AA

AfD-Berater entpuppt sich als Russen-Spion

Wladimir Sergijenko, Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion in einem Video vor dem Reichstagsgebäude.
Wladimir Sergijenko, Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion in einem Video vor dem Reichstagsgebäude. ©Telegram / Wladimir Sergijenko
Ein Berater des AfD-Abgeordneten Eugen Schmidt, der Ukrainer Wladimir Sergijenko (52), wird als Einflussagent mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst FSB entdeckt. Moskau erteilte ihm Anweisungen, wie es Berichte von “The Insider” und “Der Spiegel” zeigen.

Wladimir Sergijenko hatte dank eines Hausausweises Zutritt zum Deutschen Bundestag, die Sicherheitsbehörden sind alarmiert. Westliche Geheimdienste haben den Verdacht, dass Sergijenko im Auftrag Moskaus versucht, Einfluss auf die AfD zu nehmen und möglicherweise die Partei oder ihr Umfeld mit Geld unterstützt. Laut Informationen des “Spiegel” fand der Zoll im April und Juni nach zwei seiner Russlandreisen jeweils 9000 Euro Bargeld bei Sergijenko.

Jetzt auf VOL.AT lesen
AfD-Bundestagsabgeordneter Eugen Schmidt
©YouTube/ZDFheute Nachrichten

Sergijenko hat Reden nicht nur für den AfD-Bundestagsabgeordneten Schmidt, sondern auch für weitere AfD-Abgeordnete verfasst. Die AfD setzt sich unter anderem gegen die Sanktionen ein, die nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine verhängt wurden.

Brief an Papst Franziskus

Unter anderem hat Sergijenko für eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht geworben. In dieser Klage wurde gefordert, dass Unterstützungsleistungen wie Panzer und Wolldecken die Zustimmung des Bundestages benötigen. Die AfD brachte die Klage im Juli ein. Außerdem wurde Sergijenko beauftragt, einen Brief an Papst Franziskus zu verfassen, in dem er von der vermeintlichen “Verfolgung von Christen in der Ukraine” berichtete.

Verdacht seit August

Bereits im August berichteten die beiden Nachrichtenplattformen über den Verdacht gegen Sergijenko, als seine E-Mail- und SMS-Korrespondenz mit dem mutmaßlichen FSB-Agenten „Alexei“ bekannt wurde. Nun zeigt sich, dass einige Verbindungen nach Russland und zum „Fünften Dienst“ des FSB, dessen Einflussagenten auf die politische Destabilisierung von Ländern spezialisiert sind, noch intensiver waren als zuvor angenommen.

Sergijenko hat einen ukrainischen, deutschen und russischen Pass

Abgesehen von seinem ukrainischen Pass hat Sergijenko laut vertraulichen Dokumenten mittlerweile auch die russische Staatsangehörigkeit erworben und seit Ende 2022 zusätzlich die deutsche Staatsangehörigkeit. Eigenen Angaben zufolge sieht er sich als Autor und Journalist. Seit Anfang des Jahres befindet er sich auf einer Sanktionsliste der Ukraine.

Wladimir Sergijenko
©YouTube/Overton Magazin

AfD-Bundestagsabgeordneter Eugen Schmidt bestätigte auf Anfrage des „Spiegel“, dass Sergijenko in seinem Büro tätig ist. Schmidt erklärte, dass Sergijenko eine 120-Euro-Stelle als „Übersetzer und in der Medienarbeit“ innehat, was die begrenzte Natur seiner Aufgaben reflektiere. Schmidt fungiert als „Beauftragter für Russlanddeutsche“ in der AfD-Bundestagsfraktion und wurde mehrmals als Unterstützer des Regimes von Wladimir Putin bekannt.

Sergijenko bestreitet auf „Spiegel“-Anfrage, die AfD finanziell zu unterstützen. Auch weist er den Verdacht, „im Auftrag staatlicher Stellen Propaganda zu verbreiten“, entschieden zurück. Er betont, in seiner Tätigkeit stets unabhängig zu agieren und ausschließlich seinem Gewissen verpflichtet zu sein.

  • VIENNA.AT
  • Deutschland
  • AfD-Berater entpuppt sich als Russen-Spion