"Fifty-fifty-Chance" - Speed-Auftakt kämpft erneut mit Wetter

Nach der Absage im Vorjahr wegen Schneemangels wackelt die diesjährige Ausgabe gehörig, weil unaufhörlicher Schneefall droht. Sollte am Wochenende tatsächlich gefahren werden, beginnt für Marko Pfeifer das zweite Jahr seiner Cheftrainer-Tätigkeit im ÖSV. "Ich möchte schon, dass wir mehr als vier oder fünf Rennen gewinnen", wiederholte er die Devise dafür.
Wind und Schnee vorhergesagt
Am Donnerstag musste das Training auf der 3,8 Kilometer langen Gran Becca wegen starken Schneefalls abgesagt werden, auch für die folgenden Tage sind weitere Niederschläge und Wind vorhergesagt. Noch wird jedoch am Programm festgehalten und auf passende Wetterfenster gehofft. Eine neuerliche Absage beider Rennen am Samstag und Sonntag (jeweils 11.30 Uhr) wäre für die Veranstalter und besonders für die FIS-Spitze, die das grenzübergreifende Speed-Opening unbedingt realisieren will, ein weiterer PR-Reinfall.
Pfeifer würde nicht grundsätzlich sagen, "dass es komplett sinnlos ist", hier zu fahren, beteuerte er am Donnerstag. "Aber man muss sicher, wenn man zu dem Zeitpunkt hergeht, damit rechnen, dass es eine Fifty-fifty-Chance ist. Du kannst einmal eine gute Woche erwischen. Aber ob du zwei Rennen und zwei Trainings runterfahren kannst ...", zeigte sich der Kärntner skeptisch. Die Rennen ins Frühjahr zu verlegen, sei auch andiskutiert worden. "Aber da geht es anscheinend wegen den Quartieren und gewissen anderen Umständen nicht."

ÖSV-Trainer will Steigerung sehen
Aus seinem Team zählt, wenn man die Richtwerte der vergangenen Jahre hernimmt, in erster Linie Vincent Kriechmayr zu den Sieganwärtern. Bei den übrigen Athleten will der 49-Jährige im Saisonverlauf eine Steigerung sehen. Bei Daniel Hemetsberger gehe die Leistungskurve stetig nach oben, vom wieder voll fitten Daniel Danklmaier erhoffe er sich ebenso eine Weiterentwicklung. Marco Schwarz sei im Speed-Bereich "das große Fragezeichen. Er wird sicher noch brauchen. Aber je nachdem, welchen Charakter die Strecke hat, oder welche Abfahrt wir fahren werden, sehe ich ihn schon immer wieder scharf."
Von der "sogenannten jüngeren Generation" um Felix Hacker, Stefan Rieser und Manuel Traninger erwarte sich Pfeifer, "dass sie uns über den Europacup Fixplätze einfahren" und bei etwaigen Weltcupstarts unter die Top 30 kommen. "Man muss die Kirche im Dorf lassen. Dass die ohne die Umfänge da voll reinpressen, das wird nicht der Fall sein", betonte er. Trainingskilometer holen heißt es auch für Raphael Haaser, Julian Schütter, Andreas Ploier und Lukas Feurstein, die am Freitag Richtung Beaver Creek abheben.
Bis zu 170.000 Franken Preisgeld
Für die vorerst in Europa bleibenden Kriechmayr und Co. geht es in Zermatt/Cervinia auch um ein paar Annehmlichkeiten, die den Sonderstatus des Rennens untermauern. So wird die schweizerisch-italienische Grenze auf der Strecke durch einen Torbogen markiert, an dem Zollbeamten beider Länder postiert sind. Auch in Sachen Preisgeld lässt man sich nicht lumpen: Der Sieger erhält 60.000 Schweizer Franken (62.506 Euro) sowie einen Gutschein für eine Matterhorn-Besteigung. Wenn ein Athlet beide Rennen gewinnen sollte, bekäme er zu den 120.000 noch 50.000 Franken Extraprämie drauf. Nur in Kitzbühel, wo man 100.000 Euro für den Sieg erhält, können die Alpin-Stars noch mehr Preisgeld lukrieren.
Wasser auf Mühlen der Kritiker
Bei einer Totalabsage wären diese Bemühungen des OK-Teams umsonst gewesen, und noch mehr Wasser würde auf die Mühlen der Kritiker fließen. Viele sehen in dem Event ja ohnehin nur einen mit gigantischem Aufwand betriebenen Marketing-Gag auf Kosten der Gletscher. "In Zeiten der Klimakrise ist es absurd, mit schweren Geräten den Untergang der letzten Gletscher zu beschleunigen. Die FIS muss endlich diese Zerstörung stoppen und Gletscherschutz im Verband verankern", erneuert Greenpeace-Expertin Ursula Bittner den Standpunkt der Umwelt-Organisation, nachdem auf beiden Seiten der Grenze Verfahren wegen der Vorbereitungsarbeiten eröffnet worden sind.
(APA)