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Listerien-Todesfälle: Prozess in NÖ erneut vertagt

Der Prozess um die Listerien-Todesfälle wurde erneut vertagt.
Der Prozess um die Listerien-Todesfälle wurde erneut vertagt. ©APA/EINSATZDOKU/PATRIK LECHNER (Symbolbild)
Im laufenden Prozess gegen den ehemaligen Chef der mittlerweile geschlossenen Käserei Gloggnitz im Bezirk Neunkirchen wegen Listerien-Todesfällen und -Erkrankungen hat der zuständige Lebensmittelinspektor am Donnerstag vor dem Landesgericht Wiener Neustadt über Mängel im Betrieb berichtet.
Listerien-Todesfälle: Prozess in Wr. Neustadt
Angeklagter bekannte sich nicht schuldig

Aufgrund einer Aussage des Angeklagten, wonach in Restaurants Kajmak "regelmäßig" nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit serviert wurde, wurde die Verhandlung auf den 9. Januar 2024 vertagt.

Hygiene-Skandal: Angeklagter bestreitet alle Vorwürfe

Der 39-jährige Angeklagte wird beschuldigt, Hygienevorschriften missachtet und notwendige Mängelbehebungen aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt zu haben. Zudem wird ihm grob fahrlässige Tötung und grob fahrlässige schwere Körperverletzung bzw. grob fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Er bestreitet alle Vorwürfe.

Der Lebensmittelinspektor beschrieb den Betrieb als "sehr kompliziert", da keine Regelmäßigkeit in der Produktion erkennbar war. Die Käserei sei jedoch "nie besonders auffällig" gewesen, obwohl die Mängel gegen Ende hin "massiver" wurden. Ende 2021 wurde bei einer Kontrolle Schwarzschimmelbildung festgestellt, und es gab auch bauliche Mängel. Die Mängelbehebung wurde angeordnet, und Anzeige wurde erstattet.

Bereits 2018 wurden Listerien in Gullyproben im Reiferaum der Käserei nachgewiesen, und im Jahr darauf ergab eine erneute Überprüfung ein positives Ergebnis. In den Produkten selbst konnte damals jedoch keine Kontamination nachgewiesen werden. Nach 2019 wurde das Kajmak der Käserei nicht mehr auf Listerien untersucht. Zwischen März 2020 und Oktober 2022 kam es zu nachweislichen Gesundheitsschädigungen und Todesfällen durch kontaminierte Lebensmittel. Die Käserei wurde Ende 2022 endgültig geschlossen.

Käserei: Kühlkette wurde ebenfalls beleuchtet

Die Kühlkette des Betriebs wurde ebenfalls beleuchtet. Der Angeklagte gab an, immer mindestens drei Kühlwagen gehabt zu haben. Zeugen sagten jedoch aus, dass für die Auslieferung der Ware zwei Transporter verwendet wurden, bei einem davon war unklar, ob die Kühlung funktionierte, und ein weiteres Fahrzeug hatte lediglich Isolierung. Eine ehemalige Mitarbeiterin berichtete auch von zwei toten Ratten im Lagerraum und im Kaffeeautomaten.

Im September 2022 wurde ein Bakterienstamm, unter anderem im Reiferaum des Betriebs, nachgewiesen, und die Produktion wurde untersagt. Das Unternehmen rief Kajmak, Trinkjoghurt und Frischkäse zurück. Es stellte sich heraus, dass mehrere Erkrankungen in Wien auf denselben Listerienstamm zurückzuführen waren. Fünf Menschen verstarben nach dem Verzehr kontaminierter Produkte, zwei erlitten dauerhafte Hirnschädigungen, während drei weitere chronische Nierenschwächen, Lungenentzündungen oder Schwächezustände entwickelten.

Zeugin berichtete von Schwindel und Übelkeit

Eine 33-jährige Zeugin berichtete von Schwindel und Übelkeit nach dem Verzehr von Kajmak in einem Wiener Restaurant im Oktober 2022. Zwölf Tage später kam es zu einer Frühgeburt aufgrund von Listerien, bei der ihre Tochter eine Sepsis entwickelte und künstlich beatmet werden musste. Der Angeklagte argumentierte, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum des Produkts bereits Mitte September überschritten gewesen sein müsse, da im August zum letzten Mal an das Restaurant geliefert wurde. Er behauptete zudem, dass Restaurants häufig Produkte nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weiterverwendeten. Die Verhandlung wurde vertagt, um diesen Einwand weiter zu prüfen. Am 9. Januar wird unter anderem ein Verantwortlicher des geschlossenen Restaurants als Zeuge befragt, und es wird auch ein medizinisches Gutachten behandelt. Eine weitere Privatklägerin schloss sich dem Verfahren als Privatbeteiligte an.

(APA/Red)

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