnerin Vadlau und der Vorarlberger Mähr 2021 ihre dreijährige Olympiakampagne begannen, sei eine Medaille bei den Paris-Spielen das Ziel gewesen. "Die Rede von Gold war nie da. Gold ist schön, aber davon kann man nicht ausgehen", merkte Vadlau an. Sie hatte nach den Sommerspielen 2016 in Rio in ihrer Segelpause ein Medizinstudium absolviert, die Bewerbe in Tokio am TV verfolgt und gespürt, dass sie es noch einmal versuchen will, eine olympische Medaille zu gewinnen.
Zuerst erzählte sie niemanden davon, dann den Eltern, von denen sie dachte, diese würden ihre andere Karriere pushen. "Aber beide waren voll happy damit und haben gesagt, mach, was dich glücklich macht." Die Klasse sei Mixed geworden, und die Chance, gemeinsam mit Mähr zu segeln, tat sich auf. "Wir dürfen unserer Leidenschaft nachgehen. Wenn wir auf dem Wasser sind, dürfen wir machen, was wir lieben. Das ist ein schönes Gefühl", meinte Vadlau.
Mähr "in allen Bereichen perfekt"
Roman Hagara, selbst zweifacher Olympiasieger und Leiter der Technologieabteilung im Verband, bezeichnet Mähr als den "perfekten" Athleten. Dieser sei "voll austrainiert und in allen Bereichen perfekt". Auch was das Material anbelange. "Dazu die Lara mit ihrem Gefühl, das ist die perfekte Combo gewesen. Ich glaube, besser geht es nicht. Lara ist extrem wichtig, dass das Boot schnell segelt. Die Coolness bewahren und die richtigen Entscheidungen treffen, das machen sie als Team."
Gemacht, was notwendig ist
OeSV-Direktor Matthias Schmid und Mähr verbindet eine lange gemeinsame Zeit, mit anderen Bootspartnern waren sie früher auch Konkurrenten um die Olympiateilnahme. "Wir waren zehn Jahre Segelpartner, dann bin ich sein Chef. Aber wir sind zwei intelligente, erwachsene Menschen. Er nutzt von mir, was er von mir braucht. Wir sind nicht in einer Hierarchie, wir wollen beide, dass er gewinnt", erklärte Schmid. Man sei weiterhin gute Freunde, das gehe, wenn intelligente Leute am Werk seien.
Schmid hob hervor, wie wichtig es für Vadlau/Mähr nach dem Fehlstart in der ersten Wettfahrt gewesen sei, ruhig zu bleiben. "Sie haben keinen einzigen Fehler mehr gemacht, das muss man mal liefern. Sie haben gemacht, was notwendig ist. Sie sind wirklich ruhig gefahren, haben einfach jeden Moment genutzt, und das ist das verdiente Ergebnis daraus."
Nerve nicht weggeschmissen
Auch nach dem schlechten Start im Medal Race hätte das Duo die Nerven nicht weggeschmissen. Schmid: "Du musst so im Moment leben, das war auch die Strategie. Du kannst nicht segeln und rechnen. Ein gutes Rennen fahren und natürlich Spanier, Japaner und Schweden ein bisserl im Auge behalten, aber viel mehr kann man nicht machen. Nicht nur Schachspielen, es ist ja Sport auch noch dabei."
Vadlau/Mähr gewannen nach Platz sieben im Medal Race mit 38 Punkten vor den Japanern Keiju Okada/Miho (41) und den Schweden Anton Dahlberg/Lovisa Karlsson (47), die die Spanier Jordi Xammar/Nora Brugman (49) noch vom Podest stießen.
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(APA)