Das planen Stadt und Vogewosi für die Bregenzer Südtirolersiedlung

Über 80 Jahre alt sind die Wohnblöcke der Südtirolersiedlung in Bregenz. Einige der Wohnungen stehen leer und sind in recht desolatem Zustand. Eine Initiative setzt sich seit längerem dafür ein, dass die Siedlung in ihrer Form für kommende Generationen erhalten bleibt. Die Wohnungen sollen hergerichtet und als leistbarer Wohnraum an junge Menschen weitervermietet werden. Vogewosi und Stadt Bregenz haben gemeinsam einen "Masterplan" erarbeitet, wie die Siedlung zukunftsfit werden soll. Dieser wurde am Mittwoch vorgestellt.

Bereits im Mai 2022 wurde die Südtirolersiedlung an der Rheinstraße in Bregenz für einen interdisziplinären Prozess ausgewählt. Die Anforderungen und Bedürfnisse an das Wohnen hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, informierte die Vogewosi damals die Bewohner. Man suchte daher mit Experten nach Ideen für die Zukunft des Wohnens in den Südtirolersiedlungen. Die Ergebnisse sind im sogenannten "Masterplan 801/Bregenz-Rheinstraße" zusammengefasst. Durch Nachverdichtung und teilweise Erneuerung sollen moderne, energieeffiziente und leistbare Wohnungen geschaffen werden. Ein Teil der Wohnanlage bleibt als baukulturelles Erbe erhalten.


Bregenz sei eine attraktive Stadt und ziehe viele Menschen an, verdeutlicht Bürgermeister Michael Ritsch. Er habe sich zum Ziel gesetzt, deutlich mehr leistbare Wohnungen zu errichten. "Gemeinsam mit der Vogewosi starten wir nun dieses richtungsweisende Projekt zur Schaffung von modernem Wohnraum", verdeutlicht Ritsch.
Der Masterplan wurde vom Stadtrat einstimmig befürwortet. "Hier verbindet sich modernes und leistbares Wohnen mit historischem Städtebau", so der Bürgermeister.


Die Südtirolersiedlungen sind laut Hans-Peter Lorenz der älteste Bestand, den die Vogewosi hat. Man müsse sich überlegen, wie es mit den Siedlungen künftig weitergehen werde. Es gebe ein großes Potential für Nachverdichtung, die Wohnungen seien sehr zentral gelegen. Die Siedlung Rheinstraße aus ca. 280 Wohnungen in 60 Häusern in Bregenz wurde als Pilotprojekt ausgewählt, wie Lorenz erklärt. Sie ist neben Schendlingen die kleinere der beiden Südtirolersiedlungen in Bregenz-Vorkloster. "Die Gebäude- und Wohnqualität entspricht absolute nicht mehr den heutigen Standards", gibt er zu verstehen. Sie seien in kürzester Zeit während des Zweiten Weltkrieges unter schwierigsten baulichen Bedingungen errichtet worden. "Die Wohnungen sind aus heutiger Sicht veraltet und unkomfortabel und daher sehr schwierig zu vermieten", verdeutlicht auch Wohnungsstadträtin Annette Fritsch. "Trotz aller Romantik, die bei Altbauten aufkommen könnte, muss man einfach sagen, die Gebäude sind schwer auf den heutigen Stand zu bringen", betont Hans-Peter Lorenz. Eine Sanierung der alten Wohnungen sei weder technisch noch finanziell machbar.


Im Ländle habe Wohnungen einen hohen Stellenwert, auch im sozialen Wohnbau seien die Anforderungen an Komfort und Nachhaltigkeit besonders hoch, betont der Vogewosi-Geschäftsführer: "Zum zeitgemäßen Wohnen zählen heute energiesparende Heizsysteme und Isolierungen, Barrierefreiheit, helle Räume und moderne Badezimmer, ein wirkungsvoller Lärmschutz sowie Freiflächen bei der Wohnung, ebenso Allgemeinräume für Müll, Fahrrad- und Kinderwagenabstellplätze sowie Parkplätze und Tiefgaragen." Die Südtirolersiedlung Bregenz-Rheinstraße erfülle keine dieser Anforderungen – im Gegenteil. Die 80 Jahre alte Bauweise lasse vieles vermissen, was heute selbstverständlich sei. Geheizt wird etwa mit Einzelöfen, es gibt weder Balkone noch Terrassen. Auch Lifte sucht man vergebens, stattdessen gibt es steile Holztreppen und enge Stiegenhäuser. Besonders problematisch sei der fehlende Lärmschutz. Der Energieverbrauch sei doppelt bis dreimal so hoch wie der derzeitige Standard der Vogewosi, so Lorenz.
Wie sieht der Masterplan aus?
In mehreren Sitzungen wurde die Thematik in einer internen Arbeitsgruppe diskutiert. Der Masterplan bildet die Grundlage für einen Architekturwettbewerb, der im kommenden Jahr ausgeschrieben wird. Ein Teil der bestehenden Wohngebäude aus den 40ern wird durch neue Wohnhäuser ersetzt. Ein Teil bleibt erhalten. Insgesamt werden nach der Fertigstellung rund 400 Wohnungen zur Verfügung stehen, das sind 120 mehr als heute. Rund 230 Wohnungen werde neu errichtet und können als moderne und leistbare Wohnungen vermiete. "Obwohl die Wohnanlage Bregenz-Rheinstraße nicht unter Denkmalschutz steht, war es uns wichtig, den baukulturellen Wert der Südtirolersiedlungen zu beachten. Wir werden daher den Südtirolerplatz mit dem Torbogen als städtebauliches Element erhalten", gibt Lorenz zu verstehen. Wie die städtebauliche Gestaltung in Zukunft aussehen werde, könne man heute noch nicht sagen. "Sobald der Architekturwettbewerb entschieden ist, werden wir den Bewohnern das Projekt vorstellen. Ein Baubeginn ist aus heutiger Sicht frühestens ab dem Jahr 2026 zu erwarten."



Am Dienstag wurden alle Bewohner mit einer Broschüre über den Masterplan informiert, wie Vogewosi-Prokuristin Carina Welzig-Steu verdeutlicht. Man werde das Gespräch mit jedem Bewohner suchen und in Abklärung mit der Stadt Bregenz versuchen, eine individuelle Lösung für den jeweiligen Bewohner zu finden. Die Reaktionen seien durchwegs positiv, so Welzig-Steu. Erste Bedürfnisse wurden bereits vorgemerkt. Wer schon lange in eine neue, barrierefreie Wohnunge umziehen wollte, soll dies laut Michael Ritsch auch können. Wer in einer Südtiroler-Wohnung bleiben will, dem soll dies auch möglich sein. Man werde versuchen, alle Mieter aufzufangen.
(VOL.AT)