Holger (44) leistet Erste Hilfe nach Überfall auf A3 - Jetzt verliert der Lkw-Fahrer seinen Job

Es war am Mittwochabend, dem 17. Juli, als Holger auf der A3 in Deutschland den Angriff auf ein Ehepaar hautnah miterlebte. Ein schwarzer VW Phaeton rammte den Wohnwagen des Paars beim Abbiegen auf die Raststätte "Logebachtal West". Mehrere Männer sprangen aus dem Fahrzeug und attackierten den 51-jährigen Wohnwagen-Fahrer, einer der Angreifer stach mehrmals mit einem Messer auf ihn ein. Auch seine Frau, die im BMW hinterherfuhr, wurde verletzt. Die Täter flüchteten in zwei VW Touran mit französischen Kennzeichen und ließen das Ehepaar schwer verletzt zurück.
Holger filmte Flucht der Täter mit seiner Dashcam
Die Flucht der Täter wurde von Bathons Dashcam gefilmt. Der Trucker schildert im Gespräch mit VOL.AT die schockierenden Minuten: "Ich suchte mir einen Parkplatz und sah, wie Menschen auf einen anderen einstachen. Dann bin ich ausgestiegen und habe erste Hilfe geleistet. Gleichzeitig habe ich die Polizei verständigt. Es war extrem viel Blut zu sehen."
Das passierte nach der Tat
„In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag habe ich der Firma gesagt, dass ich weiterfahre, sobald ich wach bin – das war nachts um 3 Uhr (zuvor wurde er von der Polizei vernommen, Anm. d. Red.). Und um 9 Uhr morgens habe ich dann in der Firma angerufen, dass ich die Fahrt zum Kunden nicht fortführen kann, weil ich nach dem Vorfall einfach psychisch fertig war und nicht mehr in der Lage war weiterzufahren. Mein Arbeitgeber hat dann gesagt, dass ich nicht mehr weiterfahren soll. Ich bin dann auf dem nächsten Parkplatz stehen geblieben und dort bin ich gestanden, wie ich dann um 11.19 Uhr die Kündigung bekommen habe und dann bin ich erst weiter nach Hause gefahren. Ich stand quasi eine Stunde 20 Minuten auf diesem Parkplatz - ohne dass sich jemand bei mir gemeldet hat, wie es weitergehen soll und wenn ich auf den Anruf gewartet hätte, würde ich wahrscheinlich heute noch auf diesem Parkplatz stehen“, meint der Lkw-Fahrer.
Paar verliert Job bei Vorarlberger Transportunternehmen
Nach Holgers Kündigung am Donnerstag bekam seine Frau Jennifer, die ebenfalls für die gleiche Firma tätig war, nur wenige Minuten später auch eine Kündigung.“ Holger erhielt am Donnerstag um 11:19 Uhr die Kündigung per E-Mail, seine Frau um 11:35 Uhr. Der Vorfall selbst ereignete sich am Mittwoch um 20:15 Uhr. „In der Kündigung steht aber keine Begründung, gerade eben wurde sie uns auch per Post zugestellt“, so Holger.

Holger Bathon und seine Frau Jennifer kommen aus einer 8.000 Einwohner-Gemeinde in Deutschland. Holger arbeitete seit drei Monaten für die Firma aus Vorarlberg. Seine Frau Jennifer arbeitete seit zwei Monaten für das Unternehmen. Sie hatte nach eigenen Angaben einen Arbeitsunfall auf dem Firmengelände und befindet sich deshalb aktuell noch im Krankenstand. "Meine Frau ist seit fünf Wochen krankgeschrieben aufgrund eines Arbeitsunfalls, bei dem sie sich einen Jochbeinbruch, Sehnenabriss an der rechten Hand und einen Bänderriss am linken Knie zugezogen hat“, so Holger.


"Wenn ich abends die Augen zumache, verfolgen mich die Bilder vom Tatort"
Aktuell hat das Paar noch keinen neuen Job in Aussicht. „Meine Frau wird noch eine längere Zeit für die Genesung benötigen und ich muss ehrlich gesagt mit meiner Psyche erstmal ein bisschen klarkommen, denn wenn ich abends die Augen zumache, verfolgen mich die Bilder von dem Tatort", erzählt Holger abschließend.
Die Polizei fahndet weiterhin nach den Tätern.
VOL.AT hat der Firma aus Vorarlberg eine Anfrage gesendet und bisher noch keine Rückmeldung bekommen.
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(VOL.AT)