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„Ich versuche zum Umstieg auf CBD zu bewegen“

©Headshop-Betreiber Kristofer Wachter verkauft legale Produkte mit CBD-Gehalt. Er versucht auch, seine Kunden von CBD zu überzeugen, wenn er merkt, dass sie das bei uns illegale THC konsumieren.
Ab dem 1. April ist Cannabis in Deutschland teilweise legalisiert. W&W hat mit Experten und einem Hanfshop-Betreiber über das Thema gesprochen.

Die kürzliche Entscheidung Deutschlands, den Konsum von Cannabis teilweise zu legalisieren, hat Wellen geschlagen, die bis zu uns ins Ländle reichen. Diese politische Wende bringt eine Vielzahl von Perspektiven ans Licht, von Befürwortern der Entkriminalisierung bis hin zu jenen, die vor den potenziellen Risiken warnen.

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Cannabis-Tourismus

Kristofer Wachter betreibt den Headshop „Bonzai Baba“ in Dornbirn. Er teilt seine Erfahrungen im Spannungsfeld zwischen legalem CBD und dem umstrittenen THC: „Manche Kunden glauben, ich wäre selbst ein Kiffer, was nicht der Fall ist!“, stellt er umgehend klar. Seine Beobachtungen unterstreichen jedoch, dass der Konsum von Cannabis quer durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten geht. „Wenn ich merke, dass jemand das verbotene, THC-haltige Cannabis konsumiert, versuche ich, die Leute zum Umstieg auf CBD zu bewegen. Viele merken rasch, dass es ihnen gut tut, vom THC wegzukommen.“ Besonders kritisch sieht er im Zusammenhang mit der Teillegalisierung in Deutschland den Cannabis-Tourismus, im Bezug auf das Autofahren: „Nach legalem Konsum in Deutschland könnte man hier Probleme bekommen, da THC noch lange im Blut nachweisbar ist, auch wenn man nicht mehr unter dem Einfluss steht.“

Kein THC-Grenzwert?

Primar Dr. Philipp Kloimstein von der Stiftung Maria Ebene weist daher auf die Notwendigkeit von klaren Regelungen und Grenzwerten für THC hin: „Österreich hat bis heute noch keinen Grenzwert festgelegt, was zeigt, wie komplex die Materie ist.“ Die Diskussion um einen Grenzwert im Blut, vergleichbar mit Alkohol, werde als dringend notwendig erachtet, um die Straßenverkehrssicherheit zu gewährleisten. Dieser Forderung hat Innenminister Karner in einem kürzlichen Interview mit den VN jedoch eine Absage erteilt und gesagt, dass er nicht bereit sei, „über solche Dinge zu diskutieren.“

Jugendschutz

„Wir wissen, dass Cannabis bis zu einem gewissen Grad gefährlich ist und Psychosen auslösen kann“, erklärt Dr. Kloimstein weiter. Besonders junge Menschen sind aufgrund ihrer sich noch entwickelnden Gehirne anfälliger für diese negativen Auswirkungen, weshalb Altersbeschränkungen unerlässlich seien, um junge Menschen vor den Risiken zu schützen. Die Sorge ist aber bei Suchtexperten und auch bei Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher vorhanden, dass eine Lockerung der Cannabis-Gesetze in Deutschland das Unrechtsbewusstsein in Vorarl­berg reduzieren könnte. Andreas Prenn von der SUPRO betont: „In Vorarlberg haben etwa 40 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 25 ,Erfahrungen‘ mit Cannabis. Wir sind klar der Meinung, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen müssen und rechnen auch mit einem Anstieg des Cannabis-Tourismus aus Vorarl­berg“, erklärt Prenn. Dass der Probierkonsum von Vorarlbergern in Deutschland steigt, erwartet Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher nicht: „Das war bisher auch in anderen Ländern (Niederlande, Kalifornien, etc.) möglich. Eine Zunahme der Konsumenten in Vorarlberg ist jedenfalls nicht zu erwarten“, teilt Rüscher auf W&W-Anfrage mit.

„Alle Aspekte der Cannabis-Legalisierung betrachten“

Martina Rüscher, Gesundheitslandesrätin: „Wir müssen alle Aspekte der Cannabis-Legalisierung genau betrachten, um den besten Weg für unsere Bevölkerung zu finden. Dabei müssen wir sowohl den Jugendschutz als auch die medizinischen Vorteile im Blick behalten. Bezüglich des Cannabis-Tourismus aus Vorarlberg rechnen wir nicht mit einem signifikanten Anstieg. Was die THC-Grenzwerte im Straßenverkehr betrifft, so handelt es sich um eine Bundeskompetenz. Vorarlberg hat diesen Punkt bereits auf Bundesebene thematisiert, um eine klare und sichere Regelung zu erreichen.“

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