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Waffen für Russland: Die Spur führt auch ins benachbarte Allgäu

©Canva
Österreichische und Allgäuer Waffen die trotz Sanktionen ihren Weg nach Russland finden? Offenbar ein Geschäft im großen Stil, wie eine Reportage nun aufdeckt. Der Weg der Waffen vom Bodensee nach Russland.

Eine Reportage der Rechercheplattform Correctiv offenbart, wie Waffen eines in der Allgäuer Nachbarschaft zu Vorarlberg ansässigen Jagdausrüstungsunternehmens über Umwege ihren Weg an die Front in der Ukraine zu finden scheinen.

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Blaser GmbH: Ein Traditionsunternehmen mit internationalem Fußabdruck

Die in Isny im Allgäu, unweit des Bodensees ansässige Blaser GmbH ist bekannt für ihre hochwertige Jagdausrüstung und insbesondere für die Herstellung von Jagdgewehren. Auf der Homepage beschreibt sich das Unternehmen selbst wie folgt: "Seit mehr als 60 Jahren entwickeln und produzieren wir in Isny im Allgäu innovative Jagdwaffen mit kompromisslosem Qualitätsanspruch."

Jagdwaffe oder Scharfschützengewehr für Wagner Söldner?

Auf dem russischen Telegram-Kanal „The Mile“ wurden am 16. September 2023 Bilder einer Waffenlieferung veröffentlicht, welche ein R8 Gewehr der Blaser GmbH beinhalten. Der Kanal ist bekannt für seine Verbindung zur Söldnergruppe Wagner, die in den Krieg in der Ukraine involviert ist.

Das R8 gilt als das Aushängeschild der Firma Blaser. Im Werbeprospekt wird das Gewehr folgendermaßen angepriesen: "Genauso vielfältig wie die Jagd sind die Ansprüche der Jäger an die Jagdwaffe. In genialer Weise vereint die Blaser R8 alle für die Jagd wichtigen Eigenschaften in einem einzigartigen Gesamtpaket. Viele wesentliche Elemente wurden bereits kopiert, doch in der Summe ihrer Eigenschaften ist die R8 bis heute unerreicht."

Der undurchsichtige Pfad der Waffenlieferungen

Die Untersuchung von Correctiv, unter Einbeziehung von russischen Journalisten, Waffenexperten und einem Analysten von Exportdaten, zeigt auf, dass trotz Ausfuhrbeschränkungen umfangreiche Waffenlieferungen westlicher Hersteller, darunter Blaser, ihren Weg nach Russland finden. Laut russischer Importdatenbank wurden seit Kriegsbeginn in der Ukraine knapp 7.300 Schusswaffen und nahezu acht Millionen Schuss Munition importiert, die aus westlichen Ländern stammen. Im Fokus steht hier die Verbindung zwischen Deutschland und Kasachstan, einem Mitglied der Eurasischen Wirtschaftsunion mit Russland, welches als mögliche Drehscheibe für die Weiterleitung von Waffen nach Russland betrachtet wird. Speziell der kasachische Waffenhändler Korgan Center, der eine breite Palette an Blaser-Waffen anbietet, zeigt die potenzielle Route der Waffen nach Russland auf.

Die Firma Blaser bestätigte auf Nachfrage des Correctiv, die in der Datenbank aufscheinenden Waffen "in andere Länder" ausgeführt zu haben.

Mangelnde Kontrolle und rechtliche Herausforderungen

Die Reportage stellt die deutsche Exportkontrollbehörde, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), in den Mittelpunkt der Diskussion und zeigt die Begrenzungen der aktuellen Überwachungs- und Kontrollmechanismen auf. Die Ausfuhr von Waffen wie den Blaser-Produkten nach Russland ist durch Sanktionsbeschränkungen verboten, doch die Reportage zeigt, dass diese Waffen durch Zwischenhändler in anderen Staaten, wie beispielsweise Kasachstan, ihren Weg nach Russland finden können. Die Ermittlungsmöglichkeiten der Behörden enden, sobald die nötigen Ausfuhrpapiere vorgelegt werden, und insbesondere innerhalb Europas gibt es kaum Barrieren für den Waffenhandel.

Politische Reaktionen und mögliche Lösungen

Die Reportage bringt auch die Reaktionen politischer Akteure zum Ausdruck. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter fordert eine Anpassung der Exportkontrollen und schlägt vor, Deutschland solle sich den USA anschließen und den Export ziviler Schusswaffen aussetzen. Das Ziel ist, sicherzustellen, dass solche Waffen nicht in die Hände russischer Akteure gelangen, die im Ukraine-Krieg involviert sind.

Auch österreichische Waffen in großem Stil in Russland aufgetaucht

Die Reportage bringt ebenfalls das Aufkommen österreichischer Waffen auf dem russischen Markt zur Sprache. Insbesondere werden Pistolen des österreichischen Herstellers Glock erwähnt, die seit Kriegsbeginn in erheblichem Umfang nach Russland exportiert wurden.

Fotos zeigen den früheren stellvertretenden russischen Premierminister Dmitry Rogoschin, wie er im Oktober des vergangenen Jahres in Donezk mit einer Glock-Pistole posiert.

Darüber hinaus wurden auch auf dem Anwesen des mittlerweile verstorbenen Chefs der Söldnertruppe Wagner, Jewgenij Prigoschin, Glock-Pistolen sichergestellt. Diese Entwicklungen legen nahe, dass neben deutschen auch österreichische Waffenhersteller in den undurchsichtigen und potenziell rechtswidrigen Waffenhandel mit Russland involviert sein könnten, was die Komplexität und das Ausmaß des Problems weiter unterstreicht.

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