Klammheimlich: ÖBB erhöht die Preise und sorgt für Ärger und Frust bei Zugfans

Mit dem Fahrplanwechsel der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) am vergangenen Sonntag kam es zu einer überraschenden Erhöhung der Preise für Nachtzugfahrten. Besonders auf Linien des ÖBB-Nightjets waren diese Anpassungen teils drastisch und wurden nur zurückhaltend von der ÖBB kommuniziert. Dies führte zu einer Welle der Unzufriedenheit unter Zugfans und Bahnbloggern - vor allem auch in der Schweiz.
Satter Preisanstieg
Die Preiserhöhungen betreffen vor allem beliebte Strecken. So stieg der Preis für eine Fahrt von Basel nach Amsterdam im Einer-Liegeabteil am 16. Januar 2024 auf 600 Euro – ein Anstieg von über 100 Prozent im Vergleich zu den vorherigen 285 Euro. Ähnliche Preisanpassungen betreffen auch Strecken wie Zürich-Berlin oder Zürich-Hamburg.
Erstaunlicherweise wurde dieser Preisschock nicht direkt von der ÖBB kommuniziert, sondern unter anderem von dem Schweizer Bahn-Blogger Timo Grossenbacher und auf sozialen Kanälen wie X (ehemals Twitter) aufgedeckt. Die ÖBB reagierte auf Posts in den sozialen Medien. Auf "X" schreiben die ÖBB von einer Adaption des Preissystems im Nachtverkehr, was eine breitere Spanne an Preisen zur Folge hat. Auf der Presseseite der ÖBB wurde bisher nichts kommuniziert.
Dynamische Preise bei der ÖBB
Die neuen Preise sind nun ähnlich dynamisch wie bei Flugreisen, wobei an beliebten Tagen höhere Kosten anfallen. Zum Beispiel ist die Fahrt von Basel nach Amsterdam Anfang Februar etwa 20 Prozent günstiger, kostet aber immer noch 475 Euro wie "Watson" berichtet.
Bei Schlafwagen-Abteilen sind die Preiserhöhungen besonders stark, mit fast einer Verdreifachung bei den Deluxe-Einzelabteilen und einer durchschnittlichen Erhöhung von etwa 15 Prozent bei den Economy-Dreierabteilen. Was die Schweizer noch ärgert: Beliebte Strecken sind jetzt viel kostspieliger! Wer von Zürich nach Wien reisen möchte, muss je nach Art des Tickets rund 50 Prozent mehr bezahlen als vor dem Fahrplanwechsel. Geldbeutel-Alarm für Zugreisende!
Indes feierte die ÖBB am 11. Dezember 2023 den Startschuss für die ersten Nightjet-Verbindungen von Berlin nach Paris und Brüssel. Diese neuen Routen werden jetzt dreimal wöchentlich von der ÖBB in Kooperation mit den Partnern DB, SNCF und SNCB angeboten. Um 20:18 Uhr startete der erste Nightjet, begleitet von einer feierlichen Verabschiedung durch Verkehrsministerin Leonore Gewessler und CEOs der vier Partner-Bahnen.
Routenbeschreibung:
- Der NJ 40424 verkehrt von Berlin über Halle (Saale), Erfurt, Frankfurt/Main und Strasbourg nach Paris.
- Der NJ 424 fährt von Berlin über Halle (Saale), Erfurt, Frankfurt/Main, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Aachen, Liège-Guillemins nach Brüssel.
Diese Verbindungen, zusammen mit den Strecken von Wien nach Paris und Brüssel, bilden ab dem Fahrplanwechsel 2023/24 das Rückgrat des europäischen Nachtzug-Netzwerks. Die Ticketpreise beginnen laut ÖBB bei 34,90 Euro im Sitzwagen, 54,90 Euro im Liegewagen und 79,90 Euro im Schlafwagen pro Person und Richtung.
Fahrpläne:
- NJ 40424: Berlin Hbf ab 20:18 – Paris Est an 10:24 (Mo, Mi, Fr)
- NJ 40469: Paris Est ab 19:12 – Berlin Hbf an 08:26 (Di, Do, Sa)
- NJ 424: Berlin Hbf ab 20:18 – Bruxelles Midi an 09:56 (Mo, Mi, Fr)
- NJ 425: Bruxelles Midi ab 19:03 – Berlin Hbf an 08:26 (Di, Do, Sa)

Leonore Gewessler, österreichische Verkehrsministerin: „Bahn fahren heißt Klima schützen. Das gilt ganz besonders für den Nachtzug, der es darüber hinaus erlaubt, praktisch und bequem zu reisen: Am Abend in den Zug einsteigen und am nächsten Morgen erholt in einer anderen europäischen Hauptstadt aufwachen. Mit den neuen Nightjet-Verbindungen wachsen wichtige europäische Metropolen zusammen und es wird noch einfacher Europa klimafreundlich zu bereisen. Ich bin überzeugt: Das ist die Zukunft unserer Mobilität. Die Kurz- und Mittelstrecke in Europa gehört dem Zug.“
Andreas Matthä, CEO der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB): „Mit den neuen, internationalen Verbindungen setzen wir den Ausbau unseres Nachtzuggeschäfts konsequent fort und unterstreichen unsere Position als führender Anbieter von Nachtzugreisen. Der ÖBB Nightjet ist schon heute ein Symbol für ein zusammenwachsendes Europa. Durch die Zusammenarbeit von vier europäischen Bahnen wird nun ein neues Angebot zwischen Berlin und Paris sowie Berlin und Brüssel mit attraktiven, klimafreundlichen Verbindungen über Nacht geschaffen“.
(VOL.AT)