Nach den verheerenden Unwetterschäden soll die Nationalstraße A13 zwischen Lostallo und Mesocco wieder schnellstmöglich instandgesetzt werden. Starke Unwetter führten zu einem massiven Erdrutsch, der den Fluss Moesa blockierte und die Autobahn auf einer Länge von 200 Metern unterspülte. Der Wiederaufbau der A13 ist bereits in vollem Gange.
Umfangreiche Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten
Die ersten Maßnahmen beinhalten die Rückführung der Moesa in ihr ursprüngliches Flussbett, ein entscheidender Schritt vor Beginn der eigentlichen Straßensanierungsarbeiten. Bis Ende Juni sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein, sodass ab Juli mit dem Aufbau einer Baupiste mit jeweils einer Fahrspur pro Richtung für Pkw und Lkw begonnen werden kann. Das Bundesamt für Straßen (ASTRA) hat zudem Maßnahmen ergriffen, um den Verkehr auf den Alternativrouten möglichst reibungslos zu gestalten.
Zitate und Einschätzungen
Martina Wirth, Sprecherin des Bundesamts für Straßen (ASTRA), erklärte gegenüber der NZZ: „Die Aufräumarbeiten haben heute Montagmorgen begonnen. Wir gehen davon aus, dass die A13 in diesem Bereich in rund einem Monat wieder teilweise eröffnet werden kann.“ Der Betrieb werde zunächst einspurig in jede Richtung aufgenommen.
Diese Prognose ist jedoch von Unsicherheitsfaktoren überschattet. „Es darf in den kommenden Tagen nicht zu stark regnen, um die Arbeiten planmäßig ausführen zu können. Außerdem wissen wir noch nicht, welche Steinmassen wir unter der Straße antreffen“, so Wirth weiter.
Erdrutsch und seine Folgen
Ein Erdrutsch, ausgelöst durch die starken Regenfälle, verursachte die Blockade der Moesa durch 50.000 Kubikmeter Gesteinsmaterial. Infolgedessen wurden die Wassermassen umgeleitet und unterspülten die A13 bei der Brücke Buffalora. Dies führte zu einem kompletten Wegfall des Straßenkörpers auf einer Länge von 200 Metern. Die Strecke zwischen Lostallo und Mesocco-Süd bleibt daher bis auf Weiteres gesperrt.
Brücke Buffalora: Keine Schließung erforderlich
Die Brücke Buffalora wird weiterhin auf mögliche Schäden untersucht. Erste Beurteilungen zeigen, dass die bestehenden Schäden keine sofortige Schließung erfordern. Weitere geologische Untersuchungen sind im Gange, um das Risiko besser einschätzen zu können.
Alternative Verkehrsführungen
Seit Samstag, dem 22. Juni 2024, wird der Transitverkehr großräumig über die Autobahn A2 umgeleitet. Verkehrsinformationen werden über Verkehrsmeldungen und Wechseltextanzeigen auf den Straßen bereitgestellt. Als weitere Alternativen stehen die Simplon-Route und der Große St. Bernhard zur Verfügung.
Die Kantonsstraße im Bereich Soazza bis Lostallo ist wieder befahrbar, jedoch ausschließlich für den Lokalverkehr und nicht für den Transitverkehr.
Maßnahmen zur Verkehrsentlastung
Die für diese und nächste Woche geplanten Sperrnächte im Gotthard-Straßentunnel entfallen, um den Verkehr möglichst störungsfrei zu halten. In Göschenen wurden die Sprengarbeiten für die zweite Röhre eingestellt, um Einflüsse auf die bestehende Röhre zu minimieren. Die Ausfahrtsspur „Cupra2“ auf der Südseite ist in Betrieb und lenkt den Verkehr über den Pass an den stehenden Fahrzeugen vor dem Gotthard-Portal vorbei.
Verkehrslage und Prognosen
Am Montag, dem ersten Arbeitstag nach den dramatischen Ereignissen, hielten sich die Auswirkungen auf den Transitverkehr in Grenzen. Michael Krein, Reporter bei der Verkehrsagentur Viasuisse, berichtete: „Zur Mittagszeit stauten sich Autos und Lastwagen vor dem Nord- und Südportal des Gotthardtunnels auf einer Länge von rund zwei Kilometern. Die Wartezeit betrug jeweils zwanzig Minuten.“ An den kommenden Wochenenden dürfte der Gotthardtunnel jedoch noch stärker zum Nadelöhr werden, als er es bereits in den letzten Jahren war.
Langfristige Aussichten
Gustav Planzer, der Stabschef der Urner Kantonspolizei, schrieb auf Anfrage der NZZ: „Es ist für uns klar, dass neben dem ferienbedingten erhöhten Verkehrsaufkommen mit zusätzlichem Verkehr am Gotthard zu rechnen ist.“ Die große Verkehrslawine kommt erst. Ab Anfang Juli folgen sukzessive weitere Bundesländer, darunter am 8. Juli mit Nordrhein-Westfalen das bevölkerungsreichste.
Simon Stadler, Urner Nationalrat, betonte gegenüber der NZZ: „Es brauche nun eine klare Signalisation ab der Schweizer Landesgrenze. Diese müssten Informationen über die zu erwartenden Staulängen und möglichen Umfahrungsrouten enthalten.“ (VOL.AT)
Tipps für Vorarlberger Urlauber: Italien-Reise trotz Sperrung der A13
Route über den Gotthardtunnel (A2)
Die naheliegendste Alternative ist die Fahrt durch den Gotthardtunnel über die A2. Diese Strecke ist jedoch besonders während der Ferienzeiten stark frequentiert, was zu langen Wartezeiten führen kann. Wartungsarbeiten, die ursprünglich bis zum 28. Juni geplant waren, wurden abgesagt, um den Verkehrsfluss zu erleichtern.
Alternativen abseits des Gotthards
- Passo dello Spluga (Splügenpass): Diese Passstraße führt von der Schweiz nach Italien und ist eine malerische, wenn auch kurvenreiche Alternative. Sie verbindet den Schweizer Kanton Graubünden mit der italienischen Provinz Sondrio und führt direkt zum Comer See und weiter nach Mailand.
- Simplonpass: Reisende, die in den Nordwesten Italiens oder Richtung Marseille und Nizza wollen, können bei Chur von der A13 auf die A19 wechseln und dann den Simplonpass nehmen. Diese Route ist besonders für Urlauber geeignet, die in Richtung Westitalien oder Südfrankreich unterwegs sind.
- Großer St. Bernhard: Eine weitere Möglichkeit ist die Passstraße über den Großen St. Bernhard, die ebenfalls eine direkte Verbindung von der Schweiz nach Italien bietet.
Alternativen außerhalb der Schweiz
Je nach Startpunkt kann es sinnvoll sein, die Schweiz komplett zu umfahren:
- Brennerautobahn (A13) in Österreich: Reisende aus Vorarlberg können die Brennerautobahn in Österreich nutzen, um nach Südtirol zu gelangen. Diese Route ist besonders für Urlauber aus dem Südwesten Deutschlands und Vorarlberg geeignet, erfordert aber Geduld aufgrund des regen Ferienverkehrs.
Tipps zur Reiseplanung
- Reisezeitpunkt: Planen Sie Ihre Abfahrt außerhalb der Stoßzeiten, um Wartezeiten zu minimieren.
- Verkehrsmeldungen: Nutzen Sie aktuelle Verkehrsmeldungen und Wechseltextanzeigen, um über die aktuelle Verkehrslage informiert zu bleiben.
- Bahn als Alternative: Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) erwägen, den Bahnverkehr während der Sommerferien zu verstärken. Eine Zugreise könnte eine stressfreie Alternative zum Auto sein.