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Deutsche Lokführer streiken sechs Tage lang - Folgen auch für Österreich

Von Mittwochmorgen (24.01.) bis Montagabend (29.01.) soll der Ausstand im Personenverkehr dauern, wie die Gewerkschaft am frühen Montagmorgen ankündigte.
Von Mittwochmorgen (24.01.) bis Montagabend (29.01.) soll der Ausstand im Personenverkehr dauern, wie die Gewerkschaft am frühen Montagmorgen ankündigte. ©VOL.AT/Paulitsch/Mayer; Canva
Mit einem rund sechstägigen Streik auf der Schiene erhöht die Lokführergewerkschaft GDL im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn erneut den Druck.

Von Mittwochmorgen (24.01.) bis Montagabend (29.01.) soll der Ausstand im Personenverkehr dauern, wie die Gewerkschaft am frühen Montagmorgen ankündigte. Der bundeseigene Konzern rechnet erneut mit erheblichen Einschränkungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr. Er kündigte abermals einen Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot an.

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Folgen auch für Reisende aus Österreich

Die ÖBB ersuchen alle Reisenden, nicht notwendige Fahrten nach Deutschland in diesem Zeitraum zu vermeiden, zu verschieben bzw. alternative Reisemöglichkeiten zu wählen. Reisende werden gebeten, sich vor Fahrtantritt online über ihre geplanten Verbindungen zu informieren. Voraussichtlich werden grenzüberschreitend von/nach Deutschland keine Züge fahren, genauere Informationen folgen noch vor Streikbeginn.

DB: Längere Züge werden eingesetzt

Wie schon zuvor sollen während des Streiks in Deutschland längere Züge mit mehr Sitzplätzen eingesetzt werden, "um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können", hieß es. Fahrgäste können ihre für den Streikzeitraum gebuchte Tickets erneut zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Bahn hat die Zugbindung aufgehoben. Reisen können auch dieses Mal wieder vorverlegt werden.

Streik umfasst das Wochenende

Im Güterverkehr soll der Ausstand am Dienstagabend um 18.00 Uhr beginnen, im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2.00 Uhr. Bis Montagabend, 29. Januar, um 18.00 Uhr soll der Streik dauern. Der Streik umfasst damit auch das Wochenende. Neben Pendlerinnen und Pendlern sind somit auch Ausflügler betroffen. Tausende Zugfahrten dürften betroffen sein. Bei vorigen Streiks der GDL fuhr die Bahn im Fernverkehr lediglich ein Fünftel des eigentlichen Angebots. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region sehr unterschiedlich.

Vierter und längster Arbeitskampf

Es ist der vierte und mit Abstand längste Arbeitskampf im laufenden Tarifstreit bei der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) reagierte damit auf das jüngste Angebot der Bahn, mit dem diese erneut auf eine Kernforderung der GDL eingegangen war.

"Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn AG erneut gezeigt, dass sie ihren bisherige Verweigerungs- und Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt - von Einigungswillen kein Spur", hieß es in der GDL-Mitteilung. Die Bahn wiederum warf der Gewerkschaft vor, den Konflikt zu verschärfen. Wer bei einem neuen Angebot noch nicht einmal an den Verhandlungstisch komme, der handle absolut unverantwortlich, hieß es von Personalvorstand Martin Seiler.

Kritik an GDL-Chef Weselsky

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisierte das Vorgehen der GDL unter ihrem Chef Claus Weselsky. "Ich habe null Verständnis für diese Form der Tarifauseinandersetzung", sagte er am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Seiner Meinung nach nimmt der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL zunehmend destruktive Züge an. "Ich glaube auch nicht, dass Herr Weselsky sich und seiner Gewerkschaft mit diesem Stil einen Gefallen tut", fügte Wissing hinzu.

Das am Freitag präsentierte Angebot der Bahn sieht 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 vor. Zudem ist die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie gleich nach einem möglichen Tarifabschluss vorgesehen. Die Laufzeit soll dem DB-Angebot zufolge bei 32 Monaten liegen.

GDL fordert 555 Euro mehr pro Monat

Lokführern und Zugbegleitern bietet die Bahn darüber hinaus an, ab dem 1. Januar 2026 die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von 38 auf 37 Stunden zu reduzieren. Wer sich gegen die Absenkung entscheidet, bekommt gemäß dem Angebot stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. In Summe erhielten die Beschäftigten, die bei der aktuellen Arbeitszeit bleiben, mit dem Angebot brutto 13 Prozent mehr Geld als jetzt. Die GDL fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei 12 Monaten Laufzeit.

Der Knackpunkt der Tarifrunde ist die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL fordert, diese von 38 auf 35 Stunden zu reduzieren bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn hält das für unerfüllbar und verweist auf den hohen Personalaufwand, den das bedeuten würde. Der Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der GDL läuft seit Anfang November. Die GDL erklärte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert. Seit dem 24. November wurde nicht mehr verhandelt. Nach einer Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern sind auch unbefristete Streiks möglich.

(dpa, VOL.AT)

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