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Immobilienentwickler Imfarr insolvent – Passiva 604 Mio Euro

Immo-Gesellschaft sorgte mit großen Deals in Deutschland für Aufsehen
Immo-Gesellschaft sorgte mit großen Deals in Deutschland für Aufsehen ©APA | Canva
Der Wiener Immobilieninvestor und -entwickler Imfarr Beteiligungs GmbH rund um die Familie Farrokhnia hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien beantragt.

Die Verbindlichkeiten (Passiva) belaufen sich auf rund 604 Mio. Euro, wie der KSV1870 mitteilte. Bei der Imfarr war auch Ex-Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) von 2019 bis Mitte 2022 als Investor und Ex-Minister Josef Ostermayer (SPÖ) von 2021 bis 2023 als Manager mit an Bord.

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Große Immobiliendeals in Deutschland

Die im Jahr 2007 gegründete Immo-Gruppe hat in den vergangenen Jahren mit großen Immobiliendeals in Deutschland, etwa in München und Frankfurt, für Aufsehen gesorgt. Laut eigenen Angaben zählt das Unternehmen "zu den führenden privaten Investoren auf dem Gewerbe,- und Wohnungsmarkt in Deutschland und Österreich". Gemeinsam mit dem Schweizer Family Office SN kaufte Imfarr im Jahr 2020 den Silberturm im Frankfurter Bankenviertel um kolportiert 630 Mio. Euro und die Highlight Towers in München im Jahr 2021 für kolportiert 650 Mio. Euro. Im September 2023 verkauften Imfarr und SN 75 Prozent am geplanten Immobilienprojekt Elementum - eines der größten Bürobauprojekte in München - an den Hedgefonds Oaktree. Das von Imfarr geplante Stadtentwicklungsquartier in Leipzig kam ins Stocken und wurde bisher nicht realisiert. Auf der Firmen-Website werden fünf Immobilien in Wien angeführt, etwa die Lassallestraße 1 und Lassallestraße 5.

Die Imfarr Beteiligungs GmbH ist laut KSV an 44 Gesellschaften (mittelbar) beteiligt. Geschäftsführer der Imfarr Beteiligungs GmbH sind Nemat Farrokhnia und Ernst Gassner. Im Hintergrund war bei der Imfarr laut Medienberichten lange auch Nematollah Farrokhnia (77) präsent, der über 30 Jahre beim Baukonzern Strabag im Spitzenmanagement saß und später auch Aufsichtsrat des Mitbewerbers Porr war. Die Imfarr Beteiligungs GmbH gehört laut Firmenbuch ("WirtschaftsCompass") zu 94 Prozent der Imfarr HDG Beteiligungs GmbH, die wiederum im Eigentum der ACF Privatstiftung der Familie Farrokhnia und von Günter Werginz steht und zu 6 Prozent der JG Gamma Holding GmbH von Werginz.

"Besonders schwer getroffen"

Der Wiener Immobilieninvestor ist laut eigenen Angaben von den aktuellen negativen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt "besonders schwer getroffen" worden und die konjunkturellen sowie geopolitischen Unsicherheiten hätten die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland "vollständig zum Erliegen gebracht". Das "unerwartet rasch gestiegene Zinsumfeld" habe zu deutlich höheren Finanzierungskosten und gleichzeitig zu weniger Nachfrage nach Immobilien geführt. Deswegen konnten das Unternehmen Immobilienprojekte "nicht im geplanten Umfang bzw. im geplanten Zeitrahmen umgesetzt und fertiggestellt werden bzw. Verkaufstransaktionen nicht finalisiert werden".

110 Gläubiger betroffen

Betroffen sind von der Insolvenz rund 110 Gläubiger und 18 Arbeitnehmer. Die Verbindlichkeiten setzen sich aktuell folgend zusammen: Unbesicherte Bankverbindlichkeiten (27 Mio. Euro), unbesicherte sonstige Verbindlichkeiten (219 Mio. Euro), Eventualverbindlichkeiten (332 Mio. Euro) und Anleiheverbindlichkeiten inkl. Zinsen (26 Mio. Euro). Der Wiener Immobilienentwickler will das Unternehmen sanieren. Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten. Die Finanzierung der Sanierungsplanquote soll durch die "geordnete Verwertung" des bestehenden Immobilienportfolios ermöglicht werden.

(APA)

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