Kaum eine Künstlerin ist mit einer derart einzigartigen Stimme gesegnet, wie die gefeierte Grammy-Preisträgerin Macy Gray.
Nach der kurzfristigen Absage ihres Konzerts in Berlin wenige Tage zuvor kam das Publikum des bis auf den letzten Platz gefüllten Prachtclubs in Dornbirn in den Genuss einer fulminanten Show. Im Gespräch mit VOL.AT gewährt Macy Gray Einblick in ihr aktuelles Schaffen und ihr neues, gemeinsam mit ihrer Band "The California Jet Club", produziertes Album.
Gesundheitliche Probleme: Die Show muss weitergehen
Zunächst hieß es aber Abwarten für die 500 Gäste im vollen Conrad Sohm. Ihr zwei Tage zuvor in Berlin anvisiertes, einziges Konzert in Deutschland musst die R'n'B-Sängerin aufgrund gesundheitlicher Beschwerden absagen. Umso größer war dann der Applaus als Macy Gray und "The California Jets" dann die Bühne des legendären Clubs an der Dornbirner Ach betraten.

Von der ersten Sekunde an zog die 56-Jährige das Publikum in ihren Bann – auch wenn ihr gesundheitlicher Zustand die Künstlerin gelegentlich zu kurzen Pausen zwang. Größtes Lob gilt auch ihrer Band, das Arrangement mit zwei Schlagzeugern, Keyboard und Bass bot einen funkig-souligen Rahmen für die Show. Getragen von der verletzlichen Intimität der kalifornischen Sängerin, was sich auch in der Auswahl der Songs und der Art und Weise der Interpretation widergespiegelt hat.

Facettenreicher Mix: Von Radiohead-Cover bis zu eigenen Hits
Spätestens mit dem zweiten Song, einem Cover von Radioheads "Creep" hatte Macy Gray das Publikum für sich gewonnen, es folgte ein facettrenreicher Mix ihres ganzen Repertoires.
Und bei der US-Amerikanerin spielt es keine Rolle, ob sie sich an Neuinterpretationen von den aus Tarantino-Filmen bekannten Nummern "Bang Bang (I Shot My Baby Down)" von Nancy Sinatra sowie "Stuck In The Middle With You" von Steelers Wheelers wagt.

Oder dann ihre eigenen Songs, auch aus dem neuen Album, die definitiv eine Art Neustart und einen "Reset" darstellen. Wer Macy Gray bestellt, bekommt Macy Gray.
Abschied mit Welthit: "I Try" begeistert das Publikum
Nach rund zweieinhalb Stunden, inklusive einer Pause, fand aber auch ihre Show ein Ende, selbstverständlich nicht ohne ihren Welthit "I Try", für den sie auch den Grammy erhalten hatte, in einem begeisterten Conrad Sohm zu performen. Dass es auch der Sängerin gefallen hatte, bestätigte sie einerseits mit direkt ans Publikum gewandten Worten, in denen sie jedem Gast den Status eines Superstars zusprach. Oder auch im Gespräch mit VOL.AT, denn ohne die positive Energie des Dornbirner Publikums hätte sie den Auftritt wohl so nicht über die Bühne gebracht. Vielen Dank, Macy Gray, und hoffentlich bis auf bald.
Macy Gray im Video-Interview mit VOL.AT
VOL.AT: Vor einigen Tagen mussten Sie Ihr Konzert in Berlin absagen. Vielen Dank dafür, dass Sie diese wunderbare Show im Conrad Sohm gespielt haben. Wie fühlen Sie sich nach ihrem Auftritt?
Macy Gray: Ja, es geht mir besser. Ich habe seit fünf Jahren keine Show mehr abgesagt, und davor hatte ich etwa zehn Jahre lang keine Show abgesagt. Live-Shows sind für mich eine große Sache, und ich liebe Berlin. Also habe ich es wirklich bedauert, aber ja, ich hatte einfach eine schwere Zeit. Aber es wird besser, und ich habe es heute Abend auf der Bühne ein wenig gespürt, aber wir haben es geschafft und danken allen, die gekommen sind. Das Publikum hat es heute einfach besser gemacht.
VOL.AT: Ihre Show war fantastisch und symbolisierte auch Ihr neues Album "Reset". Können Sie uns etwas über diese neue Produktion erzählen?

Macy Gray: Ja, das ist ein Album, das ich mit meiner Band gemacht habe. Ich bin schon lange mit meiner Band auf Tour und wir haben immer darüber gesprochen, ein Album zusammen zu machen. Jetzt haben wir es endlich geschafft. Wir haben es während der Pandemie produziert. Es war eine wirklich gute Zeit, ein Album zu machen, weil jeder viele Meinungen und Emotionen in sich trug. Ich bin wirklich stolz darauf. Es ist großartig geworden. Es hat mich aus meiner Komfortzone herausgeholt, weil ich es mit meiner Band gemacht habe. Und der Einfluss einiger wirklich großartiger Musiker ist deutlich spürbar.
VOL.AT: Heute haben Sie auch einige Cover-Songs gespielt, wie "Stuck in the Middle With You" oder "Creep". Wie wählen Sie solche Songs aus?
Macy Gray: Für mich kommt es zuerst auf die Texte an, weil ich Dinge singen muss, mit denen ich mich identifizieren und die ich fühlen kann. Wie haben viele Covers ausprobiert, und manchmal hat es musikalisch einfach nicht funktioniert. Aber bei dem einen oder anderen Song hat es geklappt.
VOL.AT: Es war sehr berührend, als Sie heute zu den Leuten im Publikum sagten, dass sie alle Superstars sind. Wie war das Gefühl für Sie heute in Dornbirn?
Macy Gray: Nun, ich glaube das wirklich. Ich denke, dass es sich lohnt, jeden zu treffen. Genau wie meine Fans kommen, um mich zu sehen, komme ich auch, um sie zu sehen. Und deshalb ist es mir wichtig, dass wir eine Verbindung herstellen und uns zu Beginn der Show kennenlernen.
(VOL.AT)