Von Schwarz zu Grün: Pipeline nimmt Kurs auf nachhaltige Zukunft mit Wasserstoff

In einer gemeinsamen Initiative haben in der Schweiz die Kantone St. Gallen und Graubünden die Absicht bekannt gegeben, eine ehemalige Erdöl-Pipeline für den Transport von grünem Wasserstoff zu adaptieren. Das berichtet das Schweizer Newsportal "fm1today".
Zwischen dem Splügenpass und St. Margrethen existiert, mit der Central European Line (CEL) oder auch bekannt als Oleodotto del Reno, bereits eine Infrastruktur, die für den Transport von Wasserstoff und Strom genutzt werden könnte. In einer Mitteilung nach ihrem Arbeitstreffen haben die beiden Schweizer Kantonsregierungen ihren gemeinsamen Willen zur Umnutzung der ehemaligen Erdöl-Pipeline bekundet. Es wurde vereinbart, für weitere Abklärungen zusammenzuarbeiten.
Rückgrat für den Transport von Rohöl
Die Pipeline, die einst das Rückgrat für den Transport von Rohöl von Genua durch die Alpen und in Vorarlberg am Bodensee entlang bis nach Ingolstadt bildete, wurde 1997 aufgrund von Umweltbedenken und anstehenden hohen Sanierungskosten stillgelegt. Heute steht sie aber wieder im Zentrum eines ambitionierten Vorhabens, das die Energieinfrastruktur der Schweizer Region in das Zeitalter der Nachhaltigkeit überführen soll.
1,1 Millionen Barrel Öl pro Tag
Die CEL, deren Kapazität einst bei 1,1 Millionen Barrel pro Tag lag, versorgte zahlreiche Raffinerien in Bayern mit Erdöl und spielte eine entscheidende Rolle in der europäischen Energieversorgung. Mit der Schließung endete nicht nur ein Kapitel der Energiegeschichte, sondern es öffnete sich auch die Tür für neue Möglichkeiten im Kontext der globalen Energiewende.

Die vorgeschlagene Transformation der Pipeline in eine Transportroute für grünen Wasserstoff spiegelt die wachsende Anerkennung wider, dass die Dekarbonisierung der Energieversorgung eine zentrale Säule im Kampf gegen den Klimawandel darstellt.

Wasserstoff-Pipeline: Was Landesrat Daniel Zadra zu den Plänen sagt
Auch in Vorarlberg beobachtet man die verschiedenen Wasserstoffprojekte sehr genau, wie Landesrat Daniel Zadra im Gespräch mit VOL.AT konstatiert. Über die Schweizer Pläne hat man sich auch schon bei einem Regierungstreffen mit dem Kanton St. Gallen ausgetauscht und werde es auch beim nächsten Treffen thematisieren. Laut Zadra blickt man aus Vorarlberger Sicht aber aktuell besonders auf die Initiative European Hydrogen Backbone (EHB), ein Zusammenschluss europäischer Fernleitungsnetzbetreiber, die die Entwicklung der Wasserstoff-Infrastruktur in Europa vorantreiben möchte.
Europäische Wasserstoff-Initiative (EHB)
Ein Verbund von 33 Energieinfrastrukturbetreibern zur Förderung eines klimaneutralen Europas durch einen Markt für erneuerbaren und kohlenstoffarmen Wasserstoff.
Mission
Die Beschleunigung der Dekarbonisierung Europas durch die Entwicklung eines wettbewerbsfähigen Wasserstoffmarktes vorantreiben, indem auf bestehenden und neuen Pipelines basierende Infrastruktur genutzt wird, um Marktwettbewerb zu gewährleisten und grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern.
Partner
Unter anderem Amber Grid, Bulgartransgaz, Conexus, und viele mehr.
Tätigkeitsbereich
Europa und angrenzende Länder
"Wasserstoff ist für die individuelle Mobilität oder gar zum Heizen aktuell noch zu teuer", sagt Zadra gegenüber VOL.AT. "Es gibt in diesem Jahr aber noch eine vertiefende Analyse und wir schauen uns das sehr genau an." Laut Zadra sind in diesem Bereich große Investitionen nötig, weshalb es natürlich besonders interessant wäre, wenn es zum Beispiel an der deutsch-österreichischen Grenze bei Lindau einen Anknüpfungspunkt im Rahmen der H2 Backbone-Initiative gäbe. Ein konkreter Zeitrahmen ist jedoch bisher nicht erkennbar, mit Umsetzungen ist frühestens 2030, wenn nicht gar 2040 zu rechnen. Dennoch hat Zadra bereits Stakeholder von illwerke vkw, Klimaschutz-Ministerium, Industrie und Wirtschaft an einen Tisch geholt, um den Bedarf zu eruieren und einen strukturierten Prozess aufzusetzen.


- Baubeginn und Fertigstellung: Der Bau der Oleodotto del Reno-Pipeline startete im Jahr 1961, und ihre Fertigstellung erfolgte im Jahr 1964. Die ersten Öllieferungen durch die Pipeline fanden im Jahr 1966 statt, was die Pipeline zu einem wesentlichen Bestandteil der europäischen Energieinfrastruktur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte.
- Historische Bedeutung der Oleodotto-Pipeline: Die Pipeline wurde ursprünglich für den Transport von Erdöl von Genua, Italien, nach Ingolstadt, Deutschland, errichtet. Ihre Fertigstellung markierte einen wichtigen Meilenstein in der europäischen Energieinfrastruktur.
- Stilllegung der Pipeline: Die Pipeline wurde 1997 aufgrund von Umweltbedenken und hohen Sanierungskosten außer Betrieb genommen, was das Ende ihrer Nutzung für den Erdöltransport darstellte.
- Internationale Kooperation: Der Bau und Betrieb der Pipeline waren das Ergebnis internationaler Zusammenarbeit zwischen Italien, der Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Deutschland, was die Bedeutung grenzüberschreitender Infrastrukturprojekte für die europäische Integration und wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstreicht.
- Kapazität: Mit einer Transportkapazität von 1,1 Millionen Barrel pro Tag spielte die Pipeline eine zentrale Rolle in der Energieversorgungsstrategie der beteiligten Länder und trug dazu bei, die Energieabhängigkeit von Seetransportwegen zu reduzieren.
- Umweltbedenken und Stilllegung: Die Entscheidung zur Stilllegung der Pipeline im Jahr 1997 wurde vor dem Hintergrund wachsender Umweltbedenken und der hohen Kosten für notwendige Sanierungsmaßnahmen getroffen. Die Sorge um potenzielle Leckagen und deren Auswirkungen auf empfindliche Alpenökosysteme spielte dabei eine wesentliche Rolle.
- Kalter Krieg und Sicherheitsbedenken: Während des Kalten Krieges gab es Berichte über Pläne des sowjetischen Geheimdienstes KGB, die Oleodotto del Reno-Pipeline im Falle eines Konfliktes zu sprengen. Diese Pläne unterstreichen die strategische Bedeutung der Pipeline als kritisches Infrastrukturelement, das nicht nur für die Energieversorgung, sondern auch im Kontext geopolitischer Spannungen von Bedeutung war. Die potenzielle Bedrohung durch eine Sprengung hätte weitreichende Auswirkungen auf die Energieversorgung in Süddeutschland gehabt und spiegelt die verletzliche Natur kritischer Infrastruktur in Zeiten internationaler Konflikte wider.
(VOL.AT/ms)



(VOL.AT)