„Begonnen hat alles als Traumurlaub in einem traumhaften Resort auf einer Insel vor der Küste. Eigentlich hatte mich mit meinem Vater und seiner Freundin zum Frühstück verabredet und war gerade dahin unterwegs, als plötzlich drei Fahrzeuge neben mir hielten“, berichtet Nicolas.
„Eine Mitarbeiterin des Resorts sagte, wir müssten uns unterhalten. Gleichzeitig stiegen drei schwer bewaffnete Militärpolizisten aus und mir wurde gesagt, ich müsse die Insel verlassen. Ich hätte mich in der vorangehenden Nacht wie ein Wilder aufgeführt und eine Schlägerei mit acht Typen gehabt. Später sei ich panisch und oben ohne zur Rezeption gekommen und auf mein Zimmer begleitet worden. Ich wusste von nichts mehr und dachte in dem Moment, dass sie mich als Beschuldigte behandeln. Ich muss immer noch unter dem Einfluss der Droge gestanden haben, denn ich realisierte nicht, dass sie zu meinem Schutz da waren. Erst als mein Papa dazu kam, verstand ich, was wirklich abging.“

Nicolas mit seinem Vater. Hier trägt er noch das AC/DC-Shirt, das seit besagter Nacht unauffindbar ist.
Unter Drogen gesetzt
Die Familie sei aufgeklärt worden, dass die acht Männer von der Nacht davor schon auf Nicolas warten würden. „In der Hotelanlage auf der Insel waren wir die einzigen Europäer, sind also aufgefallen wie bunte Hunde. Sie hatten mich schon mehrere Tage im Visier, haben mit mir geredet und versucht, Vertrauen aufzubauen. Die Militärpolizisten vermuteten, dass sie ihren Plan der Nacht doch noch in die Tat umsetzen wollten. Immer wieder hört man davon, dass Touristen unter Drogen gesetzt und dann verschleppt werden oder Schlimmeres. Darum mussten wir die Insel sofort verlassen“, erzählt Nicolas. Die Militärpolizei habe die Information gehabt, dass die Männer bereits auf dem Festland auf sie warten. „Darum wurden wir von ihnen auch begleitet und sie fuhren rund eine Stunde hinter unserem Taxi her, das uns in die Provinzhauptstadt Salvador brachte. Ich war unglaublich froh, dass die Militärpolizei dabei war. Ich war paranoid und hatte wirklich Todesangst!“

„Nur noch nach Hause“
In Salvador angekommen, wollte Nicolas nur noch nach Hause. „Ich stand unter Schock, war unruhig und mir war ständig kalt. Das muss daran liegen, dass ich noch unter dem Einfluss der Droge stand. Wir haben einen Flug mit Begleitservice gebucht, an den ich mich kaum noch erinnern kann. Plötzlich waren 30 Stunden vergangen und ich war von Salvador über Sao Paulo und Frankfurt in Zürich gelandet.“
War es „Devil’s Breath“?
Schließlich erinnerte sich Nicolas an eine Dokumentation, die er gesehen hatte, in der es um die Droge „Devils Breath“ ging. „Da ging mir ein Licht auf, denn die beschriebene Wirkung war ziemlich genau das, was ich erlebt hatte. Die Droge wird einem ins Getränk gemischt oder als Pulver ins Gesicht geblasen. Wenige Minuten danach setzt die Wirkung bereits ein“, erklärt er. „Mir ist es ein Anliegen, diese Geschichte zu erzählen, weil ich andere warnen möchte. Die Situation war so surreal und das Geschehene hat mich richtig aus der Bahn geworfen. Ich werde mich auch in psychologische Betreuung begeben, um es verarbeiten zu können. Für mich ist jedenfalls klar, dass ich zukünftig nicht mehr in Südamerika Urlaub machen werde.“
Scopolamin: Halluzinationen, Desorientierung und Amnesie
„Devil‘s Breath“ ist ein umgangssprachlicher Name für Scopolamin, ein starkes Alkaloid-Medikament, das aus bestimmten Pflanzenarten, zum Beispiel aus der Engelstrompete (Datura), gewonnen wird. In hohen Dosen kann Scopolamin starke Halluzinationen, Desorientierung und sogar Amnesie auslösen. Es wurde berichtet, dass „Devil‘s Breath“ in einigen südamerikanischen Ländern, insbesondere in Kolumbien, missbräuchlich eingesetzt wird, um Opfer willenlos zu machen und sie so zu berauben oder zu manipulieren, ohne dass sie sich später an das Geschehene erinnern können.