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Karwoche: Von Traditionen bis Feiertagsforderungen

Der lutherisch-evangelische Bischof Michael Chalupka sprach sich einmal mehr für einen zusätzlichen Feiertag für alle am Karfreitag aus.
Der lutherisch-evangelische Bischof Michael Chalupka sprach sich einmal mehr für einen zusätzlichen Feiertag für alle am Karfreitag aus. ©APA; Canva
Anlässlich des morgigen Karfreitags kommen aus der Evangelischen Kirche erneut Forderungen, den Karfreitag wieder zu einem Feiertag zu machen.
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Vor fünf Jahren war der Feiertag nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) aufgehoben worden. Zuvor war der Freitag vor Ostern für die Angehörigen der protestantischen Kirchen sowie der Alt-Katholiken ein gesetzlich anerkannter Feiertag. Nun können Arbeitnehmer lediglich einen regulären Urlaubstag beantragen.

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Der lutherisch-evangelische Bischof Michael Chalupka sprach sich gegenüber der "Wiener Zeitung" einmal mehr für einen zusätzlichen Feiertag für alle am Karfreitag aus. Dieselbe Forderung erhoben die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer im Burgenland laut Kathpress in einem Offenen Brief. Die Abschaffung des Karfreitags als gesetzlicher Feiertag sei "bis heute in schmerzlicher Erinnerung", heißt es in dem Schreiben. Der Kärntner evangelische Superintendent Manfred Sauer wiederum kündigte gegenüber der "Kleinen Zeitung" (Donnerstag) an, in der Frage im heurigen Wahljahr "nichts unversucht" zu lassen. "Wir kämpfen kräftig weiter für den Feiertag, nicht nur für Protestanten, sondern für alle Christen", so Sauer.

Karwoche, Ostern und das Brauchtum

Mit dem Palmsonntag, heuer am 24. März, beginnt die Karwoche. Sie ist als Abschluss der Fastenzeit nicht nur eine Zeit der Besinnung, sondern auch der Bräuche - ebenso wie das Osterfest selbst. Viele christliche Traditionen gehen auf heidnische Kulte zurück.

Am Mittwoch oder Gründonnerstag wird traditionell die sogenannte Chrisam-Messe, der Ölweih-Gottesdienst, gefeiert. Dabei werden die heiligen Öle geweiht, die im Laufe des Kirchenjahres bei der Spendung von Taufe, Firmung, Krankensalbung und Priesterweihe verwendet werden. Chrisam besteht aus Olivenöl mit einem Zusatz aromatischer Stoffe.

Am Gründonnerstag (vom althochdeutschen "Greinen" für "Weinen") und Karfreitag ("Kar" oder althochdeutsch "kara" bedeutet "Klage" und Kummer", Anm.) wird zunächst einmal geratscht. Weil der Überlieferung nach die Glocken nach Rom geflogen sind, ersetzt das knatternde Geräusch der "Ratschen" aus Holz zu Mittag und zum Vesperläuten die Funktion der Glocken. Am Abend wird in vielen Pfarren die "Fußwaschung" vollzogen. Sie ist auch ein Zeichen des Willkommens.

Der Karsamstag beginnt in einigen Gebieten mit dem Holen des Weihfeuers. Dazu dienen trockene Schwämme. Im burgenländischen St. Martin/Raab wird die Asche des geweihten Feuers auf die Äcker gestreut. Das verspricht eine reiche Ernte.

Ab den Mittagsstunden ziehen Jung und Alt zur Fleischweihe. Dieser Brauch ist aus dem benachbarten Slowenien "zugewandert" und vor allem in Kärnten heimisch. Die gesegneten Speisen symbolisieren einerseits Christi Auferstehung, andererseits das Frühjahr als Jahreszeit der wiedergewonnenen Kraft der Sonne.

Unter diesem Aspekt sind auch die Osterfeuer zu sehen, die am Abend des Karsamstags entzündet werden. Dieser Brauch ist, wie viele in der katholischen Kirche, auf alte heidnische Riten zurückzuführen. Vorgänger des Osterfeuers sind die Frühlingsfeuer der Germanen. Das höchstgelegene Osterfeuer wird übrigens in Tirol auf dem 3.200 Meter hohen Mittagskogel entzündet.

Am Ostersonntag verkünden Böller: "Christ ist erstanden!" Nach der Ostermesse veranstalten viele Gemeinden eine gemeinsame Suche nach den Ostereiern. Dieser Brauch hat im salzburgischen Mauterndorf besondere Tradition.

Das Ei steht zu Ostern im Mittelpunkt von Bräuchen, die ein Kräftemessen sind. "Eierpecken" - mit einem Geldstück wird nach dem Ei geworfen - und "Eierturtschen" - mit den Eiern wird Spitze gegen Spitze und Boden gegen Boden gestoßen - sind nicht nur bei Kindern beliebt, sondern auch Erwachsene "rittern" begeistert.

Auch der Osterhase hoppelt nicht von ungefähr durch die Gegend. Meister Lampe, Begleiter der griechischen Liebesgöttin Aphrodite, ist bis heute ein Eros-Symbol. Das beste - nicht religiöse - Beispiel sind die "Bunnys", "Trademark" des Männermagazins "Playboy".

Osterei und Osterhase sind Jahrtausende alt

Mit dem christlichen Fest Ostern sind seit Jahrhunderten viele Bräuche verbunden. Sie sind zum Teil heidnischen Ursprungs. Das Verschenken bunter Eier lässt sich bis auf die "alten Chinesen" zurückverfolgen. Der Hase wiederum taucht in der ägyptischem Mythologie auf.

Das Ei ist ein altes Fruchtbarkeitssymbol, Ursprung des Lebens, des Seins und Werdens. Darüber hinaus war es seit jeher ein Naturalzins. Bereits 5.000 v.Chr. hat man zum Frühlingsfest bunt bemalte Eier verspeist. Bis in das 15. Jahrhundert verstand man unter "Ostereiern" auch ein "bis zu Ostern abzulieferndes Zinsei". Seit dem 16. Jahrhundert wird das Hühnerprodukt im heutigen Sinne verwendet. Den am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegten Eiern sprach der Volksglaube überdies Unheil abwehrende und Segen spendende Wirkung zu. Verzierte Ostereier werden erstmals 1615 erwähnt.

Speisensegnung und Osterkerze

Der Brauch der Speisensegnung zu Ostern - fälschlich Fleischweihe genannt - wird besonders in Österreich, Bayern und Südtirol gepflegt. Er lässt sich bis in das 7. Jahrhundert zurückverfolgen. Speisen wie Fleisch und Eier, deren Genuss in der strengen mittelalterlichen Fastenordnung verboten war, gewannen durch die österliche Segnung im Volksglauben besondere Bedeutung und Kräfte. Heute kann dieser Brauch den Sinn haben, die Brücke zwischen dem Altar und dem häuslichen Tisch zu schlagen, zwischen dem Sakralen und dem Profanen.

Der Brauch einer besonderen Osterkerze, liturgische Lobpreisung in der Osternachtfeier und zugleich Darbringung und Segnung, tauchte erstmals 384 in Piacenza auf. Dieses Sinnbild für den auferstandenen Christus erhielt im Laufe der Jahrhunderte seine heutige Gestalt und Gestaltung. Auf der Vorderseite ist mit Wachs ein Kreuz eingetragen, über dem der erste (Alpha) und der letzte (Omega) Buchstabe des griechischen Alphabetes zu lesen ist. Die Osterkerze wird bis zum Fest Christi Himmelfahrt bei jedem Gottesdienst und zu jeder Taufe angezündet.

Der Kinder liebstes Wesen ist jenes des Osterhasen. Auch er gilt als Fruchtbarkeitssymbol und taucht bereits in der ägyptischen Mythologie auf. Die Vorstellung vom Hasen als österlichem "Eierbringer" ist in Deutschland zum ersten Mal im 17. Jahrhundert belegt. In Byzanz soll er im Mittelalter sogar ein Zeichen für Christus gewesen sein. In der Annahme, der Hase schlafe mit offenen Augen, verglich man ihn mit dem Auferstandenen, der nicht im Tod entschlafen war.

(APA)

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