Southside Festival: Zwischen Dauerregen und Partylaune

2011. Eine Jahreszahl, die langjährige Southside-Fans sofort parat haben, wenn es um das größte Festival im süddeutschen Raum geht. 2011, das waren drei Tage Dauerregen, Schlamm, nasse Jeans und vollgelaufene Gummistiefel. Seither waren die Fans - abgesehen von einer sturmbedingten Evakuierung und darauf folgenden Absage im Jahr 2016 - zu großen Teilen von perfektem Festivalwetter verwöhnt. Nicht so in diesem Jahr, denn nach einem trockenen Warm-up am Donnerstag zeigte sich der Wettergott nicht mehr ganz so gnädig und brachte am Freitagnachmittag jede Menge Regenwetter. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem es auf der Landebahn erstmal einen riesigen Pool gibt. Inklusive Pool-Regeln wohlgemerkt. Ein neues 2011 wurde der Festival-Freitag zum Glück dann aber doch nicht.
Da man das Wetter aber bekanntlich nicht ändern kann, hieß es trotz allem Sachen packen, ab nach Neuhausen ob Eck, und los mit der üblichen Festival-Routine: (problemlose) Anreise, Regenradar studieren, um in einer kurzen Regenpause schnell Zelt und Pavillon aufzubauen, Nachbarn kennen lernen. Man sieht sich ja noch öfter in den nächsten drei Tagen.

Eröffnung mit Verzögerung
Nach einer Unwetterwarnung, die sich aber zum Glück als Fehlalarm entpuppte, wurde das Infield mit etwas Verzögerung eröffnet. Die Sea Girls durften für die verbleibenden Minuten bis zum Ende ihres Slots die ersten Töne in das bestens gelaunte Publikum schmettern. Bei den kraftvollen Songs der deutschsprachigen Punkrock-Band Adam Angst hüpfte, tanzte und sang die Fangemeinde am frühen Nachmittag vom ersten harten Gitarrenriff an mit. Sänger Felix Schönfuss hatte dabei stets eine klare Botschaft im Gepäck und nahm sich kein Blatt vor den Mund.
Der anschließende Auftritt der ehemaligen Jurorin von The Voice of Germany, Alice Merton war gewohnt professionell. Mit dabei natürlich ihr größter Hit „No Roots“. Und auch die Editors schmetterten auf der Blue Stage einen Hit nach dem anderen raus. Sänger Tom Smith wechselte zwischen Keyboard und Gitarre und auch wenn er nicht mehr ganz nüchtern wirkte - die Töne saßen.

Ein letztes Mal Sum 41
Gleich im Anschluss rockten Sum 41 die Green Stage. Trotz strömenden Regens pilgerten hunderte Fans durch den Schlamm, denn die kanadischen Punkrocker verkündeten erst im Mai, dass sie sich nach 27 Jahren und einer letzten Welttournee auflösen werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands werden werden sie also nicht Gefahr laufen, sich irgendwann in musikalischer Belanglosigkeit zu verlieren. Grund genug, um bei einer großartigen Show inklusive Feuer auf der Bühne einmal mehr so richtig zu Songs wie „In Too Deep“ oder „Still Waiting“ abzutanzen.

Legenden und Newcomer
Mit The Offspring betrat am späteren Nachmittag eine legendäre Band die Green Stage und endlich nahm auch der Regen ein Ende. Nach all den Jahren ist die Band noch längst nicht müde und heizte ordentlich ein. Kein Wunder - laut Sänger Bryan „Dexter“ Holland waren auch 1,9 Millionen Menschen im Publikum, die es zu unterhalten galt. Ein Weltrekord selbstverständlich. An Humor mangelte es den deutlich gealterten Herren jedenfalls nicht. Ein ganzes Stück jünger und frischer wurde es im Anschluss bei den Giant Rooks auf der Blue Stage. Frischer Rock und jede Menge Lebensfreude, aber vor allem eine großartige Stimme waren da auf der Bühne zu hören. Vor wenigen Jahren erst waren die Jungs auf dem Dynamo Festival am Spielboden zu sehen, inzwischen rocken sie nach einer Tour durch ganz Amerika die ganz großen Bühnen Europas.

Kein würdiger Abschluss
Den Abschluss machten an diesem Abend nach einem durchwachsenen Auftritt der Headliner Bring Me The Horizon die altbekannten Deichkind. Vom emotionalen und mitreißenden Hip Hop der 2000er war allerdings nichts mehr zu spüren. Statt Emotionen gab es eine durchgetaktete Bühnenshow, die wenig Raum zum Tanzen und Feiern übrig ließ und für den Großteil des Publikums wohl einen nicht ganz würdigen Abschluss des Freitags darstellte.