Reiseveranstalter FTI meldet Insolvenz an - Künftige Reisen abgesagt

Darum geht's:
- FTI Touristik meldet Insolvenz an; künftige Reisen abgesagt
- Staatliche Hilfe und Übernahmeversuch konnten Pleite nicht verhindern
- Deutscher Reisesicherungsfonds kümmert sich um betroffene Urlauber
Die FTI Touristik GmbH, Obergesellschaft der FTI Group, stelle am Montag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, teilte das Unternehmen mit. "Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können". Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab morgigen Dienstag (4. Juni) nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können.
Zahlreiche Vorarlberger betroffen
Klaus Herburger, Inhaber von "Herburger Reisen", gab gegenüber VOL.AT an, dass etliche Vorarlberger von der FTI-Pleite betroffen sind. Die Vorarlberger Reise-Branche ist aktuell damit beschäftigt, abzuklären, welche Kunden betroffen sind, und wie man den Betroffenen dennoch zu ihrem Urlaub oder zumindest zu ihrem Geld verhelfen kann, so Herburger. Für die Branche sei eine solche Riesen-Pleite natürlich ein "Hammer".
Zumindest finanziell sollte der Schaden über den Deutschen Reisesicherungsfonds abgesichert sein. Herburger gibt aber zu bedenken, dass bei der Neckermann-Pleite im Jahr 2019, das Geld nicht reichte, um alle Kunden voll zu entschädigen. Seitens der Vorarlberger Reiseunternehmer werde man aber alles für die Kunden tun, was möglich ist, so Herburger

Weitere Konzerngesellschaften werden folgen
Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist den Angaben zufolge zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. In der Folge würden aber auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt.
FTI eigentlich im Aufwind
Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, das in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.
Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI mit. Dem "Handelsblatt" zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.
Reisesicherungsfonds soll sich um Urlauber kümmern
Jetzt ist der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds am Zug. Er soll sich bei einer Pleite eines Reiseanbieters um die Erstattung der Vorauszahlungen der Kunden, gegebenenfalls den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmern.
Der von der deutschen Touristikwirtschaft organisierte und vom Bundesjustizministerium beaufsichtigte Fonds war nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 gegründet worden. Die Versicherung hatte damals wegen einer Haftungsbeschränkung nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, der Staat sprang mit Millionen ein.
Vorarlberger gründete FTI
Der Vorarlberger Dietmar Gunz gründete 1983 das Unternehmen FTI und führte es auch als CEO, bevor er 2020 aus dem Unternehmen ausschied, nachdem im April 2020 der ägyptische Investor Samih Sawiris 75,1 Prozent der FTI Group übernommen hatte.
FTI: 11.000 Angestellte
Die FTI Group mit etwa 11 000 Beschäftigten war in der Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Zuletzt sah sich der nach Tui und DER Touristik drittgrößte europäische Reisekonzern dank gestiegener Nachfrage wieder auf Kurs. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/2023 verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus von 10 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro und erwirtschaftete einen Ertrag in zweistelliger Millionenhöhe. Nähere Details zum Ergebnis machte das Unternehmen nicht. Hauptgesellschafter war zuletzt die ägyptische Investoren-Familie Sawiris.
(DPA)