Der Body-Count tauchte erstmals auf TikTok als Trend auf. Der Name „Body-Count“ bezieht sich dabei auf die Anzahl von Sexualpartnern von Frauen und Männern. Bekannt wurde der Trend vor allem durch Content Creators, wie „hilife_stuttgart“, die auf Straßenumfragen vorbei laufende Passanten nach ihrem BodyCount fragten, um anschließend diese Zahl zu bewerten und zu kritisieren, sollte diese „zu hoch“ oder „zu niedrig“ sein. Allerdings liegt der Fokus hierbei ganz klar auf den Frauen, worauf sich gleich die erste Frage stellt: Warum erfahren Frauen heutzutage noch immer mehr Kritik für die Anzahl ihrer Sexualpartner als Männer?
Rollenzuweisungen
Michaela Moosmann vom Verein Amazone meint: „Es besteht nach wie vor ein starkes Ungleichgewicht bezüglich geschlechtsspezifischer Rollenzuweisungen – nicht nur in Bezug auf Sexualität, sondern in allen Lebensbereichen.“ Mädchen und Frauen werden für ein aktives Sexualleben oft abgewertet und ihre Moral wird in Frage gestellt. Im Gegensatz dazu dürfen sich Jungen und Männer frei entfalten, „die Hörner abstoßen“ und werden für ihr Sexualverhalten oft gefeiert. „Diese konservativen Bilder, etwa von der sittsamen und passiven Frau, sind zwar überholt, wirken aber immer noch. Geschlechtergerechtigkeit beginnt im Kopf und ist ein langer Prozess“, so Michaela.
Betroffenheit von Frauen
Die Betroffenheit kann zwar laut Michaela nicht an ein bestimmtes Alter geknüpft werden, jedoch wäre die Zeit der Pubertät und das frühe Erwachsenenalter besonders sensibel, da in diesen Phasen vieles im Umbruch ist. Allerdings ist klar, dass Frauen häufiger als Männer Bewertungen und grenzüberschreitende Kommentare zu ihrem Körper und ihrer Sexualität erleben. „Bodyshaming und Slutshaming werden insbesondere auch in sozialen Medien ausgeübt, weshalb Mädchen und junge Frauen besonders betroffen sind“, erklärt die Sexualpädagogin.
Jeder entscheidet selbst
Auch wenn das Thema im Internet oft durch Witze und lustige Videos amüsant dargestellt und verharmlost wird, wirft es dennoch eine wichtige Frage auf: Welche Anzahl an Sexualpartnern ist denn angemessen? „Diese Frage sollte sich gesellschaftlich gar nicht erst stellen. Jede Person sollte selbst entscheiden können, wie sie ihre Sexualität leben möchte. Wichtig ist dabei, dass sexuelle Begegnungen freiwillig, ohne Druck und im Einvernehmen stattfinden. Der sogenannte ‚Body-Count‘ ist an sich nicht aussagekräftig, weil Sexualität, Bedürfnisse und Erfahrungen sich nicht quantifizieren und bewerten lassen. Die Bewertung, ob etwas viel oder wenig, gut oder schlecht ist, kann immer nur individuell von der betreffenden Person selbst getroffen werden.“
Rat für Mädchen und Frauen
Michaela rät betroffenen Mädchen und jungen Frauen, in den Verein Amazone zu kommen und sich dort den Mitarbeiterinnen und Jugendberaterinnen anzuvertrauen. Der Verein dient seit Jahren als Anlaufstelle für Mädchen und junge Frauen und bietet ihnen Beratung, einen Ort um sich mit anderen auszutauschen und frei über alles zu sprechen. „Nicht du bist falsch, sondern die Gesellschaft!“

„Es gibt keine bestimmte Zahl“
„Es gibt keine bestimmte Zahl, wie viele Partner eine Frau haben darf, damit sie akzeptabel ist. Die Kritik kommt meiner Meinung nach aus einer Zeit, in der die Frau dem Mann noch ‚untergeordnet‘ war und diese Zeit ist längst vorbei.“
Tamir, 19 Jahre aus Dornbirn.

"Männer möchten erfahrener sein"
„Die Kritik an Frauen für einen hohen ‚Body-Count‘ ist ein Zeichen von wenig Selbstbewusstsein bei Männern. Männer möchten erfahrener in einer Beziehung sein als die Frau. Eine Frau mit hohem Body-Count verunsichert Männer, weshalb sie kritisieren, statt darüber zu sprechen.“ Bilgun, 20 Jahre aus Bregenz.

Hoher Body-Count mit schweren Folgen
Der berühmte Schauspieler Charlie Sheen, bekannt aus der Serie „Two and a Half men“ und dem Film „Hot Shots!“ behauptet in der britischen Boulevardzeitung „The Sun“ bereits 5000 Frauen im Bett gehabt zu haben. Bei seiner Aussage witzelt er gerne „Ich bezahle Prostituierte nicht für Sex, ich bezahle sie, damit sie gehen.“ 2017 infizierte sich der Promi mit dem HI-Virus und hatte trotz der Diagnose weiterhin Sex, mit vielen Frauen sogar ungeschützt, weshalb er mit rechtlichen Folgen zu rechnen hatte.